CDU-Politiker aus Hasenmoor bleibt im Europaparlament. Im Kreis büßt die Union Stimmen ein, die SPD gewinnt hinzu

Norderstedt. 58,8 Prozent für die CDU, das ist natürlich ein Lokalphänomen. Doch über dieses Ergebnis wird sich Reimer Böge besonders freuen, schließlich geht es um seine Heimatgemeinde Hasenmoor, wo die Christdemokraten entgegen dem Bundestrend immerhin fünf Stimmen mehr bekamen als noch vor fünf Jahren.

Was keine Überraschung ist: Böge, 62 Jahre alter selbstständiger Landwirt aus dem Kreis Segeberg, behält seinen Abgeordnetensitz im Europäischen Parlament. Der Wiedereinzug galt als sicher, da der Landesvorsitzende der Union zugleich auch die Landesliste auf Position eins anführte. Seit 1989 ist Böge Europapolitiker, pendelt zwischen dem Sitz des Parlaments im französischen Straßburg, Sitzungen in Brüssel und der Heimat in Hasenmoor. Derzeit ist er Mitglied des Haushaltsausschusses.

Dass entgegen vieler Prognosen die Wahlbeteiligung sogar gestiegen ist, das Interesse an europäischen Themen also zumindest nicht abgenommen hat, ist laut Böge ein Erfolg. „Ich freue mich, dass bei der Beteiligung die Trendumkehr gelungen ist. Die Befürchtungen, dass wir bei dieser Europawahl mit einer noch niedrigeren Wahlbeteiligung als 2009 zu rechnen haben, sind nicht eingetreten.“

Im Vergleich zur Abstimmung vor fünf Jahren wurden fast 88.000 Stimmen (Wahlbeteiligung: 42,5 Prozent) abgegeben, was einem Zuwachs von sechs Prozent entspricht oder umgerechnet 14.000 Wähler.

Eventuell hat aber auch die euroskeptische Alternative für Deutschland viele Nichtwähler mobilisiert. Aus dem Stand gelangen den Newcomern zumindest auch im Kreis starke Resultate. In Norderstedt waren es 7,5 Prozent, in Kaltenkirchen 8,4 Prozent und in Henstedt-Ulzburg sogar 8,43 Prozent.

Reimer Böge erteilte den Bestrebungen der AfD bereits eine Absage: „Wir lassen uns von den Splitterparteien das Zukunftsprojekt Europa nicht kaputtreden.“

Den Kontrast zur AfD bildet die FDP ab, die krasse Verluste hinnehmen musste. Auffällig ist das Minus von 19,6 auf nur noch 5,33 Prozent in Bad Bramstedt. Gleichwohl könnte hiermit aber auch eine Quittung verbunden sein für die forsche Rolle der Liberalen bei kommunalen Themen in der Kurstadt – etwa als Initiator eines Bürgerentscheids gegen den Abriss des Hauses der Sozialen Dienste.

Ähnlich schlecht sah es in Norderstedt (minus 10 Prozent) und Kaltenkirchen (minus 13,8 Prozent) aus; in Henstedt-Ulzburg waren es vergleichsweise „nur“ 4,7 Prozent.

Kreisweit haben sich die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden großen Parteien ein wenig verschoben – CDU und SPD sind nur noch 3,9 Prozent voneinander entfernt. Das liegt an den Zuwächsen bei den Sozialdemokraten, die im gesamten Kreis 9,2 Prozent mehr erhielten als noch 2009, während die Union 2,5 Prozent einbüßte.

Dieser Trend hat in Norderstedt dazu geführt, dass die SPD die Wahl sogar gewonnen hat mit 35,2 Prozent (CDU: 31,2). Die Grünen kamen auf 11,3 Prozent, die Linke legte leicht zu auf 5,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 44,4 Prozent (2009: 37,9), mehr als 4000 Bürger gaben im Vergleich zur letzten Wahl diesmal ihr Votum ab.

In der Gemeinde Henstedt-Ulzburg feierte die SPD (34,19 Prozent) einen Gewinn von 12,73 Prozent, während die CDU (33,52 Prozent) 3 Prozent verlor. Für Horst Ostwald, Pressesprecher der Sozialdemokraten im Kreis und Fraktionschef in Henstedt-Ulzburg, ist der Erfolg auf die Person Martin Schulz zurückzuführen.

„Wir hatten mit Martin Schulz einen starken Direktkandidaten. Die CDU hatte das nicht. Schulz ist jemand, der für Europa kämpft. Wir sind ehrlich gewesen mit unserer Zusage pro Europa.“ Die Union hätte hingegen mit Populismus versucht, einen Stimmenverlust an die AfD zu verhindern.

Auch künftig besteht laut Ostwald die Herausforderung darin, der Bevölkerung nahezubringen, welche Bedeutung europäische Politik schon heute für das tägliche Leben hat. „Wir haben schon im Wahlkampf immer versucht zu erklären, welche EU-Themen für Henstedt-Ulzburg relevant sind.“