Banken verweigerten dem Autohaus mit 64 Mitarbeitern Kredite. Betrieb läuft aber weiter wie bisher

Kaltenkirchen. Das Unternehmen ist quasi Opfer seines Erfolgs geworden – so beschreibt Martin Maletzky die Lage von Seat-Römer. Das Autohaus musste Insolvenz anmelden, Maletzky fungiert als Insolvenzverwalter und gibt zunächst Entwarnung: Der Betrieb läuft uneingeschränkt weiter, auch die 64 Mitarbeiter sind nach wie vor beschäftigt und kümmern sich um die Kunden.

Der finanzielle Engpass ist durch die starke Nachfrage nach den Fahrzeugen und die wachsende Zahl an Aufträgen entstanden. Die Hersteller verlangen oft umgehend ihr Geld, wenn sie die Autos ausgeliefert haben. Auf der anderen Seite haben die Kunden länger Zeit, für ihre Neuwagen zu zahlen. Gerade Firmen, die gleich mehrere Fahrzeuge oder eine komplette Fahrzeugflotte bestellen, nutzen die Zahlungsfrist oft aus. Dadurch entsteht eine Finanzierungslücke, die die Geschäftsführer des Kaltenkirchener Autohauses, Karl Römer und sein Sohn Thorsten, durch Kredite decken mussten und wollten. Die mangelnde Liquidität wollte die Geschäftsleitung mit Hilfe der Bankpartner und der Förderinstitute des Landes Schleswig-Holstein decken.

Doch eine Großbank hatte sich, entgegen vorheriger Versprechen, dann doch gegen die Kreditvergabe entschieden. Das hatte zur Folge, dass sich auch andere Geldgeber dagegen entschieden, die Kreditlinie zu erhöhen. Deshalb stand das Unternehmen vor der Zahlungsunfähigkeit, es blieb nur noch der Weg zum Gericht, um Insolvenz anzumelden.

„Das ist kein spezielles Problem des Autohauses Römer. Auch andere Händler sind davon betroffen“, sagt Insolvenzverwalter Maletzky. Die Liquidität werde zusätzlich gefährdet, wenn Gebrauchtwagen, die der Betrieb in Zahlung genommen hat, länger als erwartet keine Käufer finden. Doch in den Gesprächen mit dem Volkswagen-Konzern, zu dem Seat seit 1986 gehört, habe sich eine Lösung abgezeichnet. So bekommt Römer die Fahrzeugbriefe, sodass die über das Autohaus geschlossenen Kaufverträge erfüllt und die schon bestellten Fahrzeuge ausgeliefert werden können. Das Geld wird auf einem Treuhandkonto verwaltet, was dem Hersteller hohe Sicherheit für den Geschäftsablauf bietet.

Einen hohen Gegenwert stellen die 500 Neuwagen und Gebrauchtfahrzeuge dar, die zurzeit auf dem Gelände des Autohauses an der Senefelder Straße stehen. Da kommen leicht Millionensummen im zweistelligen Bereich zusammen, eine genaue Zahl wollte Maletzky nicht nennen. Seat sei in jedem Fall daran gelegen, den Standort in Kaltenkirchen zu erhalten, denn Römer sei einer der zehn größten Seat-Händler in Deutschland und habe 2013 40 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Deshalb laufe auch der Betrieb weiter, die Käufer bräuchten keine Bedenken zu haben. Der Insolvenzverwalter ist zuversichtlich, dass sich auch langfristig eine Lösung findet und der Familienbetrieb weiter existieren wird.