Die Suche nach dem geeigneten „Wochenschau“-Thema ist immer eine Gratwanderung.

Soll ich die Sau satteln, die ohnehin gerade von allen durchs Dorf getrieben wird – oder entscheide ich mich für ein medial kaum gewürdigtes Ereignis, das möglicherweise kein Schwein interessiert? Leider, Herr Ministerpräsident Albig, komme in dieser Woche auch ich nicht an Ihnen vorbei.

Ihren Vorschlag, die Autofahrer sollten jeder einen Hunderter jährlich extra berappen (möglichst in Cent-Stücken, um damit gleich die gröbsten Schlaglöcher zu füllen), alles für die Reparatur unserer desolaten Brücken und Autobahnen – diesen Vorschlag finde ich atemberaubend, und zwar buchstäblich. Mit scheinbar zweckgebundenen Sonderabgaben haben wir nämlich miese Erfahrungen gemacht (Vierteljahrhundert Soli ohne Ende). Sonderabgaben betrachten Regierende aller Parteien gerne als eine Art Abo. Bloß mit dem Unterschied, dass es die Abonnenten irgendwie niemals kündigen können – und sie auch nie einen adäquaten Gegenwert für ihr Geld bekommen.

Dabei gibt es ja bereits das ganz große, lebenslange Abo – die Steuern. Steuern sind so etwas wie die Miete plus Nebenkosten, die wir fürs Wohnrecht in unserer schönen Republik bezahlen. Nur: Wenn der Vermieter die Mieteinnahmen anderweitig verballert und aufgrund des Reparaturstaus der Balkon bereits unter der Last einer Bierkiste zerbröselt, kriegt doch nicht der Mieter die Schuld und muss die Sanierung aus eigener Tasche löhnen. Da wäre sofort, und zu Recht, der Mieterschutzbund am Heulen. Für Autofahrer heult keiner mehr, seit der ADAC nur noch zum Heulen ist. Vermutlich haben Sie dieses Vakuum gewittert, Herr Ministerpräsident, feine Instinkte zeichnen schließlich gewiefte Politiker aus. Autofahrer könnten ja auch immer noch ihr Auto verkaufen, wenn ihr Budget zu knapp würde. In dem Falle bräuchten sie auch keine Autobahnen mehr. Vielleicht wäre das die beste Lösung. Dann, lieber Herr Albig, gäbe es allerdings auch das schöne Dauer-Abo Kfz-Steuer, Spritsteuer, Umsatzsteuer auf Spritsteuer nicht mehr, aus dessen Ertrag sich so trefflich Haushalts- statt Schlaglöcher stopfen lassen. Also, ich schätze, wir vergessen das mal lieber mit dem Hunderter extra.

Und dann schreibe ich nächste Woche wieder über ein medial kaum gewürdigtes Ereignis, das möglicherweise kein Schwein interessiert.