Der Pastor an der Vicelin-Schalom-Kirchengemeinde wechselt nach 20 Jahren an die Kulturkirche Altona

Norderstedt. Gitarren lehnen an der Wand. Auf dem Schreibtisch stapeln sich CDs, stehen Fotos, Skulpturen mit Kreuzen und Erinnerungsstücke an liebe Menschen und spannende Ereignisse. Der Talar hängt an der Tür. Bald wird alles in einen Umzugskarton gepackt. Denn der Mann, der hier 20 Jahre lang die Geschicke der Kirchengemeinde Vicelin-Schalom maßgeblich bestimmt hat, der als Seelsorger, Berater und Musiker weit über seinen Arbeitsplatz hinaus in Norderstedt gewirkt hat, dieser Mann geht.

Michael Schirmer räumt seinen Schreibtisch, um künftig seiner Berufung als evangelisch-lutherischer Pastor in der Hamburger St.Johanniskirche zu folgen, der Kulturkirche Altona an der Max-Brauer-Allee, die mit der Christopherus-Kirche in der Otzenstraße, auch Friedenskirche Altona genannt, und der Kirche der Stille an der Helenenstraße 14 seit 2007 ein Trio mit 8000 Kirchengliedern eingeht. „Der Abschied fällt mir sehr schwer“, sagt Schirmer. „Vieles mache ich jetzt zum letzten Mal, die letzten Konfirmationen, die letzte Osternacht, das letzte Ostermontag-Lammessen“, sagt Schirmer, und die Stimme des sonst so kommunikativen Mannes ist plötzlich nicht mehr so fest. Dieser Abschied sei eine ganz neue Erfahrung für ihn.

Besonders die Arbeit mit den Kindern der Kindertagesstätte, deren Neubau er auf den Weg gebracht hat, die Arbeit mit den Konfirmanden, die Konfirmandenfahrten in die Toskana, das alles sind Meilensteine, die ihm jetzt in seiner Abschiedszeit bewusst werden. Ein Höhepunkt sei auch der mit den Kindern realisierte Kinderaltar gewesen. Jetzt folgt noch eine DVD, für die die Kinder Abschnitte der Bibel lasen.

Drei markante Daten und die Ausschreibung der Pastorenstelle an der Kulturkirche hätten ihn zu diesem einschneidenden Schritt bewogen. Die Vicelinkirche hat im vorigen Jahr das 50-järhige Bestehen gefeiert und er seinen 50.Geburtstag. Zudem sei er jetzt 20Jahre Pastor der Vicelin-Schalom-Gemeinde. Nach einer intensiven Beratung mit seiner Familie habe er sich entschlossen, sich auf die Ausschreibung als Pastor an der St. Johanniskirche Altona zu bewerben. „Sonst wäre ich bis zur Rente hier geblieben, und das wäre auch für die Gemeinde nicht förderlich“, sagt Schirmer.

1999 trat er die Nachfolge von Pastor Christian Matthes im Haus am Immenhorst3 in Norderstedt an. Er brachte seine Gitarren mit, den Jazz und die Musikerin Anette Arhelger, seine Ehefrau. Sie baute die Chöre an der Kirche weiter aus und zieht auch jetzt mit Ehemann Michael in die Kulturkirche um. „Ohne meine Familie wäre es nicht gegangen“, sagt Schirmer. Dazu gehören auch der 22-jährige Sohn Paul und der 18-jährige Sohn John.

„Meine Eltern bleiben, aber vielleicht werde ich mit meinem Vater auch in Altona Gottesdienste veranstalten“, sagt Schirmer. Dass Vater und Sohn an derselben Kirche wirken, sei selten. Die Literatur-Gottesdienste und die Pilgerreisen habe auch sein Vater Friedhelm Schirmer umgesetzt. „Es gibt sehr viele Menschen, die ich vermissen werde“, sagt Schirmer. Er werde aber viele Impulse, die er in der Vicelinkirche erhalten habe, mit zur Kulturkirche nehmen. Und wohl auch liebe Menschen von hier bitten, dort mit ihm einen Gottesdienst, ein Konzert, eine Ausstellung oder einen Männer-Kochclub zu gestalten.

„Die Aufgabe in Altona reizt mich ungemein“, freut sich Schirmer trotz aller Wehmut auf seine neue Aufgabe. Er habe dort vier Kolleginnen und Kollegen. „Ich hoffe, dass ich wie hier Kirche und Musik zusammenbringen kann, zumal es an den drei Kirchen schon ein gut aufgestelltes Musikleben gibt“, sagt Schirmer. Die Strukturen der Vicelin- und der Kulturkirche würden sich ähneln, doch sei die Altonaer Gemeinde kulturell vielschichtiger und internationaler. „Das sind neue Herausforderungen, auf die ich mich freue, zumal die Johanniskirche die jüdisch-christliche Tradition ebenso pflegt, wie wir es hier machen“, sagt Schirmer.

Der Abschieds-Gottesdienst findet am 6. Juli von 15 Uhr an statt. Wenn Michael Schirmer seinen Schreibtisch geräumt hat.