Friedrichsgaber Kleingärtner ziehen um, weil die Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden verlängert wird

Norderstedt. „Die Straße würde mitten durch unser Vereinsheim führen“, sagt Max Stammerjohann, Vorsitzender des Kleingärtnervereins Friedrichsgabe. Er meint die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden, den zweiten Bauabschnitt der Norderstedter Nord-Süd-Verbindung, die momentan südlich am Werk von Jungheinrich vorbei nach Osten zur Ulzburger Straße verlängert wird. Teil zwei des aktuell teuersten Norderstedter Straßenbauprojekts beginnt etwa in Höhe von Jungheinrich, von dort verläuft die Trasse nach Norden, sie soll am Autobahnzubringer, der K113, enden und den Straßenring um die Stadt schließen.

Doch dafür müssen die Kleingärtner weichen, bekommen nur wenige Meter südwestlich von der Stadt ein neues Gelände zugewiesen. Betroffen ist auch der Sportverein Friedrichsgabe, dessen Sportanlage neu geordnet wird. Doch sowohl Stammerjohann als aus Stefan Kroeger, Vorsitzender des Sportvereins, begrüßen die Pläne, die der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr abgesegnet hat. Stammerjohann sieht die Chance zu einem Neuanfang, Kroeger sieht ebenfalls wesentliche Vorteile: „Zurzeit ist unsere Sportanlage durch die Lawaetzstraße getrennt. Und das birgt Gefahren, weil nicht alle Kinder die Ampel nutzen und die Zufahrt zum Jungheinrich-Gelände stark befahren ist.“ Künftig werden alle Fußballplätze auf der westlichen Seite der neuen Oadby-and-Wigston-Straße angeordnet. Außerdem spendiere die Stadt den Fußballern einen neuen Kunstrasenplatz und neue Umkleideräume.

Baudezernent Thomas Bosse sieht in der Neuausrichtung eine städtebauliche Aufwertung des Bereichs: „Wir entwickeln Friedrichsgabe im Norden mit dem Neubaugebiet Frederikspark weiter und schaffen hier in einem überschaubaren Bereich einen Gegenpol.“ Am Konzept hätten die Stadtplaner lange und intensiv gefeilt und die Betroffenen frühzeitig mit ins Boot geholt, sodass jetzt abgestimmte und von allen Parteien abgesegnete Pläne auf dem Tisch lägen. Dritter Baustein sind die Holzhäuser an der Lawaetzstraße, in denen Flüchtlinge wohnen. „Wir werden die Unterkünfte sanieren und modernisieren“, sagt der Dezernent. Zudem prüfe die Stadt, ob die Unterkünfte am jetzigen Standort bleiben.

Für die Friedrichsgaber Kleingärtner bedeutet der Umzug einen radikalen Schnitt: „Viele werden wohl nicht mit uns umziehen“, sagt Christian Köster, der wie Stammerjohann zum eigens für den Neubeginn gebildeten Umzugsausschuss gehört. Die große Mehrheit der Mitglieder auf dieser Anlage seien Rentner, der Altersschnitt liege bei 70. „Vielleicht hätten sie hier noch ein paar Jahre weitergemacht. Doch jetzt werden wohl viele die Chance nutzen aufzuhören“, sagt Köster. Zahlen gebe es aber noch nicht. Die Stadt entschädige den Verein, der mit insgesamt drei Anlagen seit 1947 in Friedrichsgabe vertreten ist, mit rund 300.000 Euro. Jeder, der jetzt seinen Garten aufgebe, könne je nach Größe und Zustand bis zu 5000 Euro erzielen.

„Die Anlage ist einfach in die Jahre gekommen, wir haben keinen Spielplatz und keine Gemeinschaftsfläche“, sagt Köster. Beides werde das neue Gelände auf rund 26.000 Quadratmetern bieten, 1,1 Millionen Euro investiert die Stadt in die neue Kleingarten-Anlage samt neuem Vereinsheim. Sie bietet zudem neun Parzellen mehr als die 40 bisherigen. Die Gartenflächen sind 400, 300 und 200 Quadratmeter groß. „Die kleinen Grundstücke eignen sich auch für Singles, die Spaß am Gärtnern haben“, sagt Stammerjohann. Die neue Anlage werde auch mehr Individualität erlauben, Hecken sollen die Parzellen von den Nachbarn trennen, aber nicht so hoch sein, dass sie den nach wie vor beliebten Klönschnack verhindern.

Über die kleine Straße Pilzhagen kommen die Kleingärtner auf ihr neues Gelände, vor dem Eingang will die Stadt Parkplätze bauen – und damit einen Konflikt entschärfen. Die Spaziergänger, Jogger und Hundehalter, die im nahen Wald unterwegs sind, stellen ihre Fahrzeuge so ab, dass sie nach Ansicht der Stadt die Bäume und den Knickbestand gefährden. Auch sie sollen künftig die Stellflächen vor dem Kleingartenverein nutzen. Außerdem will die Stadt den hinteren Bereich des Pilzhagens und den Kirchenkamp für den Autoverkehr sperren.

Stammerjohann und Köster sind zuversichtlich, dass sie neue Mitglieder finden. „Im Neubaugebiet Frederikspark siedeln sich viele junge Familien an. Vielleicht hat ja der eine oder andere auch Lust, seine Freizeit im Kleingarten zu verbringen“, sagt Köster. Stammerjohann verweist auf den Trend zum öffentlichen Gärtnern. Er denkt auch daran, Flächen an Kitas, Schulen und die Kirche zu verpachten. Weitere Infos gibt er unter Telefon 0171/6530042 und per E-Mail unter kgv.friedrichsgabe@wtnet.de.