Henstedt-Ulzburgs neuer Verwaltungschef wurde im Bürgerhaus vereidigt. 200 Gäste kamen zum Gratulieren

Henstedt-Ulzburg. Schleswig-Holsteins größte Gemeinde hat einen neuen Bürgermeister. Henstedt-Ulzburgs Bürgervorsteher Uwe Schmidt (CDU) hat im voll besetzten Bürgerhaus den 44-jährigen Stefan Bauer vereidigt. Der parteilose Kriminaloberrat, der am 16. März gewählt wurde, wird am 2. Juli zum ersten Mal auf dem Chefsessel des Rathauses Platz nehmen. Er löst als hauptamtlicher Verwaltungschef Torsten Thormählen ab, der wegen Betruges verurteilt wurde und vor zwei Jahren das Rathaus verlassen musste.

200 Menschen waren zur außerordentlichen Sitzung der Gemeindevertretung gekommen und erlebten einen Bürgervorsteher, der vor lauter Aufregung dem Mann des Abends beinahe die Show gestohlen hätte. Bei der Begrüßung des neuen Verwaltungschefs muss Schmidt wohl an seinen Parteifreund und Bürgermeister von Kaltenkirchen gedacht haben, als er Bauer mit „Bürgermeister Krause“ begrüßte. Als sich Schmidt dann noch als „Bürgervorsteherin“ bezeichnete und jemand im Saal „Conchita!“ sagte, bekam die feierliche Veranstaltung groteske Züge.

Dialog, Gemeinsamkeit, gute Nachbarschaft – das waren die häufigsten Vokabeln, die Bauer in seiner Antrittsrede benutzte. Der neue Bürgermeister machte aber auch deutlich, das er Veränderungen wünscht und Akzente setzen wird. Dazu soll ein besserer Service für die Bürger im Rathaus gehören, die sich auf veränderte und längere Öffnungszeiten freuen dürfen.

Bei allen Gästen war die Erleichterung spürbar, dass die Verwaltung wieder hauptamtlich geführt und die ehrenamtliche Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf nach zwei Jahren die Leitung abgibt. Sie ermahnte in ihrer Abschiedsrede die stets streitlustigen Gemeindevertreter, sich zu einem Neuanfang durchzuringen. Umgangston und gegenseitige Wertschätzung der Kommunalpolitiker bezeichnete sie als „behandlungsbedürftig“. Stefan Bauer rief sie zu: „Wir freuen uns auf sie!“

Nach der Vereidigung formulierten die Fraktionsvorsitzenden ihre Wünsche an den neuen Bürgermeister. Dietmar Kahle, Fraktionschef der CDU, sagte: „Wir erwarten von unserem neuen Bürgermeister, dass er nach einer intensiven, aber auch zügigen Einarbeitung in die wichtigsten Themen die folgenden Schwerpunkte angeht: Optimierung der hauptamtlichen Verwaltung, Einbringen von neuen Ideen, Etablierung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Fraktionen und ein offenes Ohr für die Bürger.“

SPD-Fraktionschef Horst Ostwald erklärte: „Wir nehmen die Zusammenarbeit ohne Vorbehalte auf und haben mit Zustimmung zur Kenntnis genommen, dass Herr Bauer die gemeinsame Außendarstellung von Verwaltung und Politik in Henstedt-Ulzburg verbessern will. Der Ruf nach einem hauptamtlichen Bürgermeister ist keine negative Aussage zur Arbeit der Verwaltung, sondern die Erkenntnis, dass die Großgemeinde im Rathaus eine durchsetzungsfähige Führungsperson benötigt.“

Klaus-Peter Eberhard, der Fraktionsvorsitzende der FDP sagte: „Die FDP erwartet klare Verwaltungsstrukturen. Stellen müssen einen klaren Mehrwert für die Gemeinde liefern, ansonsten ist die Organisation zu hinterfragen.“ Außerdem fordert die FDP, dass die Kommunikation zwischen der Verwaltung einerseits und der ehrenamtlichen Politik und den Bürgern andererseits verbessert wird. Eberhard: „Dazu gehören vorrangig entscheidungsorientiertere und klarere Vorlagen und Veröffentlichungen sowie jenseits der juristischen Genauigkeit auch für Nicht-Fachleute verständliche Darstellungen von Vorgängen.“

Karin Honerlah, Fraktionsvorsitzende der WHU, sagte: „Wir hoffen auf eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, erwarten von ihm Offenheit, Ehrlichkeit und eine transparente, verständliche Informationspolitik. In den vergangenen Jahren sind viele Projekte und Aufgaben auf der Strecke geblieben. Wir hoffen, dass Herr Bauer sich seine politische Neutralität lange bewahrt und weiter einen guten Zugang zu allen Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde haben möge.

„Wir erwarten, dass Herr Bauer seine Aussagen im Wahlkampf nun mit Leben erfüllt“, sagte Doris Dosdahl, die stellvertretende Vorsitzende der Fraktion Bürger für Bürger (BfB). Sie fordert ein offenes und ehrliches Miteinander, rechtzeitige und umfassende Informationen und eine Weiterentwicklung der Verwaltung in Richtung Bürgerfreundlichkeit.