1964 gründete Peter Grammersdorf seine Klempnerei. Die Söhne haben übernommen, die ganze Familie feiert Jubiläum

Norderstedt. „Wenn ich in Zivil unterwegs war und gegrüßt habe, haben die Leute mich nicht erkannt und verwundert den Kopf geschüttelt“, sagt Peter Grammersdorf. Seine Kunden kannten ihn nur im Blaumann. Den hat der Norderstedter Handwerksmeister auch nicht ausgezogen, wenn er zur Bank ging oder zur Architektenbesprechung. Der Klempnermeister ist Handwerker aus Leidenschaft. Am 1. April 1964 machte er sich an der Segeberger Chaussee im heutigen Norderstedt selbstständig, am morgigen Freitag wird der 50. Firmen-Geburtstag groß gefeiert.

Bei der Feier wird der Senior viele bekannte Gesichter wiedersehen. Die Firma ist nicht nur dem Standort treu geblieben, sondern auch die Kunden dem Betrieb. „Viele, die ich als Kinder kannte, sind heute Kunden bei meinen Söhnen“, sagt Grammersdorf, 76. Im Jahr 1993 hat er das Geschäft an seine Söhne Frank, 49, und Arne, 48, übergeben, ein Übergang ohne Probleme, denn: Der Senior konnte vertrauen und loslassen, was nicht selbstverständlich ist, wenn die nächste Generation ans Ruder kommt. Als „geländegängiger Opa“ bildete der Firmengründer die stille Reserve, packte mit an, montierte Dachrinnen, wenn Hilfe nötig war, und fuhr Material zu den Baustellen.

In Malente geboren, wuchs Grammersdorf in Hamburg auf. Sein Zuhause war neben der Wohnung in Groß Flottbek die Schlosserei um die Ecke. Das prägte, Grammersdorf begann eine Lehre als Bau- und Kunstschlosser, wechselte dann zur Klempnerei, bis heute benutzt er den Begriff, lehnt die modernen Varianten für das, womit er und seine Kollegen Geld verdienen, als zu kompliziert ab. Das Handfeste, das Hamburgische, das mag er, zum Beispiel „Schlaggermaschü“ für Sahne. Handarbeit schätzt er und kann er, wie seine Gesellen- und Meisterstücke verraten. Im Winter verkroch sich der Klempner- und Installateurmeister in der Werkstatt, bog, schweißte, sägte und dengelte, was er brauchte, Abschlussstücke für Dachrinnen zum Beispiel. „Das kann man heute alles fertig kaufen“, sagt der Senior.

Im Hafen hat Grammersdorf seine ersten Berufsjahre zugebracht, mit aufgebaut, was britische Bomber im Krieg zerstört hatten. Zwischenzeitlich baute er Taucherausrüstungen für die Männer, die die Elbe und die Hafenbecken freiräumten. Früh stand für ihn fest, dass er nicht für andere arbeiten will. „Schon als Lehrling musste ich den Pfusch für andere wegmachen, ich wollte lieber auf eigene Rechnung arbeiten“, sagt der Jubilar. Da passte es prima, dass er Helga kennengelernt hatte. 1956 funkte es bei der „Nacht auf Hawaii“ im Garstedter Hof. Seine Helga deckte die kaufmännische Seite ab, eine ideale Ergänzung für den Handwerker. Der büffelte in der Meisterschule allerdings auch Buchführung, dazu Staatsbürgerkunde und Lehrlingswesen und natürlich ganz viel „Klempnerei“. „Fünf Jahre Abendschule waren eine harte Zeit, zumal ich ja auch erst noch mit dem Fahrrad zur Schule fahren musste“, erinnert sich der Handwerksmeister, dem vor zwei Jahren die goldene Meisterurkunde verliehen wurde.

Über Helga kam er an das Grundstück an der Segeberger Chaussee, baute dort eigenhändig die Werkstatt. Die Gemeinde war im Aufbau, Arbeit würde es sicher geben, dachten sich die beiden und ließen erst einmal Handzettel drucken. Die verteilten sie, immer wenn Zeit war, in der Nachbarschaft, und schon kamen die ersten Aufträge, die restlichen Werbezettel wurden nicht mehr gebraucht. Schon damals war Service alles. Wann immer die Kunden riefen, Grammersdorf kam, abends und auch am Wochenende. Die Dauer-Bereitschaft ist geblieben: „Wenn wir beim Weihnachtskaffee sitzen und ein Kunde meldet Heizungsausfall, endet die Gemütlichkeit zumindest für einen der Söhne“, sagt Schwiegertochter Marianne Grammersdorf, die die Nachfolge von Helga Grammersdorf im Büro angetreten hat.

„Nur so geht’s, die familiäre Arbeitsteilung sichert bis heute bei den kleineren Betrieben die Existenz“, sagt Grammersdorf. Was seine Frau geleistet habe, sei enorm. Früher ging es familiärer und gemütlicher zu. „Setzen sie sich erst mal – so wurde ich meist empfangen“, sagt der Handwerksmeister. Die Zeit für den Klönschnack könne er ruhig als Arbeitszeit aufschreiben, tat er aber nicht. Dafür nahm er „n’ Lütten“, aber nur einen, schließlich musste er ja noch arbeiten, oder eine Tasse Kaffee.

Aus Kunden wurden manchmal auch Freunde, auch zu den Kollegen war und ist der Kontakt gut. Es gab und gibt einen „Klempner-Stammtisch“. „Preisabsprachen waren aber nie ein Thema, eher technische Neuheiten oder auch mal Infos über Kunden“, sagt Grammersdorf.