Von Country- bis Indie-Rock: Die Norderstedter können sich am Sonnabend im Stadtpark auf einen interessanten Abend mit abwechslungsreicher Musik freuen

Norderstedt. Draußen und umsonst: Am Sonnabend, 31. Mai, veranstaltet die Music-Werkstatt zum siebten Mal das Festival am See im Norderstedter Stadtpark. Nicht direkt am See, aber nur wenige Meter weiter auf der Waldbühne spielen vier Bands, die alle aus den USA kommen, schon lange im Musikgeschäft sind und zum Teil auch schon in Norderstedt aufgetreten sind.

Zu Beginn, um 18 Uhr, treten Tom Gillam und David Spencer auf, ab 19 Uhr steht Hollis Brown auf der Bühne, gegen 20.30 Uhr kommen Dan Stuart und Chris Cacavas, ab 21.30 The Great Crusades. Country-Rock, Indie-Rock, Mainstream-Rock, Folk-Rock – die Zuhörer können sich auf einen interessanten Abend mit abwechslungsreicher Musik freuen.

Tom Gillam: Die Europa-Karriere des US-Amerikaners kam 2007 durch den Beginn der Zusammenarbeit mit dem stilsicheren deutschen BlueRose-Records Label in Fahrt. Die ersten Tourneen zeigten ihn der deutschen Americana- und Roots-Szene zunächst als Sideman von Joseph Parsons. Weitgehend im Nebel blieb lange die Tatsache, dass es für Tom Gillam bereits ein musikalisches Leben davor gab. Drei frühe Alben stehen auf seinem Konto, die sicher nicht oft über den Atlantik geflogen wurden. In Tom Gillams Musik findet man 70er-Jahre Country-Rock à la Poco, Eagles und Joe Walsh. Dazu ganz viel Americana im Stile von Steve Earle und John Hiatt bis zum gesunden, kraftvollen Mainstream-Rock eines John Mellencamp oder Bob Seeger. Begleitet wird der Amerikaner von dem Multiinstrumentalisten David Spencer.

Dan Stuart: Der 1961 geborene Musiker aus Los Angeles war der Leader der legendären Post-Punk-Band Green On Red, die im letzten Jahrtausend der Welt kräftig Feuer unterm Hintern machte. Dann bildete Stuart zusammen mit Steve Wynn das ebenfalls legendäre Duo Danny & Dusty. Seine Auferstehung aus der Gruft der lebenden Legenden feiert er nun als Marlowe Billings – einer in Südmexiko lebenden Figur des Kult-Autors B. Traven – mit seinem grandiosen Jahrtausend-Solo-Debüt „The Deliverance of Marlowe Billings“. Auf dem Festival wird Dan Stuart begleitet von Chris Cacavas.

Hollis Brown– das sind die die fünf Musiker Mike Montali, Jonathan Bonilla, Dillon Devito, Andrew Zehnal und Adam Bock. Der Name der Band geht auf „The Ballad Of Hollis Brown“ von Bob Dylan zurück. In diesem Blues-Song, der 1964 auf Dylans drittem Album „The Times They Are A-Changin“ veröffentlicht wurde, erzählt er die Geschichte eines armen Bauern aus South Dakota, der aus Verzweiflung seine Frau, seine Kinder und dann sich selbst tötet.

Über das Debütalbum „Ride On The Train“ der Band Hollies Brown schrieb ein Kritiker, es sei ein Schmuckstück, voll von unvergesslichen Songs mit straffen Klängen, die nur enthielten, was notwendig sei, um ein gutes Musikstück zu Ende zu bringen.

The Great Crusades sind vier Musiker aus Chicago. Drei von ihnen heißen Brian, der vierte und einzige Nicht-Brian spielt sein Schlagzeug im Stehen, und alle vier geben sich recht distinguiert, tragen schwarze Anzüge und Krawatten, einer sogar einen Hut. Dieses Outfit verleiht ihnen – besonders, wenn die Jacken vor Schweiß triefen, die Krawatten aus den aufgerissenen Kragen baumeln und die Zigaretten im Zwielicht aus den Mundwinkeln hängen – etwas Verruchtes, ja Mafiöses.

Diese Doppelbödigkeit spiegelt sich auch in ihrer Musik wider, denn die Great Crusades haben sich eine ziemlich einzigartige Nische zwischen straightem Rock, einer moderaten, aber immer präsenten Punk-Attitüde sowie Americana- und Blues-Versatzstücken erspielt. Hinzu kommt die beeindruckende Stimme des Sänger-Brian, irgendwo zwischen vollem Aschenbecher und leerem Whiskeyglas pendelnd, in ihrer ausdrucksstarken, heiseren Rauheit fast Tom Waitssche Dimensionen erreichend.

Die Music-Werkstatt, Kulturträger in Norderstedt, hat das Festival mit Unterstützung der Sparda-Bank, der Stadtpark Norderstedt GmbH und dem Erlebnisbad Arriba auf die Beine gestellt. Sollte es am Sonnabend regnen, wird auf der Bühne trotzdem gespielt, denn das Kulturwerk steht als Ausweichquartier nicht zur Verfügung. 2500 bis 3000 Besucher sind zu den vergangenen Rockfestivals in den Norderstedter Stadtpark geströmt, eine ähnlich große Resonanz wird wieder erwartet.