Sascha Kornberger hat in Kaltenkirchen die erste Kletterhalle Schleswig-Holsteins für Boulderfans eröffnet

Kaltenkirchen. Wenn Menschen an die Decke gehen, kann der Weg dorthin jede Menge Spaß machen. Hier ein gekonnter Griff, dort ein wohlüberlegter Tritt, dazu Konzentration und jede Menge Spannkraft – und schon ist man oben. Jedenfalls beim Bouldern, nicht beim Wutausbruch. Wer sich für diesen ungewöhnlichen Sport interessiert, sollte den Weg nach Kaltenkirchen einschlagen. Am Sonnabend hat der Henstedt-Ulzburger Sascha Kornberger die erste Boulder-Halle Schleswig-Holsteins eröffnet.

Hier führen alle Wege nach oben – ohne Seil, ohne Haken, ohne Helm. Wer bouldert, klettert ohne Hilfsmittel. Und wenn es schief geht, landet er auf einer weichen Matte. Um Verletzungen zu vermeiden, geht es in der ehemaligen Lagerhalle am Kisdorfer Weg nur vier Meter hoch. Kletterhallen, in denen mit Leinen und Haltevorrichtungen hantiert wird, bringen es auf zwölf bis 16 Meter. „Man kann sich hier mal einen blauen Fleck holen“, sagt Kornberger. „Mehr kann nicht passieren.“

Kornberger hat mit der Gründung des Kaltenkirchener Boulder-Points sein Hobby zum Beruf gemacht. Viele Jahre hat der heute 43-Jährige als Teamleiter im mittleren Management der Lufthansa gearbeitet und sich in der Freizeit leidenschaftlich mit der Kletterei beschäftigt. „Ich wollte mal was anderes machen“, sagt er.

Die Idee, was dieses andere sein könnte, kam ihm im Stau vor dem Elbtunnel, als er eine Boulderhalle in Hamburg ansteuern wollte und sich plötzlich fragte, warum Kletterfreunde ihrem Hobby nicht auch in Schleswig-Holstein nachgehen können.

Damit war seine Geschäftsidee geboren. Er verließ die Lufthansa, investierte 190.000 Euro in die 670 Quadratmeter große Halle in Kaltenkirchen und freut sich nach einjähriger Planungs- und Bauphase über die Eröffnung. Hunderte kamen am Wochenende in die Halle und erklommen die Wände.

Dass am Premierentag nicht alles glatt lief und für ein paar Minuten die elektrischen Sicherungen rausflogen, weil die Hot-Dog-Bude vor der Tür zu viel Strom abzog, nahm Kornberger gelassen.

Bouldern kann jeder, behauptet der drahtige Kletterer. „Ich habe auch schon 77-Jährige klettern sehen“, sagt er. Wer zu ihm kommt, muss mindestens sechs Jahre alt sein. Das Wichtigste vor dem Aufstieg ist die Route. Wer sich nach oben traut, sollte sich vorher Gedanken gemacht haben, an welchen Kunststoffwölbungen er sich festhalten will und wo die Füße stehen sollen. Formal beginnt eine Route, wenn alle Körperteile den Boden verlassen haben.

Recht passend nennen die Kenner einen Abschnitt, den sie bewältigen wollen, Problem. 150 Probleme hat Kornberger zu bieten. Alle vier Wochen werden sie verändert, damit Stammkunden sich nicht langweilen und bei jedem Besuch vor neuen Herausforderungen stehen.

Kornberger hält das Bouldern für einen kommunikativen Sport. Anfänger und Profis stehen nebeneinander, diskutieren über Routen und darüber, wie die – buchstäblich – ihre Probleme hinter sich lassen. Ungeübte Kletterer bekommen eine Einweisung vom Fachmann. „Man wird sportlich“, verspricht Kornberger. „Das geht ohne Voraussetzungen.“

Ob er mit seinem Fachwissen und dem durchtrainierten Körper auch im Gebirge zurecht kommen würde, weiß er nicht. Gipfel, Abgründe und gefährliche Felsen sind nicht sein Revier: „Ich war noch nie draußen klettern.“