Die Norderstedter Künstlerin Anne-Kathrein Erban lädt zum zehnten Geburtstag ihres Ateliers ein

Norderstedt. Sie malt auf Leinwand, auf Papier und Holz, auf allem, worauf sich malen lässt. Sie malt auch auf Särge und begleitet Trauernde, wenn sie den Sarg eines lieben Menschen bemalen wollen. Denn sie meint, auch das sei eine gute Trauerarbeit, die Auseinandersetzung mit dem, was der Verstorbene wohl gern auf seinem Sarg gesehen hätte.

Anne-Kathrein Erban ist eine der vielseitigsten Künstlerinnen der Region. Am Sonnabend feiert sie den zehnten Geburtstag ihres Norderstedter Ateliers, ihren 60. Geburtstag und 25Jahre Wohnsitz in Norderstedt mit einem Tag des offenen Ateliers.

Seit zehn Jahren ist das Atelier in dem lichtdurchfluteten Anbau zum Haus des Künstler-Ehepaares Anne-Kathrein und David Erban Treffpunkt für Mal- und Künstlergruppen. „Ich habe beispielsweise einen Kreis, dessen Teilnehmer ihre Arbeiten mitbringen. Die diskutieren wir gemeinsam, und das gibt uns allen immer wieder neue künstlerische Impulse“, sagt Anne-Kathrein Erban.

Mit dem Anbau des Ateliers mit bodentiefen Fenstern und hohen, schräg geschnittenem und mit Holz verkleidetem Decken hat sich die Norderstedter Künstlerin einen Traum erfüllt. „Der Anbau ist wie eine Hausscheibe, die mir ungeahnte Perspektiven eröffnet hat“, sagt Erban. Vor 25 Jahren zog sie mit Ehemann David, Tochter Mareike und Sohn Tom in das Endreihenhaus in Norderstedts Stadtteil Harksheide. Seit fast 25 Jahren auch ist sie freischaffende Künstlerin, unterrichtete Malerei an Volkshochschulen und seit zehn Jahren im eigenen Atelier. „Das gibt mir sehr viel Freiraum und meinen Schülerinnen und Schülern auch“, sagt die sympathische Künstlerin. Der Unterricht macht ihr immer noch viel Freude, vor allem, wenn sie erlebt, wie sich ihre Schüler weiter entwickeln. Zurzeit reizt sie ein Angebot, Kunstkurse in der Jugendarbeit anzubieten.

In ihrem Atelier sind neuste Werke und bildnerische Tagesnotizen zu sehen

In ihrem Atelier sind stets ihre neusten Werke zu sehen, aber auch schnelle bildnerische Tagesnotizen von Fundstücken etwa, die sie von Spaziergängen oder aus dem Urlaub, von einer Kunst-Exursion mitbringt. „Ich bin fasziniert von den Dingen, von altem Holz, es hat etwas zu erzählen, von alten Steinen, von Federn und anderen Fundstücken, die am Weg liegen“, sagt sie,

Anne-Kathein Erban ist sehr neugierig und setzt sich immer wieder mit neuen Medien auseinander. Ganz neu entdeckt sie zurzeit eine ganz alte Technik, den Holzschnitt. Erst im kleinen Format. „Doch allmählich werden die Platten immer größer“, sagt Erban. In Arbeit ist eine Holzschnitt-Serie, in der sie mit Spiegelungen im Wasser experimentiert. Abgeschlossen hat sie eine Lithografie-Serie, in der sie Fotos, die sie schnell von Fernseh-Sendungen aufgenommen hat, als Arbeitsmaterial für Verfremdungen nimmt. „Auf Papier male ich nicht mehr oft, beispielsweise mit meiner kleinen Enkelin, mich fasziniert jetzt der Holzschnitt“, sagt Erban. Gerade hat sie eine Ausstellung mit der Holzschnitt-Serie „Geliebte Gegenstände“ in Hamburg gezeigt. Voraus ging ein Mal-Marathon. „Ich wollte gern gegenständliche Arbeiten ausstellen, fand meine alten Sachen aber nicht mehr so gut“, übt sie Selbstkritik. Vier Wochen intensive Arbeit im Atelier waren das Ergebnis, dann stand die neue Ausstellung mit neuen Werken.

Vielfach nutzt sie alte Blätter, um sie neu zu interpretieren. „Fehldrucke bilden manchmal völlig unverhoffte Motive, und das habe ich zum Anlass genommen, sie weiter zu entwickeln“, sagt sie. Wenn sie nicht im eigenen Atelier arbeitet, geht sie in die Ateliergemeinschaft Kettenwerk im Valvo-Park an der Essener Straße in Hamburg-Langenhorn. „Es tut gut, über den Flur in ein anderes Atelier zu gehen und sich auszutauschen“, sagt die Künstlerin.

Kann sie sich leicht von ihrem Bildern trennen, bei einem Verkauf beispielsweise? „Es gibt Bilder, denen ich jetzt noch hinterher trauere, deshalb stelle ich Herzensangelegenheiten gar nicht mehr aus“, sagt sie. Das seien meist Sujets, mit denen sie sehr gerungen, zu denen sie eine Hassliebe entwickelt habe, weil sie sich sperrten, und wenn das Motiv dann gelingt, sei es wie ein eigenen Kind.

Offenes Atelier Anne-Kathrein Erban am Sonnabend, 29. März, 14 bis 20 Uhr, Weg am Sportplatz 23a.