Vermieter kommt den Mietern an der Greifswalder Kehre entgegen und entschuldigt sich

Norderstedt. „Eine solche Geste habe ich in meinen 34 Jahren beim Mieterverein zum ersten Mal von einem Vermieter vernommen.“ Kurt Plagemann, Chef des Norderstedter Mietervereins, konnte sein Erstaunen kaum verbergen. Ursache der Überraschung waren die Aussagen von Claus vom See – der Geschäftsführer des Landesvereins für Innere Mission machte im Sozialausschuss einen Salto rückwärts. Die Mieten für die Bewohner der 24 Wohnungen der Inneren Mission in den Häuserblocks 15, 17 und 19 an der Greifswalder Kehre in Harksheide sollen nun deutlich moderater steigen als ursprünglich angekündigt.

Landesverein Innere Mission trägt die Hälfte der Sanierungskosten

Der Vermieter erhöht die Mieten, weil er die Wohnungen saniert hat. Vom See kündigte im Ausschuss an, dass die Innere Mission nur noch rund die Hälfte der Sanierungskosten von gut einer Million Euro auf die Mieter umlegen und den Rest selbst tragen will. Dadurch reduziert sich die Nettokaltmiete von ursprünglich 12,03 auf zehn Euro pro Quadratmeter. „Die Ersparnis für die Mieter beträgt somit 65,37 Euro pro Monat für eine Wohnung mit 32,2 Quadratmetern“, sagte Plagemann. Außerdem solle den gesetzlichen Bestimmungen zu Folge die neue Miete statt rückwirkend zum 1. Mai erst ab dem 1. Dezember verlangt werden.

Nach ersten Informationen sollten die Mieten teilweise um bis zu 326 Prozent steigen. Das sei für viele unbezahlbar, hatte der Mieterverein kritisiert. Gegen die Erhöhung hatten die im Mieterverein organisierten Bewohner Einspruch eingelegt. Zudem konterkariere der Vermieter mit der drastischen Erhöhung der Mieten sein Ziel, dort psychisch beeinträchtigte Menschen unterzubringen, die auf dem herkömmlichen Wohnungsmarkt keine Chance haben. Plagemann hatte von „sozialer Verdrängung“ gesprochen.

Auch die Medienberichte haben zur Kehrtwende beigetragen

Gleich zu Beginn der Sitzung entschuldigte sich vom See dafür, dass die Herangehensweise für die Mieterhöhung zu Missverständnissen geführt habe, und man dass nun ändern möchte. „Es wurde deutlich, dass der Landesverein jetzt bemüht ist, eine sozial verträgliche Miete zu verlangen, sodass niemand ausziehen muss“, sagte Plagemann. Dazu hätten die Medienberichte beigetragen, auch das Hamburger Abendblatt hatte berichtet.

Der Landesverein ist auch drei Mietern entgegengekommen, die eine besonders krasse Anhebung der Mieten hätten verkraften müssen. Sie zahlen jetzt Der 3,69 Euro pro Quadratmeter und hätten nach den ersten Plänen mehr als das Dreifache zahlen müssen. Nun hat der Vermieter folgende Vereinbarung vorgeschlagen: Die Betroffenen zahlen ab Dezember acht Euro pro Quadratmeter, ab Dezember 2015 neun und ab Dezember 2016 zehn Euro. „Wir werden die Zahlen der Inneren Mission noch überprüfen, glauben aber nicht an Unregelmäßigkeiten. Deshalb werden wir unseren Mitgliedern empfehlen, diese neue Mietforderung zu akzeptieren“, sagt Plagemann.