Der kleine Kater übersteht eine unglaubliche Reise von Kaltenkirchen nach Hamburg ohne Verletzungen

Kaltenkirchen/Hamburg. Maxi rührte sich nicht mehr. Die Augen hatte der kleine Kater leicht verdreht. So klein es sich eben machen konnte, hatte sich das Tier auf dem Blech niedergelassen – völlig erschöpft, verängstigt und durchgefroren. Die Kaltenkirchenerin Cathrin Blödorn traute ihren Augen nicht, als sie Maxi entdeckte. Der Kater hatte eine unglaubliche Reise hinter sich: Er war unbemerkt von Kaltenkirchen bis nach Hamburg-Alsterdorf im Motorraum von Cathrin Blödorns Auto mitgefahren und hatte die Tour ohne einen einzigen Kratzer überstanden.

„So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte auch Hendrik Weber vom Rettungsdienst des Hamburger Tierschutzvereins, der nach einem Notruf von Cathrin Blödorn mit dem „Struppi-Wagen“ angerückt war, um den kleinen Kerl zu retten. Mit den Händen war Maxi kaum zu packen, weil er sich so tief im Motorraum verkrochen hatte. Erst gemeinsam mit dem Katerfrauchen, das aus Kaltenkirchen mit einem Taxi nach Hamburg gefahren war, gelang es ihm, Maxi in die Freiheit zurückzuholen.

„Da hängt ein Schwanz heraus, sie haben einen Marder erwischt!“

Maxi ist der Liebling einer Nachbarin von Cathrin Blödorn und hatte sich vormittags durch eine kleine Öffnung im Bodenblech des Hyundai Tucson gezwängt und es sich unterhalb des Motors bequem gemacht. „Der Kleine hat sich ein schönes warmes Plätzchen gesucht“, sagt die Kaltenkirchenerin, die kurz vorher ihren Mann zur Bahn und Sohn Lennart zur Schule gefahren hatte.

Gegen Mittag startete Cathrin Blödorn ihren Hyundai erneut, um nach Hamburg zu fahren – zu Maxi. So heißt ihre Nichte, die denselben Namen trägt wie der kleine blinde Passagier, von dem die Kaltenkirchenerin noch nichts ahnte. Sie fuhr auf die Autobahn 7. „Mit 160 – die Autobahn war schön frei“, erinnert sie sich. Weiter ging die Fahrt nach Hamburg-Alsterdorf, wo plötzlich ein Autofahrer neben ihr hupte und die Beifahrerin aufgeregt auf die Front des Hyundai zeigte. „Da hängt ein Schwanz heraus“, rief sie. „Vermutlich haben sie einen Marder erwischt.“

Cathrin Blödorn lenkte den Wagen auf einen Parkstreifen und entdeckte den Schwanz, der regungslos unterm Wagen hervorlugte. Die Frau war sicher: „Das Tier ist tot.“ Und sie fürchtete, dass der Motor und die schnelle Fahrt den Kadaver in Stücke gerissen haben. „Ich habe gedacht, dass es im Motorraum furchtbar aussieht.“ Ohne die Haube geöffnet zu haben, fuhr sie noch fünf Minuten, bis sie bei Nichte Maxi ankam. Noch heute spricht Cathrin Blödorn von einem Horrortrip.

Maxi wusste schon Bescheid und kam mit Handschuhen und Schaufel zum Auto. Die Motorhaube öffnete Cathrin Blödorn jedoch erst, als die beiden Schulkinder vorbeigegangen waren und keine neugierigen Blicke mehr ins Auto werfen konnten.

Vorsichtig klappte sie die Haube nach oben, schaute in den Motorraum und entdeckte zwei gelbe Augen. „Mir blieb fast das Herz stehen“, sagt die Kaltenkirchenerin. „Und dann habe ich gesagt: Armer schwarzer Kater, was machst du denn da?“ In diesem Moment rührte sich die Katze und maunzte. Doch sie wollte sich nicht vom Fleck rühren und sah unversehrt aus. Offenbar war Maxi nicht an heiße Teile geraten und wurde vom Fahrtwind stets gut gekühlt.

Cathrin Blödorn und ihre Nichte beratschlagten, was zu tun sei und kamen auf die Idee, das Rettungsmobil des Hamburger Tierschutzvereins zu rufen. Kurz nach dem Notruf klingelte das Handy. Claudia Blödorns 15-jähriger Sohn Lennart war dran, der an der Haustür dem Frauchen des vierbeinigen Maxi gegenüberstand. Sie bat darum, in den Blödornschen Garten gehen zu dürfen, um den Kater zu suchen. Lennart erklärte der Dame die Situation ohne Umschweife: „Ich glaube, der sitzt nicht in unserem Garten, sondern bei meiner Mutter im Auto.“

Maxis Frauchen entschloss sich, ein Taxi zu nehmen, um zu ihrem Kater zu fahren, der immer noch regungslos im Motorraum saß. Auch Tierretter Hendrik Weber vom Tierschutzverein gelang es allein nicht, den Kater in die Freiheit zu heben. Erst als nach knapp einer Stunde das Frauchen aus Kaltenkirchen eintraf und ihren verschüchterten Liebling ansprach, ließ sich der Kater befreien und erschöpft ins Körbchen plumpsen, das im Taxi stand.

„Manchmal habe ich wirklich gedacht, hier dreht ein Fernsehteam für die Sendung ,Verstehen Sie Spaß?’“, sagt Cathrin Blödorn.

Sie ist froh, dass der kleine Kater mit einem Schrecken davon gekommen ist. Er habe gefressen und getrunken, berichtete die Nachbarin nach ihrer Heimkehr nach Kaltenkirchen.