60 Soldaten aus Boostedt fliegen ins Kosovo und übernehmen Versorgungsaufgaben für die deutschen Truppen

Boostedt. Die Reihen der Soldaten haben sich gelichtet. Noch vor wenigen Jahren standen Hunderte von Soldaten bei feierlichen Zeremonien zusammen, um Kollegen zu verabschieden, die zum Einsatz ins Ausland fliegen. Beim letzten Abschied einer Einheit aus der Rantzau-Kaserne in Boostedt waren es nur noch wenige. Zum Jahresende schließt die Bundeswehr den Standort. Viele Soldaten haben bereits einen anderen Job gefunden. Und 60 der Männer und Frauen, die bis jetzt noch da waren, werden die nächsten Monate im Kosovo verbringen.

Die Soldaten des Instandsetzungsbataillons übernehmen bis September Stabs- und Versorgungsaufgaben für die deutschen Truppen in dem kleinen Balkanstaat. Um die Aufgaben im deutschen Hauptquartier in der Provinzhauptstadt Prizren zu bewältigen, reicht dieses Kontingent jedoch nichts aus. Das stark geschrumpfte Bataillon ist auf Unterstützung aus mehreren anderen Kasernen bundesweit angewiesen. Vor wenigen Jahren bestand die Einheit aus knapp 900 Soldaten, jetzt sind es nur noch 270. Die meisten von ihnen sind „Schrauber“. Sie warten und reparieren in Werkstätten Fahrzeuge, Funkgeräte und sonstige Ausrüstung deutscher Soldaten der Nato-geführten Kosovo Force, die im Jargon militärisch knapp Kfor heißt. Außerdem kümmern sie sich um die Feldpost und die Versorgung mit Munition und Verpflegung.

Mehr als 100 Angehörige der Kfor-Soldaten waren in die Kaserne gekommen, um den Verabschiedungsappell mitzuerleben. Danach stand ein Familientag mit Fahrzeugschau und Informationen über die Kfor-Mission auf dem Programm. Viele Familien werden in den kommenden Monaten nur per Internet mit Vater oder Mutter, Ehemann oder Ehefrau reden können.

„Wir haben mit Skype und Telefon alle Möglichkeiten, Kontakt nach Hause zu halten“, sagt Kompaniechef Stefan Kietzmann. Ein Jahr war er mit den Vorbereitungen für diesen Auslandseinsatz beschäftigt, hat seine Männer und Frauen auf den Kosovo vorbereitet und alle denkbaren Einsatzszenarien durchgespielt. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt der 40 Jahre alte Hauptmann.

Viele Familien sehnen schon jetzt das Ende des Auslandseinsatzes herbei. „Für meine Frau ist das schwer“, sagt Ronny Conrad. Der 27-jährige Harburger hat bereits zwei mehrmonatige Auslandseinsätze hinter sich.

„Da ist schon ein bisschen Routine dabei“, sagt Conrad. Aber nicht für seine Frau Aniela. Sie fürchtet sich vor der Zeit der Trennung. Außerdem macht sie sich Sorgen um die Sicherheit ihres Mannes Ronny. Er arbeitet in Prizren als Disponent in den Werkstätten. Für diesen Einsatz hat er an die acht Jahre Dienst bei der Bundeswehr noch eines dran gehängt. Danach soll endgültig Schluss sein. Conrad will das Fach Technik und Management studieren.

Auch für den 29-jährigen Martin Oswald wird dieser Einsatz der letzte sein. Zweimal war er im Kosovo, einmal in Afghanistan. Am Sinn der Kfor-Mission hegt er keine Zweifel. „Der Kosovo ist auf einem sehr guten Weg“, sagt er. „Aber noch schaffen die Menschen es nicht allein.“

Die Stabs- und Versorgungskompanie reist in ein Land, das nach einem blutigen Bürgerkrieg Ende der 90er-Jahre immer noch keinen endgültigen Frieden zwischen der albanisch-stämmigen Mehrheit und der serbischen Minderheit gefunden hat. „Die Situation ist ruhig, aber nicht stabil“, sagte Bataillonskommandeur Jörg Mielich beim Appell den Soldaten und erinnerte an die immer wieder aufflammende Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen und an Angriffe gegen die Kfor-Truppen.

Mielich wies auch auf die Belastungen für die Familien während des Auslandseinsatzes hin. „Ich wünsche mir, dass alle Soldaten und Soldatinnen auch beim Rückkehrerappell – voraussichtlich im November dieses Jahres – hier wieder gesund vor mir stehen“, sagte der Bataillonskommandeur.

Ein Ortsschild von Neumünster soll die Soldaten im Camp in Prizren an die Heimat erinnern. Neumünster ist die Patengemeinde des Instandsetzungsbataillons und hat schon mehrfach eine gelbe Tafel mit dem Namen der Stadt auf die lange Reise zum Balkan geschickt. Stadtpräsident Friedrich-Wilhelm Strohdiek überreichte das Schild am Ende des Appells und rief den Soldaten zu: „Kommen sie gesund zurück!“