Mediziner informieren über die Divertikulose, die durch falsche Ernährung entsteht und immer mehr Menschen befällt

Norderstedt. Kaum einer kennt den Namen, aber immer mehr Menschen sind betroffen: Die Divertikelkrankheit (Divertikulose) ist eine Erkrankung des Darms. Die Darmwand stülpt sich nach außen aus. Diese Ausstülpungen (Divertikel) müssen nicht unbedingt Beschwerden verursachen – erst, wenn sie sich entzünden, platzen und einen hoch akuten Zustand im Bauch verursachen, ist schnelle medizinische Hilfe nötig.

„Die Divertikulose ist eine ernährungsbedingte Volkskrankheit“, sagt Dr. Reinhard Zahn. Der Arzt im Ruhestand, der lange eine Klinik geleitet hat und in Norderstedt lebt, hat Partner zusammengebracht, die die Bürger kompetent und verständlich über die Krankheit informieren: Das Rote Kreuz in Norderstedt, das Hausarztnetz Nord und das Sana Regio-Klinikum Pinneberg werden am Dienstag, 27. Mai, ab 19 Uhr im DRK-Haus an der Ochsenzoller Straße 124 Ursachen und Therapien einer Erkrankung vorstellen, die sich wie Übergewicht, Diabetes mellitus Typ2 oder die koronare Herzkrankheit zur Zivilisationskrankheit entwickelt.

Zahn sieht den Info-Abend als Auftakt für eine regelmäßige Aufklärung der Menschen in der Stadt. „Norderstedt ist die einzige Stadt dieser Größe, die keine eigene Klinik hat“, sagt der Mediziner. Die Krankenhäuser der Umgebung aber klären die Menschen regelmäßig auf. „Wir laden zu rund 50 Info-Veranstaltungen im Halbjahr ein“, sagt Sebastian Kimstädt, Sprecher der Regio-Kliniken. Das Spektrum reicht von Tipps zum gesundheitlich richtigen Golfen, über künstliche Gelenke bis hin zur Ernährungsberatung. Auch das Albertinen-Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen und die Asklepios-Klinik Nord-Heidberg bemühen sich um Prävention durch Aufklärung.

Deshalb, so Zahn, sei es um so wichtiger, dass die Norderstedter möglichst umfassend und kompetent über alles Kenntnis bekommen, was Gesundheit und Krankheiten angeht. Dabei gehe es nicht nur um die Informationen über einzelne Erkrankungen. „Wir wollen den Menschen auch deutlich machen, wie die medizinische Versorgung funktioniert, wie die Hausärzte und die Kliniken zusammenarbeiten“, sagt der Initiator der Kooperation, der die Info-Abende zu einer festen Institution machen will, wobei die Partner durchaus wechseln können.

„Seit Henri Dunant nach der Schlacht von Solferino 1859 mit dem Aufbau des weltweit tätigen Roten Kreuzes begann, sind wir mit dem medizinischen Auftrag verbunden“, sagt Christoph Hardenberg, Vorsitzender des DRK in Norderstedt. Diese Verbundenheit zeige sich ganz praktisch darin, dass das örtliche DRK 32 Kurse zur Gesundheitsförderung anbiete.

Warum hat der Initiator zum Start in die Info-Kampagne das Regio-Klinikum Pinneberg ins Boot geholt? „Das Klinikum verfügt über ein Darmzentrum“, sagt Zahn. Und wenn die herkömmliche Therapie und Medikamente nicht mehr helfen, muss operiert werden. Dann sind Darmchirurg Dr. Ulf Nahrstedt und sein Team gefordert. 200 Dickdarm-Operationen pro Jahr absolvieren die Chirurgen. „50 Prozent der Befunde sind bösartig“, sagt Nahrstedt. Und: Die Patienten werden immer jünger.

Die Ursachen der Divertikelkrankheit sehen die Mediziner in einer veränderten Ernährung. „Die Anteile an Fasern in unserer Nahrung sind stark zurückgegangen. Um 1900 war die Divertikulose praktisch noch unbekannt. Doch nachdem um 1880 die Mühlentechnik umgestellt wurde, haben die Faseranteile in den Körnermehlprodukten um zwei Drittel abgenommen“, sagt Zahn. Heute sei fast jeder Dritte im Alter über 45 und fast zwei Drittel der über 85-Jährigen von der Divertikelkrankheit betroffen, allerdings bei Weitem nicht alle mit akuten Beschwerden. Anders herum formuliert. Wer die Erkrankung vermeiden will, sollte verarbeitete Lebensmittel, Zucker, tierische Fette, rotes Fleisch und Kuhmilch meiden und statt dessen ballaststoffreiche Kost, frisches Gemüse, frische Säfte und Salate zu sich nehmen.

Weitere Informationen gibt es beim Info-Abend. Neben Nahrstedt wird der Norderstedter Allgemeinmediziner Dr. Thomas Flamm vom Hausarztnetz Nord aus Sicht der niedergelassenen Ärzte zum Thema referieren. Beide haben versprochen, auf „Fachchinesisch“ zu verzichten. Außerdem wird ein Betroffener über seine Erfahrungen mit der Krankheit berichten. Die Teilnahme ist kostenlos. Wer zum Vortrag am Dienstag, 27. Mai, ab 19 Uhr im DRK-Haus an der Ochsenzoller Straße 124 kommen will, muss sich im DRK-Büro unter Telefon 040/5231826 anmelden.