Das Cover zeigt ein Gebäude wie das Norderstedter Kulturwerk nach einem gelben Tauchbad.

Norderstedt. „Rio Bravo“ steht auf dem Album drauf, Nighthawks ist drin. Die Electro-Jazz-Band von Trompeter Reiner Winterschladen und Bassist Dal Martino startete die Promo-Tour für ihr neues Album im Kulturwerk – das Publikum riss es von den Stühlen.

Was Nighthawks abliefert, ist eine immer wieder überraschende Mischung aus Jazz und Rock, Chill, Lounge und Electro-Sound nach dem Motto: Mischung possible! Rhythmus dominiert in nahezu allen Stücken, tonangebend ist Bassist Dal Martino. Mit bodenständigem Drum und Wiener Witz unterstützt Thomas Alkier, „der wohnt dort in Wien, wo der Balkan beginnt“ (Dal Martino über Alkier).

Die Rhythmusgruppe wird noch verfeinert von Jürgen Dahmen am Rhodes, diesem Electro-Klavier, von dem niemand weiß, was so alles in ihm steckt. Der Mann kann aber auch auf der Bongo bestens liefern, wie er in den letzten Titeln „A California“ und „Consul“ eindrucksvoll zeigt.

Sehnsuchts-Songs zelebriert das Jazz-Quintett mit „Rio Grande“ vom neuen Album und „Chrevrolet Nomad“. Dominierend über allem ist Winterschladens Trompetenspiel. Ein kleines Ereignis ist Gitarrist Jörg Lehnhardt, angekündigt war Markus Wienstroer. Lehnhardt, Dozent an der Kölner Musikhochschule, haut harte rockige Riffs über die Saiten, gibt klare Spiel-Strukturen und versteht sich auf das Zelebrieren soghafter Sounds. Besonders in „Secret Lonelyness“ gelingt ihm eine melancholische Grundlinie, die zum Träumen entführt – Nighthawks – Nachtträume eben. In „Jetlag“ lässt Lehnhardt die Möwen kreischen, reibt mit der flachen Hand über die Saiten, während Trompete und Bass grooven als gäbe es kein Morgen. Am Ende des Konzerts steht und applaudiert das Publikum, und dafür gibt's dann noch ein groovendes „Manana“ und „Man In The Long Black Coat“ im Latin-Takt.

Im Herbst spielt Klaus Doldinger in der Reihe JazzWerk im Kulturwerk.