Nun gibt es einen Betreiber für die 450 Stellplätze. Eine Service-Tochter der Awo wird die Aufgabe übernehmen

Norderstedt. Das Fahrrad-Parkhaus kommt – das ist eine Nachricht mit hohem Wiederholungseffekt. Nun aber ist ein entscheidendes Hindernis übersprungen: Die Stadt hat einen Betreiber gefunden. Eine Service-Tochter der Arbeiterwohlfahrt, die auch die Radstation am Bahnhof in Bergedorf betreibt, soll dafür sorgen, dass die Räder auch in Norderstedt sicher abgestellt werden können. Die bewachte Radgarage wird zwischen der „TriBühne“ und der AKN-Station gebaut, wo jetzt die Fahrradständer installiert sind. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr hat das Projekt, auf das die Radler in der Stadt seit Jahren warten, beschlossen. „Jetzt können wir ausschreiben“, sagt Baudezernent Thomas Bosse.

Eine Aussage, die vor allem eins klarmacht: In diesem Jahr wird die neue Radstation nicht mehr eröffnet. „Wir gehen davon aus, dass wir die Abstellanlage zur Radsaison 2015 in Betrieb nehmen können“, sagt der Dezernent. 450 Plätze wollen die Planer für die Radler in Norderstedt-Mitte schaffen, überwiegend mit Bügeln zum Anschließen. Es soll aber auch geschlossene Boxen geben.

Rund 1,8 Millionen Euro wird die Stadt dafür ausgeben, dass die Norderstedter Pendler ihre Räder sicher und trocken parken können, ehe sie in Bus oder Bahn umsteigen. Die Investitionskosten müssen nicht ausschließlich aus dem städtischen Haushalt bezahlt werden. 365.000 Euro sollen durch Fördermittel hereinkommen, aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und aus dem Förderfonds Nord.

Ergänzt werden soll die Abstellanlage durch eine Service-Station, die aber, so Bosse, eher moderat ausgelegt ist. Herzstück ist die Werkstatt, in der die Mitarbeiter kleinere Reparaturen ausführen werden. Wenn die Klingel fehlt, die Lichtanlage defekt ist oder der Reifen platt, können die Radler ihr Rad morgens bringen und in der Regel abends wieder mitnehmen.

Geplant sind auch ein Fahrrad-Shop und ein Verleih, ebenfalls in kleinem Maßstab. Das sind Voraussetzungen, um vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) das Zertifikat Radstation zu bekommen. Dieses Gütesiegel vergibt der ADFC nur, wenn auch weitere Bedingungen erfüllt werden: Das Fahrrad-Parkhaus muss rund um die Uhr zugänglich sein, und es muss überwacht werden. Das soll durch Kameras geschehen, wobei die Details mit dem künftigen Betreiber abgestimmt werden sollen.

Die bisherigen Entwürfe sehen ein Gebäude mit viel Glas vor, sodass Licht ins Innere fällt, was das Sicherheitsempfinden erhöht. Etwa 50 Meter lang, sechs Meter hoch und sechs bis sieben Meter breit soll das Radparkhaus werden. Die Nutzer sollen ihre Räder auf zwei Ebenen abstellen. Das Bauwerk wird zum großen Teil frei in der Luft über den Gleisanlagen hängen. So bleibt im Bereich hinter der „TriBühne“ Platz, damit dort die Lkw der Tourneetheater geparkt werden und rangieren können.

Neu an den Bauplänen ist, dass das Parkhaus-Dach mit einer Fotovoltaik-Anlage bestückt wird. Damit greift die Verwaltung eine Anregung von Bürgern auf, die sich in einer Arbeitsgruppe der „ZukunftsWerkStadt“ mit erneuerbaren Energien beschäftigen. Der Strom, den die Sonne liefert, soll genutzt werden, um das Gebäude zu beleuchten, der Rest wird ins Netz eingespeist und vergütet.

Kostenlos wird es das Angebot für die Radler allerdings nicht geben. 70 Cent pro Tag und Rad werden fällig, sieben Euro im Monat und 70 pro Jahr. Das jedenfalls hat der Ausschuss beschlossen – ein Beschluss, der nicht jedem gefällt: „Das ist ein falsches Signal für eine Stadt, die fahrradfreundlich sein will. Wir können nicht von den Radfahrern Parkgebühren kassieren und auf der anderen Seite die Autofahrer ihre Fahrzeuge kostenlos abstellen lassen“, sagt Detlev Grube, Fraktionschef der Grünen. Das könnte sich allerdings ändern. Die Verwaltung habe angekündigt, noch vor der Sommerpause ein Bewirtschaftungskonzept für die Autostellplätze vorzulegen.

„Dass Sicherheit etwas kostet, war doch allen klar“, sagt Jürgen Lange, Fraktionschef der SPD und Vorsitzender im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr. Damit folge Norderstedt nur den Betriebsmodellen in der Region. So verlangten die Betreiber der Radstationen in Hamburg-Bergedorf und in Elmshorn ähnliche Gebühren. Die Fahrrad-Boxen, die die Stadt vor einigen Jahren aufgestellt hatte, hätten bewiesen, dass die Radfahrer bereit seien, für einen sicheren Rad-Parkplatz zu zahlen.

Auch Joachim Brunkhorst, CDU-Politiker und Vorsitzender des Umweltausschusses, verteidigt die Gebühren: „Dadurch kommt Geld wieder herein und mindert das Defizit.“ Schon so müsse die Stadt die Radstation mit rund 100.000 Euro pro Jahr subventionieren. Entfallen die Einnahmen, wächst das Minus. Brunkhorst ist zugleich Vorsitzender des ADFC in Norderstedt, und in der Radler-Initiative gebe es durchaus Stimmen, die Gebühren ablehnten.

Auch die Stadt geht davon aus, dass sich die Radler durch die Kosten nicht abschrecken lassen. Der Bedarf für ein solches Rad-Parkhaus sei in jedem Fall vorhanden. Umfragen hätten einen langfristigen Bedarf für bis zu 500 Abstellplätze ergeben. Vor allem der Sicherheitsaspekt dürfte ein entscheidendes Motiv sein, sein Rad in einer überwachten Anlage abzustellen. Immer wieder haben Norderstedter in den vergangenen Jahren beklagt, dass ihre Räder gestohlen wurden und sie deshalb schon gar nicht mehr ihr teures Fahrrad benutzt hätten, sondern ein altes Zweitrad.