Am Montag wurden in Bad Bramstedt die ersten Rinder seit der Razzia geschlachtet

Bad Bramstedt . Um 7 Uhr standen die ersten Bauern mit ihren Rindern vor dem Werkstor. Nach einer Zwangspause von fünf Wochen hat am Montag der Betrieb auf dem Schlachthof in Bad Bramstedt wieder begonnen. „Die Erleichterung war groß, nicht nur bei den nahezu 400 Beschäftigten, die nun wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können“, sagt der Sprecher des Fleischkonzerns Vion, Karl-Heinz Steinkühler. Auch die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen habe die Wiedereröffnung des größten Rinderschlachtbetriebs in Norddeutschland begrüßt. Mehr als 120.000 Tiere sollen in Bad Bramstedt pro Jahr verarbeitet werden.

Das Landwirtschaftsministerium hatte den Schlachthof am 28. Februar nach einer Razzia mit fast 400 Polizisten, Zollbeamten und Staatsanwälten gesperrt. Die Ermittler waren in dem Betrieb auf gravierende Mängel gestoßen. Offenbar waren Rinder ohne ausreichende Betäubung getötet worden. Außerdem stießen die Kontrolleure auf Schimmel und Schmutz. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

„Mit dem Produktionsbeginn am Montagmorgen werden ab sofort auch die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel und in der fleischverarbeitenden Industrie wieder beliefert“, sagte Steinkühler. Die vom Land verfügte Schließung habe das Unternehmen einen hohen einstelligen Millionenbetrag gekostet. In diesem Jahr wird Vion 1,4 Millionen Euro in den Standort Bad Bramstedt investieren. Das schleswig-holsteinische Ministerium hatte die Wiederaufnahme des Betriebs unter strengen Auflagen genehmigt.

Bad Bramstedts amtierender Bürgermeister Burkhard Müller (CDU) reagierte erleichtert auf die Entscheidung des Ministeriums. Die Kommunalpolitik arbeitet derzeit an einer Resolution, in der sie ihre Haltung zur Zusammenarbeit mit dem Schlachthof festlegen will. Dass der Schlachthof wieder öffnen dürfe, bezeichnete Müller als gute Nachricht für die Beschäftigten und die Landwirte der Region, die seit der Schließung ihre Rinder zum Schlachthof nach Anklam in Mecklenburg-Vorpommern fahren mussten.

Auch die Sorge um drastisch steigende Abwassergebühren sind die Bramstedter mit der Wiedereröffnung des Schlachthofs los. Um die Abwässer des Schlachthofs verarbeiten zu können, entsprechen die Kapazitäten der städtischen Kläranlage der einer 60.000-Einwohner-Stadt; Bad Bramstedt hat aber nur knapp 14.000 Einwohner. Entfällt der Schlachthof als Gebührenzahler, würden die Kosten für die Bramstedter deutlich steigen.

Vion und seine Tochterbetriebe zahlen rund die Hälfte der jährlichen Gebühren in Höhe von insgesamt zwei Millionen Euro.