In einem ehemaligen Bundeswehr-Übungshaus in Wittenborn leben jetzt tierische Mieter

Wittenborn. Früher schwirrten Soldaten durch das Gebäude, seilten sich aus den Fenstern ab und übten Häuserkampf. Bis 2009 war die Bundeswehr in den Wäldern nordwestlich von Wittenborn unterwegs. Jetzt sind die Soldaten weg. Und die Fledermäuse haben übernommen.

Ein ehemaliges Übungshaus auf der Bundesliegenschaft Wittenborn westlich von Bad Segeberg wurde zu einer Forschungseinrichtung für Fledermäuse umfunktioniert. Im Auftrag des Bundesforstbetriebes Trave haben die Fachleute des Fledermaus-Zentrums Bad Segeberg und der Faunistisch-ökologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein das Haus zur Fledermausstation Wittenborn umgebaut.

Nach dem Ende der militärischen Nutzung ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) nun Eigentümerin des ehemaligen Übungsplatzes. Die Gebäude sollten allesamt abgerissen werden. Aber ein Gebäude schien zu schade dafür. Die Förster informierten die Fledermaus-Spezialisten Florian Gloza-Rausch vom Fledermauszentrum Bad Segeberg und Matthias Göttsche von der Faunistisch-ökologischen Arbeitsgemeinschaft (FöAG). Beiden war sofort klar, dass das Quartier für Fledermäuse perfekt war. So war die Projektidee einer Fledermaus-Forschungsstation in naturschutzfachlich bester Lage geboren.

„Das besondere an diesem Vorhaben ist der experimentell-wissenschaftliche Ansatz“, sagt Matthias Göttsche, der das Fledermausmonitoring des Landes Schleswig-Holstein leitet. „In einem einzigen Gebäude können auf vier Etagen unter unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen künstliche Sommer- und Winterquartiere auf ihre Effizienz hin untersucht werden.“

Die Bundesförster stellten die Projektidee den Naturschutzbehörden vor. Auch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Segeberg erkannte die Bedeutung und finanzierte die Grundherrichtung aus naturschutzrechtlichen Ersatzgeldern: Kompensationsmittel für den Bau von Windenergieanlagen. Erkenntnisse über den Erfolg solcher künstlicher Quartiere sind für den Fledermausschutz von größter Bedeutung. Das Wissen über die Vorlieben der einzelnen Fledermausarten ist noch sehr lückenhaft. An der Fledermaus-Station Wittenborn können nun künftig diverse Quartiertypen nebeneinander in der Praxis getestet und optimiert werden. „Wir sind sehr erfreut, dass sich der Bundesforstbetrieb Trave für dieses Projekt stark gemacht hat“, sagt Diplombiologe Florian Gloza-Rausch, Geschäftsführer des Fledermaus-Zentrums Bad Segeberg. Er wird in dem Haus mit Examenskandidaten die Quartiervorlieben der Fledermäuse untersuchen.