Während der Sitzung des Kreistages entscheidet am Donnerstag vor allem die Taktik über Erfolg oder Misserfolg

Kreis Segeberg. Landratswahl in Bad Segeberg: Am morgigen Donnerstag kommt es im Segeberger Kreishaus zum Showdown. Drei Kandidaten, 56 Wähler, drei Wahlgänge – und niemand weiß, ob die jeweiligen Gegenparteien mit verdeckten Karten spielen, ob taktiert wird oder die eine oder andere Gruppierung eine Stimmenkoalition anstrebt. Kurz gesagt: Es wird eine spannende Kreistagssitzung, von der niemand auch nur annähernd sagen kann, wie sie ausgeht. Zu viele mögliche Varianten liegen in der Luft, eine ganze Reihe von Strippenziehern haben sich positioniert.

Um 17 Uhr beginnt die öffentliche Sitzung des Kreistages, gegen 17.30 Uhr werden die 56 Abgeordneten – möglicherweise sind es nur 55 Abgeordnete, da eine CDU-Vertreterin erkrankt ist – zum ersten Wahlgang schreiten. Die SPD (16 Sitze) schlägt Landrätin Jutta Hartwieg zur Wiederwahl vor, die CDU (25 Sitze) hat ihren Fraktionsvorsitzenden Claus Peter Dieck nominiert, Grüne, Linke, FDP und Piraten (zusammen 15 Sitze) haben Jan Peter Schröder ins Rennen gebracht. Im ersten Wahlgang gäbe es nur dann einen Sieger, wenn einer der drei Kandidaten die absolute Mehrheit (mindestens 29 Stimmen) auf sich vereinen könnte. Damit rechnet niemand.

Erreicht kein Kandidat die absolute Mehrheit, müssten alle Kandidaten zum zweiten Wahlgang antreten. Wenn es auch hier keinen Sieger mit absoluter Stimmenmehrheit gibt, kommen die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen eine Runde weiter. Dann würde die Siegerin oder der Sieger im dritten Wahlgang ermittelt.

Denkbar sind verschiedene Möglichkeiten. Die SPD will Signale wahrgenommen haben, dass nicht alle Mitglieder der CDU-Fraktion ihren Kandidaten wählen wollen. Aber das alleine hat noch keine Bedeutung: Die CDU will ebenso aus den Reihen der SPD gehört haben, dass nicht alle die amtierende Landrätin wählen wollen.

Im Gespräch ist auch, dass CDU-Abgeordnete im zweiten Wahlgang für Hartwieg stimmen, um ein Weiterkommen des Verwaltungsfachmannes Schröder zu verhindern. Im direkten Vergleich können die Christdemokraten im dritten Wahlgang auf Stimmen von den Grünen, der FDP, den Linken oder den Piraten hoffen. Das allerdings kann sich als Trugschluss erweisen: Es ist nur schwer vorstellbar, dass CDU-Mann Dieck die Stimmen aus dem ganz linken Lager bekommt.

Fest steht: Nicht das Können und die Güte der Bewerber ist bei der Landratswahl ausschlaggebend, sondern parteipolitisches Kalkül und taktische Raffinesse.

Besucher der Kreistagssitzung können sich vor der Wahl ein Bild von den Kandidaten machen: Jutta Hartwieg, Claus Peter Dieck und Jan Peter Schröder erhalten vor den Wahlgängen die Gelegenheit, sich innerhalb von 15 bis 20 Minuten vorzustellen. Danach wird geheim gewählt. Zwischen dem ersten und dem zweiten Wahlgang, so er denn notwendig wird, gibt es eine Pause von etwas 45 Minuten, damit sich die Fraktionen beraten können. Weil vermutlich nicht jeder interessierte Besucher in den sehr kleinen Zuschauerbereich des Kreistagssitzungssaales gelangen kann, wird das Geschehen per Kamera live in das Foyer übertragen.