Ein Tempolimit auf einem Teil der berüchtigten Strecke zwischen Kaltenkirchen und Schmalfeld soll für mehr Sicherheit vor allem für die Motorradfahrer sorgen

Kaltenkirchen. Die berüchtigten Kurven auf der Landesstraße 234 zwischen Kaltenkirchen und Schmalfeld sind entschärft worden. Unmittelbar hinter dem Ortsausgang Kaltenkirchen haben Mitarbeiter der Autobahn- und Straßenbaumeisterei Quickborn auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern bis zur Abzweigung nach Kampen neue Verkehrsschilder aufgestellt. Bis zur Gemeindegrenze gilt ab sofort ein Tempo-50-Limit und Überholverbot. Nur Traktoren dürfen überholt werden. Auf den restlichen zwei Kilometern bis zum Ortseingang Schmalfeld bleibt es vorerst bei Tempo 70.

Vertreter der Verkehrsaufsicht Kaltenkirchen, der Polizeidirektion Bad Segeberg und des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr hatten sich zunächst auf eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h innerhalb des Hoheitsgebietes der Stadt Kaltenkirchen verständigt, wenig später einigte man sich dann auf Tempo 50.

Diese Maßnahme richtet sich in erster Linie gegen solche Motorradfahrer, die wegen rasanter Fahrweise aufgefallen sind und immer wieder für Unfälle sorgten. Der jüngste Fall liegt nicht lange zurück: Ein unbekannter Biker zwang eine ihm entgegenkommende VW-Fahrerin, 22, nach einem Überholvorgang in einer Kurve zu einer Vollbremsung. Um ein Haar wäre es zu einem Frontalzusammenstoß gekommen. Der Biker raste in Richtung Kaltenkirchen davon, die Fahndung nach ihm blieb bisher ohne Erfolg.

Motorradfahrer wehren sich gegen eine pauschale Verurteilung. „Ich kenne die Strecke zwischen Kaltenkirchen und Schmalfeld genau, ich fahre in den Kurven nie schneller als 50“, versichert Niels Hachmann aus Henstedt-Ulzburg, der in seiner Freizeit mit einer schmucken, pechschwarzen V-Rod Harley Davidson unterwegs ist.

Unterstützt wird er von Hobby-Bikerin Carlotta von Erxleben aus Henstedt-Ulzburg. Sie hat sogar zwei Motorräder in ihrer Garage stehen – einen Chinaroller für den täglichen Einkauf und eine Harley Davidson 125er Flex Tech. „Damit fahre ich immer ganz gemütlich durch die Kurven“, sagt sie.

Kai Sievers von der Polizeidirektion Bad Segeberg sagt dagegen: „Viele Motorrad- und Autofahrer rasen hier wie die Henker, hoffentlich ändert sich das nach der Umstellung auf Tempo 50.“ Insgesamt 16 Jahre war der Polizeihauptmeister mit einem Videowagen unterwegs, er kennt sich in dieser Gegend bestens aus und kündigte für die Schmalfelder Kurven verstärkt Radarkontrollen an: „Temposünder sollen keine Chance haben.“

Unfälle auf der L 234 zwischen Kaltenkirchen und Schmalfeld haben Schwerverletzte und auch Tote gefordert. Der gravierenste Fall liegt knapp acht Jahre zurück. Im August 2006 verunglückte eine 41 Jahre alte Motorradfahrerin aus Niedersachsen mit ihre 17-jährigen Tochter bei einem Überholmanöver. Ihre schwarze Suzuki prallte frontal gegen einen Pkw. Mutter und Tochter starben noch am Unfallort. Zwei Holzkreuze am Straßenrand erinnern noch heute an den schrecklichen Unfall.

Warum sich die Verkehrsexperten des Kreises Segeberg letztlich nicht mit einem Tempo-60-Limit begnügten, sondern auf Tempo 50 zurückgingen, hat auch mit den Zahlen der vergangenen Jahre zu tun. Die Unfälle sind zwar leicht gesunken, aber doch immer noch ziemlich hoch.

Im Jahr 2012 zählte die Polizei auf der Gesamtstrecke 16 Unfälle, davon sechs mit der Beteiligung von Motorradfahrern. Im vergangenen Jahr waren es 13 (7), aber nur jeder dritte Beteiligte wohnte in der Umgebung von zehn Kilometern. Zwei von drei Unfallfahrern kannten wohl die Gefahren der kurvenreichen Landesstraße gar nicht. Mit Tempo 50 soll nun alles besser werden.

Das hoffen auch die Verantwortlichen der Stadt Kaltenkirchen. Bürgermeister Hanno Krause hatte sich verstärkt für ein Tempo-50-Limit eingesetzt. Mittlerweile stehen aber so viele Verkehrsschilder am Ortsausgang von Kaltenkirchen, dass sich Autofahrer irritiert fühlten: Hintereinander standen wochenlang drei Verkehrsschilder – erst Tempo 30, dann Tempo 50, zuletzt Ende Tempo 30.

Das Geheimnis ist gelüftet: Arbeiter des Straßenbauunternehmens Strabag hatten im Zuge des Kreuzungsumbaus Schmalfelder Straße/Radensweg/Am Ehrenhain vergessen, das 50er-Schild zu überdecken.

Das hat ein Strabag-Mitarbeiter jetzt nachgeholt. Mitte Juli, wenn die neue Kreuzung fertig ist und die 30er-Schilder nicht mehr nötig sind, wird aiuch der blaue Müllsack wieder entfernt.