Im April 1314 wurde Wakendorf II erstmalig urkundlich erwähnt. Sieben Jahrhunderte später feiert der Ort seine Historie

Wakendorf II. Vielleicht war es genau an dieser Stelle, vielleicht ein paar Hundert Meter weiter. Vielleicht im 12., vielleicht im 13. Jahrhundert müssen sich ein paar Siedler entschlossen haben, in einer Landschaft heimisch zu werden, die geprägt war und ist von fruchtbaren Wiesen, von den Flüssen Alster und Rönne und weiten Waldgebieten. „Waken“, das ist altniederdeutsch für „weiche, feuchte Niederungen“ und, kombiniert mit „dhorp“, namensgebend für Wakendorf.

Die damaligen Lebensverhältnisse sind schwierig zu rekonstruieren. Wohl aber weiß man heute, wann Wakendorf – noch ohne den Zusatz „II“ – erstmalig erwähnt worden ist: am 14. April 1314. Günther Wolgast, promovierter Historiker und Verfasser der Dorfchronik, ist in seinen Recherchen auf den ersten schriftlichen Nachweis der Existenz gestoßen. Vor sieben Jahrhunderten hatten sich die holsteinischen Grafen AdolfVI., Gerhard III. und Johannes III. zusammengesetzt und ihre Herrschaftsbereiche abgegrenzt. Heraus kam ein Teilungsvertrag – Wakendorf fiel an Gerhard. In dem Dokument werden auch Lemsahl, Mellingstedt, Duvenstedt und Nütschau genannt.

In der Urkunde, beglaubigt in Hamburg, las sich das in niederdeutscher Sprache wie folgt: „Vorthmer dhat dhorp to Wokendhorp, also it an siner schedhe beleghen is, were dhat se in dher schedhe dhesses dhorpes gicht scheleden, so scolde Greve Alf unde Greve Gerhart uppe dhe schedhe komen unde scolden dhe untwerren, also it vruntlich unde lic were.“

Wer dies nachlesen möchte: Der Teilungsvertrag befindet sich im Landesarchiv in Schleswig. Dort liegt das alte Pergamentpapier in einem Glaskasten. Günther Wolgast durfte zumindest ein Foto anfertigen. „Die Urkunde bekommt man nicht in die Hand“, sagt er.

Sinngemäß übersetzt, befand sich die Ortschaft im Grenzbereich zwischen zwei Grafschaften. „Sie lag an der Schnittstelle zwischen dem baumarmen Marschland Pinneberg und dem waldreichen Stormarn“, sagt Wolgast. „Im Jahr 1314 wurde Wakendorf erstmalig urkundlich erwähnt, aber es wird gewisse Vorläufer gegeben haben. Der Ort ist höchstwahrscheinlich älter als 700 Jahre.“

Ein Indiz hierfür ist der Namensteil „dhorp“. Dessen Verwendung sei bereits in der karolingischen Zeit (815 bis 1000 n. Chr.) üblich gewesen. „Die Funde von Steinwerkzeug in der Wakendorfer Feldmark bezeugen zudem, dass es hier frühgeschichtliche Siedlungsaktivitäten gegeben haben muss“, so Günther Wolgast.

1326 wurde in einem weiteren Teilungsvertrag das Amt Segeberg festgeschrieben. Die Entwicklung Wakendorfs hat Wolgast anhand einer Steuerliste von 1520 nachzeichnen können. Darin sind acht Bürger vermerkt, die eine volle Steuerlast zahlen – fünf weitere waren reduziert steuerpflichtig. Der Chronist folgert daraus, dass es seinerzeit 90 bis 100 Einwohner gewesen sein müssen. Offiziell wurde die Bevölkerung allerdings erst 1803 erfasst – ein Zensus registrierte 354 Wakendorfer.

Wie diese Dorfbewohner lebten? „Die Wälder boten gute Wirtschaftsmöglichkeiten, das Holz ließ sich gut veräußern – Wald bedeutete Reichtum“, so Günther Wolgast. Als Bauholz oder Gebrauchsholz, etwa für Wagenräder, verkauften Wakendorfer ihre Ware im nahen Hamburg. Wolgast: „Die längste Zeit seiner Geschichte war es aber ein Bauerndorf. Heute hat es seinen Charakter verändert, Landwirtschaft spielt nur noch eine nebengeordnete Rolle.“

Auf ihre Historie sind die Wakendorfer indes weiterhin stolz. Deswegen enthüllte die Gemeinde zum 700. Jahrestag ihrer ersten Erwähnung einen Gedenkstein am Ortsrand in Richtung Kisdorferwohld, zu finden in der Straße An den Linden. Dazu stifteten der Martin-Meiners-Förderverein und der Naturschutzring Segeberg eine Traubeneiche – den Baum des Jahres 2014.

In den nächsten Monaten wird das Jubiläum weiter gefeiert in WakendorfII. So etwa mit einem Festwochenende vom 12. bis 14. September – unter anderem gibt es dann einen mittelalterlichen Markt, der so manche Besonderheit aus den Anfangszeiten der Gemeinde wieder aufleben lassen wird.