Eine Glosse von Fabian Schindler

Home sweet home. Es geht nichts über das traute Heim, Glück allein. Wenn der Wecker klingelt, fällt es schwer, die warme, kuschelige Bettdecke gegen die kalten Kacheln des Bades einzutauschen. Und noch schwerer fällt der Wechsel vom gemütlichen Frühstückstisch zum mehr oder minder chaotischen Tisch im Büro. Ja, es ist so schön, zu Hause bleiben zu können. Es sei denn, Mann will gerade raus aus dem Haus, kann aber nicht.

Stellen sie sich vor, sie stehen auf, wie ich, bereiten alles für den Arbeitstag vor. Und als sie nun in Mantel und Schuhen stecken, die Tasche über die Schulter werfen und zur Tür schreiten, die Türklinke runterdrücken, stellen sie erstaunt fest: Abgeschlossen. Die Jackentaschen werden sogleich mit den Fingern erforscht. Nichts. Der Korb, in dem alle sonstigen Schlüssel liegen, bringt auch keine Aufklärung.

Je näher die Uhrzeiger dem Arbeitsbeginn rücken, desto unruhiger werden sie. Der Kleiderschrank wird durchsucht. Ist der Schlüssel etwa in einer anderen Jackentasche? Nichts. Die schreckliche Wahrheit ist: Sie sind eingeschlossen. In den eigenen vier Wänden. Wie kann das geschehen? Ganz einfach: Dafür braucht es nur eine fürsorgliche Frau, die ihnen am Abend vorher, als sie den Einkauf in die Wohnung brachten, den Schlüssel abnahm, um die Tür für sie aufzuschließen – und anschließend den Schlüsselbund in ihrer Handtasche verschwinden ließ.

Es folgt der Griff zum Telefon. „Schatz, sag’ mal... hast du zufällig noch meinen Hausschlüssel?“

„Ich? Wieso?“

„Weil ich eingeschlossen bin.“

„Du hast bestimmt nicht richtig nach deinem Schlüssel gesucht...“

„Doch, habe ich. Aber er ist nicht da. Schau du doch bitte in deine Handtasche. Vielleicht ist er ja dort.“

„Was soll dein Schlüssel denn in meiner Handtasche?“

„Das weiß ich auch nicht. Aber schau doch mal...“

„Ich werde ja wohl noch wissen, was in meiner Handtasche ist.“

„Schau doch mal... bitte.“

Schweigen...

„Oh, da ist er ja“, sagt sie. „Willst du vorbeikommen und ihn abholen?“

„Ich bin doch eingeschlossen...“

Zum Glück kann man als Journalist auch mal vom heimischen Büro aus arbeiten. Ein Problem bleibt dennoch: Sie sind in den nächsten Wochen der Häme und dem Spott der vornehmlich weiblichen Kollegen ausgesetzt. Aber da steht Mann doch drüber, oder?