Reinhard Meyer, Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein, besuchte in Norderstedt das Hummel-Küchenwerk

Norderstedt. Reinhard Meyer ist begeistert. Der Wirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein besuchte das Hummelwerk in Norderstedt und lobte vor allem das Ausbildungssystem des mittelständischen Betriebes an der Schweriner Straße in Norderstedts Ortsteil Friedrichsgabe. Sechs Auszubildende lernen bei dem Küchenbauer zurzeit im handwerklichen und im kaufmännischen Bereich. Am 1.August sind wieder Ausbildungsstellen in den Bereichen Holzmechanik, Industrie- und Informatik-Kaufleute frei.

„Das Hummelwerk ist beispielhaft für ein gut aufgestelltes mittelständisches Unternehmen in Schleswig-Holstein, das seine Marktposition stetig ausbaut“, sagte der Wirtschaftsminister. Zum Ausbau und zur Modernisierung würden die Unternehmen Investitionsmittel benötigen, das sei nicht einfach, weil Kapital fließen müsse. Doch es gebe dafür Unterstützungsprogramme vom Land, beispielsweise für die Einführung eines ERP-Systems, für das Hummel mit 200.000 Euro vom Land gefördert wird, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken und die Arbeitsplätze zu sichern. Das Enterprise-Resource-Planning ist eine komplexe Anwendungssoftware zur Unterstützung der Ressourcenplanung eines Unternehmens.

Das Hummelwerk ist vorbildlich, weil es seinen Nachwuchs selbst ausbildet

„Außerdem ist das Hummelwerk vorbildlich, weil es seinen Nachwuchs selbst ausbildet“, sagte Meyer. Dafür wurde das Familienunternehmen mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ausbildungs-Award der Industrie- und Handelskammer. „Die Ausbildung des Nachwuchses haben wir seit Oktober 2012 in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsverbänden und den Kammern auf der politischen Tagesordnung in Schleswig-Holstein“, sagte der SPD-Mann. In puncto Ausbildung müsse das Land noch besser werden, denn bis 2030 würden 100.000 Fachkräfte und 180.000 beruflich qualifizierte Kräfte benötigt.

„Die geburtenstarken Jahrgänge gehen demnächst in Rente, da sollten die Betriebe jetzt vorsorgen, um nicht plötzlich vor leeren Hallen, Büros und Werkstätten zu stehen“, sagte Meyer. Das ginge aber nur, wenn man jetzt die Chance nutze, jungen Menschen für den Betrieb und den Beruf zu interessieren, an den Betrieb zu binden, Praktika anzubieten. Ein Unternehmen in Neumünster biete Schülerinnen und Schülern beispielsweise Nachhilfe-Unterricht an und sei für dieses soziale Engagement bereits ausgezeichnet worden. Gleichzeitig aber würden die künftigen Schulabgänger den Betrieb kennenlernen.

Mittelständische Unternehmen bieten jungen Menschen Karriere-Chancen

„Die Unternehmen müssen kommunizieren, dass die jungen Menschen in mittelständischen Betrieben gute Karrierechancen haben“, sagte der 54-jährige Wirtschaftsfachmann. Das Land würde zwar Unterstützung verschiedener Art anbieten, doch die Wirtschaft müsse den Kern, das stete Anwachsen des Fachkräftemangels, auch selbst anpacken. „Einige tun zu wenig dafür“, so Meyer. Das Handwerk bilde zwar gut aus, aber bei der Sicherung des Nachwuchses sei jetzt Weitsicht und eine langfristig angelegte Planung gefragt.

Besonders die überbetriebliche Ausbildung müsse forciert werden, beispielsweise das duale System mit einer betrieblichen Ausbildung und zeitgleichem Studium. „Ich rate allen Betrieben, konsequent Nachwuchs auszubilden“, sagte Meyer. Ein Jahr Vorlauf sei viel zu spät.

„Ich besuche gern mittelständische Unternehmen, um deren Firmen-Philosophie und Ziele, aber auch Sorgen und Nöte kennenzulernen“, sagte der Minister. Das Hummelwerk habe er auf der Nordbau-Messe kennengelernt.

„Wir produzieren die Küchen komplett selbst“, sagte Ralf Mertens, Vertriebs- und Marketing-Leiter bei Hummel. Das Unternehmen sei in Schleswig-Holstein und Hamburg Marktführer, jede zweite Küche sei eine Hummel-Küche.

Insgesamt etwa 10.000 Küchen verlassen das Norderstedter Werk pro Jahr. Mit einem Ausstellungsraum in einem alten Straßenbahn-Depot am Falkenried in Hamburg-Eimsbüttel will das 1917 gegründete Unternehmen noch mehr Privatkunden ansprechen. Zurzeit käme ein Drittel der Kunden aus dem Privatbereich, zwei Drittel seien Wohnungsbauunternehmen und Hausverwaltungen.

„Auch wir haben Fachkräftemangel, es gibt hier im Norden zwar Tischler, aber kaum Holzmechaniker, das wollen wir durch ein eigenes Ausbildungsangebot ändern“, sagte Prokurist Olaf Hahnefeldt. Auch das Hummelwerk bietet das duale System mit Ausbildung und Studium an der Nordakademie in Elmshorn an. „Die Mehrzahl unserer Auszubildenden bleibt bei uns, und darauf sind wir stolz“, sagte Hahnefeldt.