Schleswig-Holsteins Ministerpräsident empfängt 300 Firmenvertreter zum Arbeitnehmertag mit Musik und Büfett

Norderstedt. „Das ist mein Dankeschön für das, was sie jeden Tag wieder leisten“, sagte Torsten Albig. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident hatte rund 300 Beschäftigte aus dem ganzen Land zum Arbeitnehmertag nach Norderstedt eingeladen. Der Regierungschef betonte die enge Verbindung von Wirtschaft und Gemeinwohl. Im Norden gebe es viele mittelständische und inhabergeführte Unternehmen. Die Verantwortlichen wüssten, wie wichtig kompetente und engagierte Mitarbeiter sind.

50 bis 60 Unternehmen besucht Albig jedes Jahr. Der letzte Abstecher in die Wirtschaft hatte ihn direkt vor dem Arbeitnehmertag zum Norderstedter Küchenbauer Hummel geführt. Was er dort gesehen und erlebt hatte, brachte er gleich in seine Rede ein. „Es ist gut, dass Frau Hänsel nach ihrem Auslandssemester in Dublin wieder zu Hummel und in unser Land zurückgekommen ist. Schleswig-Holstein hat vieles, was andere nicht haben“, sagte der Gastgeber. Dazu zählten langfristig sinkende Arbeitslosenzahl und eine mit 6,4 Prozent geringe Jugendarbeitslosigkeit.

Und seine Besuche in den Unternehmen hätten gezeigt, dass Sozialpartnerschaft dort gelebt werde, dass es starke Betriebsräte gebe, die von der Geschäftsführung nicht als lästig, sondern als notwendig empfunden würden. Gewerkschaften leisteten einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der sozialen Marktwirtschaft.

Von seinen Besuchen erwartet sich der Ministerpräsident Erkenntnisse für die politische Arbeit: „Die Landesregierung will an den Stellschrauben drehen, die die Firmen für eine erfolgreiche Arbeit brauchen.“ Albig nutzte den Vormittag im Kulturwerk zudem für ein Plädoyer für den Mindestlohn, der, wie er wisse, nicht jedem im Saal gefällt. Wenn Arbeit Zukunft haben soll, müsse jemand, der Vollzeit arbeitet, auch von seinem Lohn leben können. Nicht das Unternehmen werde im globalen Wettbewerb überleben, das die Lohnkosten immer weiter senkt, sondern das, das die Motivation der Mitarbeiter hebt.

„Die Einladung zum Arbeitnehmertag ist für uns schon etwas Besonderes“, sagte Ines Jensen, die mit ihren Kollegen Anke Kröger, Anja Rachow und Volker Dethlefsen von der Firma Wiska Hoppmann & Mulsow GmbH in Kaltenkirchen zum Arbeitnehmertag gekommen war. Matthias Flick, Geschäftsführer des Hummel Küchenwerks in Norderstedt, sieht in der Einladung an die Vertreter der Unternehmen eine Würdigung des Mittelstandes. Und Marlies Borchert, Geschäftsführerin der Segeberger Kliniken, sah in dem Dankeschön-Tag eine Motivation gerade für jüngere Mitarbeiter, von denen sie einige mitgebracht hatte. Das Team der Kaltenkirchener Unternehmensgruppe Interturbine wollte das lockere Treffen nutzen, um mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Albig ging auch auf seine Forderung ein, von jedem Autofahrer 100 Euro für die Reparatur der deutschen Straßen zu verlangen – ein Vorschlag, der ihm reichlich Kritik einbrachte. „Sie werden auf Dauer sicher nicht hinnehmen wollen, dass marode Straßen ihren Geschäftserfolg beeinträchtigen können“, sagte der Regierungschef. Er sei erstaunt und verärgert über einen Großteil der Reaktionen, gleich „meucheln“ wollten ihn viele Menschen, wie sie auf Facebook ankündigten. „Wir haben verlernt, in einen kritischen Dialog einzutreten“, sagte Albig. Er sieht seinen Beitrag als eine Möglichkeit, sieben Milliarden Euro für den Reparatur-Sonderfonds zusammenzubringen. Es gebe möglicherweise bessere Konzepte und Ideen. „Wer eine besser hat, soll sie mir mitteilen. Ich kümmere mich dann darum, dass sie verwirklicht wird“, sagte der Ministerpräsident.

Der bekam von den Gästen Beifall, genauso wie die Big Brass Band aus Mölln, die die Vertreter der Unternehmen mit Musik einstimmte und nach Albigs Rede ans Büfett entließ.