Was für eine Nachricht: In Schleswig-Holstein liegt der Anteil der mindestens 105-Jährigen um 52 Prozent über dem bundesdurchschnittlichen Mittelwert.

Ausgerechnet im sonst ja in vielerlei Hinsicht gepriesenen Bayern liegt der Super-Oldie-Anteil satte 63 Prozent unter diesem Mittelwert. Während Katholiken offenbar fest darauf bauen, dass ihnen das Beste erst im Jenseits widerfährt und demzufolge gern frühzeitig ableben, setzen norddeutsche Senioren ihre Hoffnungen lieber aufs Diesseits und feiern rauschende Ü-105-Partys, als gäb’s kein Morgen mehr.

Die Pirouetten auf der Tanzfläche fallen dabei schon mal etwas langsamer aus, dafür rotieren Schellackplatten mit 78 Umdrehungen pro Minute – bei den MP3-Kids von heute dreht sich überhaupt nichts. Trotzdem prophezeit die Forschung: Sollte sich die menschliche Lebenserwartung weiterhin so entwickeln wie in den vergangenen 150 Jahren, wird jedes zweite der heutzutage in Deutschland geborenen Kinder ein Alter von 100 Jahren erreichen.

In Schleswig-Holstein also eher ein Alter von 120. Aus der werberelevanten Zielgruppe wäre man dann schon seit 71 Jahren ausgeschieden. Und falls man auf ein Berufsleben als Lufthansa-Pilot zurückblickte, bezöge man seit 65 Jahren Rente. Dafür lohnt es sich zu streiken – also bitte etwas mehr Verständnis, falls Sie in dieser Woche im Hamburger Flughafen vergeblich einchecken wollten. Sie werden doch auch 105. Da kommt’s auf drei Tage Wartezeit auf dem elenden Plastikgestühl in der Abflughalle nicht an.

Einen Grund für die Langlebigkeit der Norddeutschen vermuten die Forscher in der Tatsache, dass hier geborene Kinder im Schnitt größer und schwerer sind als die in Bayern. Ich behaupte, das hat die Natur dem Lebensraum entsprechend angepasst. Man braucht schon die Figur eines Tamme Hanken, damit einen die Küstenstürme nicht aus den Pantinen pusten. Aber versuchen Sie mal, mit Tamme Hankens Figur die Berge rauf zu kraxeln – da werden Sie keine 105, garantiere ich Ihnen. Interessant ist auch die Forschermeinung, die Phasen zu Beginn und zum Ende des Lebens seien für die Überlebenswahrscheinlichkeit besonders relevant. Anzustreben sind demnach ein sorgenfreier Start mit gütigen Eltern sowie ein funkelndes Finale mit Damenwahl auf der Ü-105-Party.

Bloß der Mittelteil – der zieht sich.