Eine Glosse von Lars Hansen

Der Muttertag hat mich auf Computer gebracht. Wie das jetzt, möchte man fragen. Zum einen sind da die sozialen Netzwerke im Internet. Über die erhalte ich immer wieder Werbung für eine Veranstaltung namens Tough Mudder. Nun bin ich durch intensives Studium des Englischen ziemlich mächtig und weiß, dass das harter Matscher heißt und ein Wettrennen auf Schlammwiesen bezeichnet. Aber ich kann nicht aus meiner norddeutschen Haut, und dann bedeutet Tough Mudder für mich die Person, die mir meine Ohren einst so lang zog, wie sie gehörten. Danke auch.

Da sind zum anderen Rechtschreibprogramme: Wenn die etwas nicht kennen, werden sie misstrauisch und machen die abwegigsten Alternativvorschläge. In einer Redaktion, in der ich einst wirklich litt, hatten wir ein Redaktionssystem aus Dänemark mit einer britischen Systemadministratorin und durften dem Wörterbuch der Rechtschreibkontrolle nicht selbst etwas hinzufügen. So lernte das System nur langsam und schlug einem die tollsten Sachen vor.

Eines Tages war ich beim Seifenkistenrennen. Ein Junge war gerade den Hang heruntergeflitzt und rief: „Mutti, ich will gleich noch mal!“ Ich hielt das für eine tolle Überschrift. Der Computer nicht. „Unbekanntes Wort: Mutti“ schrieb er auf den Schirm.

Das versöhnte mich mit allen Rechnern, die ich je für böswillige Abstürze verflucht habe. Sie können gar nicht anders: Wer soll ihnen schon die Ohren lang gezogen haben? Computer kennen keine Mutti!