Eine Person aus der Region hatte sich bei Mario-Barth-Konzert angesteckt. Schüler müssen Impfausweis vorweisen

Kreis Segeberg. Der Auftritt des Comedians Mario Barth im März dieses Jahres in Hannover hat weitreichende Folgen: Wahrscheinlich hat sich eine Person aus dem Kreis Segeberg im Zuschauerraum mit Masern angesteckt. Das hat das Kreisgesundheitsamt ermittelt. Bis heute ist die Zahl der an Masern erkrankten Personen im Kreis Segeberg auf 18 angestiegen. Zwölf Erwachsene und sechs Kinder haben sich angesteckt. Für die Amtsärzte ist das eine alarmierende Zahl. „Das ist knackig“, sagt Boris Friege, Arzt für Infektionsschutz im Kreisgesundheitsamt Segeberg. Es sei noch keine Epidemie, aber ein regionaler Ausbruch. „Es kann groß werden.“

Seit März beobachten die Amtsärzte das Voranschreiten der Masern im Kreis Segeberg. Allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz steigt die Zahl der Fälle. Aktuell ist an der Dr.-Gerlich-Grund- und Förderschule in Trappenkamp ein Kind aus dem Grundschulbereich an Masern erkrankt. Die Schutzmaßnahmen wurden sofort nach Bekanntwerden des Falles in Gang gesetzt: Vor dem Betreten des Schulgebäudes mussten die Schüler ihre Impfausweise vorlegen. Ersatzweise eine Bescheinigung, dass sie gegen Masern immun sind. Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamtes halfen dem Schulpersonal bei der Kontrolle. Insgesamt 175 Schüler waren am Montag zur Schule gekommen, 40 zu Hause geblieben. Sechs Schüler durften das Schulgebäude nicht betreten, da sie keinen Impfausweise vorzeigen konnten. Am Dienstag wurde nachkontrolliert. „Die Eltern sind sehr einsichtig“, sagt Schulleiter Sven Teegen. „Sie sind insgesamt entspannt und verstehen die Maßnahme.“ Das Kollegium hatte sich von den Amtsärzten informieren lassen.

Bis zum kommenden Freitag gilt das Betretungsverbot für alle nicht geimpften Schüler und Lehrer, dann soll die Ansteckungsgefahr gebannt sein. Sollte es während dieser Zeit zu weiteren Erkrankungen kommen, müssen die Eltern sofort aktiv werden, mit den Kindern zum Arzt gehen und die Schule in Kenntnis setzen. Die niedergelassenen Ärzte haben die Pflicht, eine Masernerkrankung an die zuständigen Gesundheitsämter zu melden. Die wiederum melden die Fälle weiter an das Robert-Koch-Institut in Berlin.

Weil das Kreisgesundheitsamt die Ausbreitung der Masernfälle im Kreis Segeberg genau beobachtet, wurde festgestellt, dass alle Fälle zusammenhängen. Das bedeutet: Die Person, die sich in Hannover während des Auftritts von Mario Barth infiziert hat, ist der Auslöser für alle weiteren Erkrankungen im Kreisgebiet. Etwas die Hälfte der erkrankten Personen wurde in Krankenhäusern unter strenger Abschirmung behandelt. Alle bisher erkrankten Personen leben im östlichen Bereich des Kreises Segeberg. Das Masernvirus wird durch Tröpfcheninfektion (Sprechen, Husten, Niesen) übertragen und führt bereits bei kurzem Kontakt zu einer Infektion. Nach Angaben von Boris Friege reicht es aus, wenn ein an Masern erkrankter Mensch mit anderen in einem normal großen Raum ist – eine Ansteckung sei dann unausweichlich. „Eine Übertragung innerhalb von zwei bis drei Metern ist jederzeit möglich.“ Bei Erwachsenen können erhebliche Komplikationen auftreten.

In der Allgemeinen Klinik der Segeberger Kliniken hatten zwölf Mitarbeiter Kontakt mit den Patienten, alle müssen sich einem Bluttest unterziehen, um zu prüfen, ob bei ihnen die Fähigkeit zur wirksamen Immunabwehr (Immunkompetenz) vorliegt. In einem Falle musste das Kreisgesundheitsamt ein Beschäftigungsverbot aussprechen.

Für Boris Friege ist die Ausbreitung der Masern bedenklich. Im vergangenen Jahr war eine Person aus dem Kreis Segeberg an Masern erkrankt. Diese wiederum hatte sich in Bayern infiziert. 2013 waren vor allem in Berlin und Bayern Masernerkrankungen aufgetreten. Bekannt ist dem Amtsarzt derzeit nicht, ob sich während des Auftritts von Mario Barth weitere Besucher aus anderen Bundesländern angesteckt haben. Er hält es allerdings für sehr wahrscheinlich.