Mit David McAllister war das CDU-Gesicht zur Europawahl in Norderstedt und gab Nachhilfeunterricht

Norderstedt. Europa ist für viele Bürger eine unbekannte Größe, die kritisiert wird und schwer zu begreifen ist. Joseph Daul, Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, ist Realist. Er weiß, wie schwer es ist, den Wählern dieses Thema nahe zu bringen. In Norderstedt hat er versucht, Aufklärung zu betreiben: „Europäische Regeln schützen uns vom Frühstück bis zum Abendbrot.“ Der Elsässer Daul war mit dem Europa-Spitzenkandidaten der Bundes-CDU, David McAllister, und dem schleswig-holsteinischen Spitzenkandidaten Reimer Böge zum Auftakt des Europwahlkampfes zu Gast in der Norderstedter „TriBühne“.

David McAllister ahnt, dass noch nicht einmal alle CDU-Politiker wissen, warum ausgerechnet er Spitzenkandidat seiner Partei geworden ist – und warum die CDU überhaupt einen Spitzenkandidaten gekürt hat, obwohl es gar keine länderübergreifende CDU-Kandidatenliste gibt. Als einzige der 24 zur Wahl stehenden Parteien und Gruppierungen hat die CDU auf eine Bundesliste verzichtet, sondern die Kandidaten länderweise benannt. McAllister steht in Niedersachen an der Spitze, ist aber das „Gesicht“ der CDU auf Bundesebene. Er nutzte seinen Auftritt in Norderstedt zum Nachhilfeunterricht für Parteifreunde, die unter den etwa 100 Besuchern in der Mehrzahl vertreten waren. „15 CDU-Spitzenkandidaten, das geht nicht“, sagte er. „Deshalb wurde einer der 15 Spitzenkandidaten eben zum Bundesspitzenkandidat gemacht.“ Auch Reimer Böge aus dem Kreis Segeberg habe sich für ihn stark gemacht. Warum er überhaupt Europapolitiker habe werden wollen, erklärte David McAllister so: „Weil ich längere Zeit nichts zu tun hatte, machten mir meine Kinder diesen Vorschlag, damit ich zu Hause nicht weiter auf solche dummen Ideen komme, wie das Kontrollieren der Schularbeiten.“

Mit seiner Offenheit führte der frühere niedersächsiche Ministerpräsident den Besuchern eher unfreiwillig vor Augen, wie kompliziert und daher auch unpopulär die Europawahl in der Öffentlichkeit ist. Immerhin kann er sich so ausdrücken, dass jeder ihn versteht. Auch Joseph Daul verfügt über diese Gabe, Reimer Böge, der Landwirt aus Hasenmoor, indessen trägt weniger zur Erleichterung der Verständlichkeit bei. Er verliert sich rasch in Fachbegriffen und ermüdet seine Zuhörer schnell.

Böge ist der CDU-Spitzenkandidat für Schleswig-Holstein, aber ein Wahlkreis Schleswig-Holstein ist nicht vorhanden. Wahlkreise wie bei der Bundestagswahl, in denen die Hälfte der Abgeordneten direkt im Wege der Mehrheitswahl gewählt wird, gibt es zur Europawahl nicht. Spitzenkandatin der SPD ist Ulrike Rodust aus Holzdorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Sie ist seit 2008 Mitglied des Europäischen Parlaments. Auf der SPD-Bundesliste steht sie auf Platz zwölf. Ihr erneuter Einzug in das Parlament ist damit gesichert. Die schleswig-holsteinischen Grünen sind mit Jan-Philipp Albrecht, mit 22 Jahren der aktuell jüngste Europaabgeordnete, auf Platz sechs der Bundesliste vertreten. Er lebt allerdings nicht in Schleswig-Holstein, sondern in Hamburg-Altona. Die Linken haben keinen Schleswig-Holstein-Kandidaten, die FDP ist mit der Europaabgeordneten Britta Reimers aus Itzehoe auf Platz sechs der Bundesliste vertreten. Die Piratenpartei kann ebenfalls keinen Kandidaten aus Schleswig-Holstein bieten. Mit diesen Informationen gehen die Parteien sparsam um, Namen erfährt man nur auf direkte Nachfrage in den Landesgeschäftsstellen. Auch auf den Homepages gibt es dazu oft keine eindeutigen Aussagen.

Außerdem gibt es Wahlvorschläge von 18 weiteren Gruppierungen. Die Alternative für Deutschland (AfD) hatte kürzlich zu einer Veranstaltung mit dem Spitzenkandidaten Bernd Lucke aus Hamburg in das Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg eingeladen.

Jeder Wahlberechtigte hat eine Stimme, die für den Listenvorschlag einer Partei abgegeben wird. Aus Deutschland kann in das Europäische Parlament gewählt werden, wer Deutsche oder Deutscher ist, am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet hat. Daneben sind aber auch Personen aus den übrigen 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wählbar, die in Deutschland ihren Wohnsitz haben.

Wählen dürfen alle Deutschen und Staatsangehörige der übrigen EU-Mitgliedsstaaten, die am Wahltag 18 Jahre alt sind und seit mindestens drei Monaten in Deutschland oder einem anderen EU-Staat eine Wohnung haben.

Und nicht vergessen: Am Sonntag, 25. Mai, haben die Wahllokale von 8 bis 18 Uhr geöffnet.