Bürgerinitiative „HU-Transparent“ kämpft gegen verdichtete Bauweise im Ulzburger Ortskern

Henstedt-Ulzburg. Der Streit um das Bauvorhaben der Hesebeck-Erben im Henstedt-Ulzburger Kronskamp schwelt weiter. Vorläufiger Höhepunkt des Konflikts um den über zwölf Meter hohen Neubau der Familie Langbehn ist eine anwaltliche Klageandrohung gegen Familie Pütz. In ihr droht der Vertreter der Bauherrengemeinschaft, Bernd Langbehn, mit einer Klage, falls Thomas Pütz öffentlich zu einem Boykott des Möbelhauses Hesebeck aufruft. Langbehn ist Geschäftsführer des Möbelhauses. In einem Antwortschreiben hat Familie Pütz bereits eingelenkt und klargestellt, dass sie nicht zu einem Boykott aufruft. „Wir werden die Bürger aber weiterhin über das Treiben von Herrn Langbehn hier im Kronskamp informieren. Das sehen wir auch als unsere Bürgerpflicht“, sagt Katja Pütz.

Wie berichtet, möchte Bernd Langbehn auf dem ehemaligen Grundstück des verstorbenen Werner Hesebeck ein 12,34 Meter hohes Haus für acht Parteien bauen lassen – inmitten von Einfamilienhäusern. Direkte Nachbarn wie Familie Pütz fühlen sich von dem vergleichsweise hohen Gebäude gestört. Inzwischen haben sie eine Bürgerinitiative gegründet. Unter dem Namen „HU-Transparent“ wollen sie die Bürger informieren und sich gegen eine verdichtete Bauweise im Ulzburger Ortskern einsetzen.

Noch hat das Bauamt den Bau nicht genehmigt. Dem Abendblatt bestätigte es aber auf Anfrage, dass die Pläne Langbehns mit dem gültigen Bebauungsplan übereinstimmen. Dieser sieht keine Höhenbegrenzung für das Grundstück vor. Gebaut werden dürfen zwar lediglich zwei Stockwerke. Die zwei geplanten sogenannten Staffelgeschosse sind jedoch zulässig. Die Anwohner des Kronskamps haben beim Bauamt trotzdem einen sogenannten präventiven Nachbarwiderspruch eingelegt. Zusätzlich prüfen sie zurzeit, ob sich der Gang vor das Oberverwaltungsgericht lohnt.

Langbehn sieht sich nicht nur im Recht. Auch die Politik habe ihm bisher stets den Rücken gestärkt, die Nachverdichtung sei politisch gewollt und beschlossene Sache. In der Tat hatte Horst Ostwald (SPD), Vorsitzender des Umwelt- und Planungsausschusses, im Namen aller Fraktionen in einem Brief Bernd Langbehn in seinem Bauvorhaben bestärkt. Hintergrund: Bei einem Einschreiten der Politik müsste die Gemeinde hohe Schadenersatzforderungen Langbehns fürchten. Carsten Schäfer (BfB) setzt sich deshalb wie andere Politiker auch für eine einvernehmliche Lösung des Streits ein. Er empfiehlt, Schiedsleute oder Mediatoren hinzuzuziehen. Doch der Vorschlag stößt bei Langbehn auf wenig Gegenliebe.

Wenn auch ein Einlenken Langbehns derzeit unwahrscheinlich erscheint, durch den Einsatz der Bürgerinitiative steht die generelle Ortsentwicklung und der Umgang mit Verdichtungsplänen plötzlich ganz oben auf der politischen Agenda. Im Zentrum der Überlegungen steht dabei die Informationspolitik der Verwaltung. Während die SPD fordert, künftig allen von Bebauungsplänen betroffenen Bürgern einen Brief zu schicken, setzt sich Carsten Schäfer dafür ein, im Umfeld der betroffenen Gebiete Handzettel zu verteilen. „Spätestens dann wird niemand mehr behaupten können, er habe nichts gewusst“, so Schäfer. Kurt Göttsch (WHU) sieht grundsätzliche Probleme in der stückweisen Änderung von Bebauungsplänen. „Es werden dauernd Richtlinien für einzelne Grundstücke geändert“, sagt er. So könne keine verlässliche Ortsentwicklung betrieben werden. Die Politiker nimmt er in Schutz. „Solche B-Pläne sind komplex. Die kann man nicht einfach nebenbei mal eben schnell begreifen.“

Der Umwelt- und Planungsausschuss wird am 4. Juni unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagen. Anschließend könnte eine Einwohnerversammlung einberufen werden.