Der Unterstützerkreis für die neue Unterkunft sucht noch Mitglieder und Spenden

Norderstedt. Frauen werden geschlagen, verbrannt und vergewaltigt. Kinder werden bedroht und fühlen sich schuldig, wenn der Vater die Mutter drangsaliert, schuldig, nur weil es sie gibt. Wenn die Frauen dann jegliche Hoffnung aufgeben, dass diese Spirale von Gewalt, Versöhnung und wieder Gewalt endet, haben sie noch eine Zuflucht – das Frauenhaus. Doch das Norderstedter Frauenhaus ist mit konstant fast 30 Personen restlos überfüllt.

Für Jungen ab 13 Jahren ist im neuen Frauenhaus endlich Platz

Die Frauen müssen mit ihren Kindern zu mehreren in einem Zimmer schlafen, Hausaufgaben werden unter größter Unruhe gemacht, und für Jungen ab 13Jahren ist gar kein Platz vorhanden, weil weder die Intimsphäre der Frauen, noch die der pubertierenden Jungen aufgrund der Enge gewahrt werden kann. Auch die dringend notwendigen Gespräche mit den betroffenen Frauen stehen aufgrund der Raummenge unter starkem Druck, weil es zu wenig Gesprächszimmer gibt.

Doch jetzt wird endlich der Bauantrag für ein neues Frauenhaus in Norderstedt gestellt. Die Hausplanung ist abgeschlossen. Baubeginn soll im September sein, Fertigstellung im Sommer 2015. „Wir wissen jetzt, wie die einzelnen Geschosse gestaltet werden, wo wir welche Räume platzieren“, sagt Anita Brüning. Die Leiterin des Norderstedter Frauenhauses freut sich auf das 800Quadratmeter große neue Haus mit kleinem Spielgarten. Zwölf Räume sind geplant. Das alte Haus hatte nur sieben Zimmer. Seit mehr als 30 Jahren wird das Frauenhaus in einem ehemaligen Einfamilienhaus betrieben. Mit stetig zunehmendem Platzmangel.

„Die Räume im neuen Haus sind als Familienzimmer geplant, die Kinder können in Ruhe Hausaufgaben machen, und vor allem können wir Jungen ab 13Jahren im Obergeschoss einen eigenen Bereich geben“, sagt Brüning. Zudem gibt es eine große Hauptküche, ein großes Spiel- und ein großes Jugendzimmer, dazu mehrere Büros, die auch als Besprechungs- und Beratungszimmer genutzt werden sollen.

„Wir können im neuen Frauenhaus auch endlich Jungen bis zu 18 Jahren aufnehmen, die müssen jetzt noch bei Verwandten oder Freunden unterkommen, und das ist für die Familien ein unhaltbarer Zustand“, sagt Brüning. Das neue Haus erhält auch einen Fahrstuhl, alle Räume sind barrierefrei und somit auch für Behinderte zugänglich.

Die Gesamtkosten des Neubaus betragen 1,68 Millionen Euro. Das Land Schleswig-Holstein zahlt 700.000 Euro, der Kreis Segeberg 300.000 Euro, das Diakonische Werk des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein ist mit 270.000 Euro dabei und die Stadt Norderstedt mit 210.000 Euro. Die noch fehlenden 200.000 Euro werden je zur Hälfte von der Wohlfahrtslotterie aufgebracht und durch Fundraising und Spenden mit Hilfe eines Unterstützerkreises erwirtschaftet.

12.000 Euro hat der Unterstützerkreis für den Neubau bereits eingeworben

„12.000 Euro sind aus dem Kreis der Spenderinnen und Spender bereits gesammelt worden“, sagt Gunnar Urbach. Der Pastor des Kirchenkreises Südholstein setzt sich unermüdlich für den Neubau ein. Eine Aktion mit Verkauf von Frauenhaus-Pinnadeln zum Weltfrauentag am Herold-Center hat etwa 1000 Euro eingebracht. Beim Benefizkonzert mit dem Ensemble Merlini in der Paul-Gerhardt-Kirche wurden 1100 Euro gespendet, die Spendendose der Bäckerei Schmidt an der Ulzburger Straße beinhaltete 500 Euro.

Bäckereien, Chöre und Musik-Ensemble sammeln fürs neue Frauenhaus

Iris Schmidt von der Bäckerei unterstützt mit der Bäckerei Rathjen auch die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ und backt Torten und Brötchen für eine Spende ans neue Frauenhaus. Weitere Spenden gingen von Benefizkonzerten des Norderstedter Frauenchores und anderer Kulturvereine ein. „Ich freue mich über das große Engagement und bin zuversichtlich, dass wir bis Ende 2014 unser Ziel von 100.000 Euro erreichen“, sagt Urbach.

„Es sind ja nicht nur die Frauen, sondern auch deren Kinder, die untergebracht werden müssen. So bleiben durchschnittlich vier Quadratmeter pro Person, das ist einfach viel zu wenig“, sagt Claudia Meyer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Norderstedt. Es sei auch unerlässlich für die Frauen in ihrer massiven Krise, die eine umfassende Neuorientierung des gesamten Lebens erfordere, klärende Gespräche in einer ruhigen Situation führen zu können. „Ich halte es außerdem für diskriminierend und unverantwortlich, dass sich Mütter und ihre Söhne über 13 Jahre in dieser extrem belastenden Lebensphase auch noch trennen müssen“, sagt Claudia Meyer.

Der Unterstützerkreis für für den Neubau des Frauenhauses trifft sich am Montag, 14. April, von 18 Uhr an im Norderstedter Rathaus, um weitere Spendenmöglichkeiten zu besprechen. Weitere Unterstützer sind herzlich willkommen. Wer direkt für den Neubau spenden will: Frauenhaus Norderstedt, EDG-Bank Kiel, IBAN DE30210602370041243400, Kontonummer 41243400, BLZ 21060237, Stichwort Neubau Frauenhaus.