Gemeinsam haben Nadine Lange und Torsten Thormählen ein Unternehmen gegründet, um Kindergärten und Firmen zu beraten

Henstedt-Ulzburg. Über beide wurden in den vergangenen Wochen und Monaten viel berichtet: Nadine Lange, 35, und Torsten Thormählen, 50, gehören zu den Henstedt-Ulzburgern, die Schlagzeilen gemacht haben. Beide sind nicht mehr in den Positionen, in denen sie bekannt geworden ist – aber niemand weiß, was sie jetzt eigentlich machen. Gerüchte und Vermutungen gab und gibt es viele, aber jetzt steht es fest: Der frühere Bürgermeister und die ehemalige Vorsitzende und Geschäftsführerin des SV Henstedt-Ulzburg bilden ein berufliches Team.

Seit dem 11. März gibt es die Projektberatung „PrimaLux“ auf Basis einer GmbH. Geschäftsführer sind Nadine Lange und Torsten Thormählen. Zur Überraschung vieler haben sich die beiden ortsbekannten Persönlichkeiten zusammengetan, um in eine neue berufliche Zukunft zu starten. Beratungskunden sollen Firmen und Kindergärten sein.

Ellerau, Mittelweg: Im Einfamilienhaus der Familie Thormählen liegt das Büro von „PrimaLux“ im Erdgeschoss. Zwei Schreibtische – links sitzt Torsten Thormählen, rechts Nadine Lange. Regale voller Bücher und Akten, Computer, Telefon – so wie es eben in einem normalen Büroraum aussieht. Ein Weinregal oberhalb des Aktenregals erinnert daran, dass dieses Büro mit zu den Privaträumen gehört oder zumindest bis vor kurzen gehört hat. Ansonsten aber sieht es sehr professionell aus. „Wir haben unsere festen Bürozeiten“, sagt Nadine Lange, die mit ihrer Familie nach wie vor in Henstedt-Ulzburg lebt. „In der Anfangsphase sitzen wir dreimal pro Woche in diesem Büro, sind aber täglich im Austausch.“

Beide wirken entspannt und geben sich locker. Torsten Thormählen ist nicht mehr der Verwaltungschef von einst, kann sich also auch rein äußerlich zwangloser geben. Bei diesem offiziellen Pressetermin trägt er zwar ein dunkles Jackett, aber das Hemd ist kariert, die Jeans verwaschen und dekorativ mit Löchern durchsetzt. Als Bürgermeister wäre dieser halb-korrekte und betont legere Aufzug unangemessen, als Privatperson und Mit-Chef eines eigenen kleinen Unternehmens ist es jedoch normal. „Wir beide ergänzen uns gut“, sagt Torsten Thomählen. „Zwei unterschiedliche Charaktere, die zu gemeinsamen Lösungen kommen.“ Das Amtsgericht hat Thormählen in der vergangenen Woche zu 24.000 Euro Geldstrafe verurteilt, weil das Gericht es als erwiesen ansieht, dass er sich wegen Betruges wegen Unterlassung in zwei Fällen strafbar gemacht hat. Er soll seine Nebeneinkünfte nicht vollständig angegeben haben. Sein Verteidiger legt gegen dieses Urteil Rechtsmittel ein.

Kennengelernt haben sich Nadine Lange und Torsten Thormählen natürlich über ihre jeweiligen Tätigkeiten in Henstedt-Ulzburg. Menschen, die an der Spitze der Verwaltung und an der Spitze eines Sportvereins stehen, begegnen sich im öffentlichen Leben zwangsläufig immer wieder. Eine Art gemeinsamer Plattform gab es bei dem „Kampf“ um einen Sportkindergarten in Henstedt-Ulzburg. Beide zogen damals an einem Strang, dass daraus eines Tages aber eine berufliche Partnerschaft werden könnte, ahnten sie damals natürlich nicht. Nadine Lange hatte bereits früher als Beraterin für Kindergärten gearbeitet, kann also berufliche Kompetenz vorweisen. Sie ist Diplom-Soziologin und Betriebswirtin. Torsten Thormählen hat als Bürgermeister in Ellerau und Henstedt-Ulzburg sowie als Stadtrat in Norderstedt Führungskompetenz bewiesen.

Ihr neues Unternehmen „PrimaLux“ fährt zweigleisig. Einerseits hat es die Hamburger Kindertagesstätten im Auge. Viele sind in einem Umbruch, weil sie ein Qualitätsentwicklungsverfahren beschreiten müssen, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verunsichert. Anhand von Workshops werden die Angestellten vorbereitet, es sollen Strategien entwickelt und praktische Hinweise gegeben werden. Vor dem Hintergrund eines steigendenden Bedarfs an Kita- und Krippenplätzen sehen Nadine Lange und Torsten Thormählen ein wachsendes Aufgabengebiet. Tatsächlich haben sie bereits Kindergärten beraten; ein Workshop fand am vergangenen Wochenende statt.

Das zweite Standbein ist die „Wohlfühlberatung“ für Unternehmen. Beide gehen davon aus, dass sich der bestehende Fachkräftemangel in nächster Zeit noch verstärken wird. Das Unternehmen von Nadine Lange und Torsten Thormählen will Firmen mit einer Wohlfühlkompetenz ausstatten. „Die Bedeutung der Unternehmenskultur für den Erfolg eines Betriebes kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, finden beide und weisen darauf hin, dass den meisten Arbeitnehmern ein gutes Betriebsklima noch wichtiger ist als die leistungsgerechte Bezahlung. „Investitionen in eine freundliche und motivierende Arbeitsatmosphäre zahlen sich in Form gesteigerter Leistungsbereitschaft und Identifikation des Personals mit dem Unternehmen aus.“

Sie haben Modelle entwickelt, die auf eigene Erfahrungen aufbauen. Der ehemalige Bürgermeister und die ehemalige Vereinsvorsitzende und Henstedt-Ulzburg-Marketing-Chefin bieten an, die Arbeitsbedingungen in allen Firmen-Abteilungen zu analysieren, um anschließend Maßnahmen zur Verbesserung zu erarbeiten. Möglicherweise auch gemeinsam mit den Mitarbeitern der Firmen.