24-Jähriger soll Ausrüstung des KBA und der Freiwilligen Feuerwehr Harksheide bei Ebay verkauft haben

Norderstedt. Die Käufer waren zufrieden. „Alles bestens, ruhrblitz sagt danke :-)“, heißt es in einer Bewertung beim Online-Aktionshaus Ebay. Auch „Jockel“ hatte nach seinem Kauf beim „T4freundpaddy“ nichts zu meckern: „Alles bestens. 1A Ware. Guter Kontakt. Jederzeit gerne wieder.“ Dass „T4freundpaddy“ vermutlich gestohlene Ausrüstung der Norderstedter Hilfsorganisation KBA (Verein für Krankentransport, Behinderten- und Altenhilfe) und der Freiwilligen Feuerwehr Harksheide verkauft hat, ahnten sein Kunden offenbar nicht. Hinter „T4freundpaddy“ verbirgt sich der 24-jährige Hendrik Behrends (Name von der Redaktion geändert).

Die Polizei ermittelt gegen den Rettungsassistenten und freiwilligen Feuerwehrmann, nachdem ihm der KBA eine Falle gestellt hatte und die illegalen Geschäfte aufgeflogen waren. Bei einer Hausdurchsuchung stellten die Ermittler Beweismittel sicher. „Wir haben Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehr und des Rettungsdienstes beschlagnahmt“, sagte Polizeisprecherin Sandra Rüder zum Abendblatt.

KBA-Chef Michael Vollmer hat noch keinen vollständigen Überblick über die Verluste. Doch schon nach einem ersten Überblick geht er von einem Schaden von mehreren 1000 Euro aus. „Das war gewerbsmäßig, kriminell und unglaublich dreist“, sagt Vollmer, der den jungen Mann vor vier Jahren eingestellt und jetzt fristlos gekündigt hat. Aus der Feuerwehr ist der 24-Jährige freiwillig ausgetreten.

„T4freundpaddy“ hatte über Monate hinweg unbemerkt einen Internethandel aufgezogen. Zum Angebot gehörten Notfallkoffer, Sanitätstaschen, Schaufeltragen, Rückfahrkameras, die an Rettungsfahrzeugen installiert werden. Auch Helme, Stiefel und Sitze für Fahrzeuge sollten Geld bringen. Er fühlte sich offenbar sicher und machte bei Ebay gute Geschäfte – bis der KBA einen Hinweis erhielt, dass womöglich Sanitätsmaterial der Hilfsorganisation im Internet verscherbelt wird.

Der Aliasname „T4freundpaddy“ führte gegen Behrends zu einem Verdacht, doch bewiesen war noch nichts. Vollmer und seine Mitarbeiter entschlossen sich, dem Täter eine Falle zu stellen. Die Gelegenheit bot sich schnell. Bei Ebay bot der Verdächtige einen Feuerwehrhelm an, den er in einem Unkleideraum im Keller des KBA-Gebäudes fotografiert hatte. Vollmer erkannte eindeutig die Fliesen des Raumes wieder. Im Keller fand er den angebotenen Helm auf dem Spind von Behrends.

Als die Ware geliefert wurde, war die Überraschung nicht mehr allzu groß

Vollmer wollte auf Nummer sicher gehen, um den Täter zu überführen. Im Innenteil des Helms versteckten seine Mitarbeiter einen Zettel mit der Aufschrift KBA und einem Datum. Dann legten sie ihn auf den Spind zurück und ersteigerten ihn für 200 Euro. Als die Ware geliefert wurde, war die Überraschung nicht mehr allzu groß, als Behrends’ Name auf dem Absender stand. Im Paket lag der Helm mit dem Zettel. Das Konto, auf dem die 200 Euro überwiesen werden sollten, entpuppte sich als sein Gehaltskonto beim KBA.

Inzwischen ist Vollmer sicher, dass der Täter die Ware erst mitgehen ließ, wenn er bei Ebay einen Käufer gefunden hatte. 20 positive Bewertungen für den Verkauf von KBA-Material hat er im Internet entdeckt. Wie viele Geschäfte abgewickelt wurden, ohne dass eine Bewertung erfolgte, zeigt Ebay nicht an. Außerdem stellte der KBA fest, dass sich Behrends offenbar unbemerkt zahlreiche Nachschlüssel für Räume und Koffer anfertigen ließ. Mitarbeiter fanden ein ganzes Bund.

Dass die Diebstähle nicht auffielen, liegt daran, dass sich der mutmaßliche Dieb zumeist bei der ehrenamtlichen Sanitätsbereitschaft des KBA in der alten Glashütter Feuerwache bediente und nicht an seinem Arbeitsplatz im Rettungsdienst in der Wache an der Ohechaussee. Bei den Ehrenamtlern fallen die Diebstähle nicht sofort auf und werden möglicherweise erst bemerkt, wenn die Ausrüstung bei einem Katastropheneinsatz fehlt und nicht für Behandlung Verletzter zur Verfügung steht. Die Einsatzbereitschaft sei gefährdet, wenn er im Ernstfall Material fehle, sagt Vollmer. „Wir können in diesem Bereich nicht alles dicht machen“, sagt der KBA-Chef. „Wir müssen vertrauen können.“

Mal fehlte ein Schutzhelm, mal eine Feuerwehrhose

Auch bei der Harksheider Feuerwehr verschwand Ausrüstung. „Wir konnten uns das zunächst nicht erklären“, sagt Gemeindewehrführer Niels Ole Jaap. Behrends engagierte sich ehrenamtlich bei den Harksheider Rettern. Mal habe ein Helm, mal eine Feuerwehrhose gefehlt, sagte Jaap. Kurz darauf entdeckte er die Kleidung bei Ebay wieder und informierte die Stadtverwaltung, die Anzeige gegen Unbekannt erstattete.

Jaap bezeichnete Diebstähle innerhalb der Feuerwehr als „absolute Ausnahme“. „Der Betroffene hat seinen Austritt erklärt“, sagt der Feuerwehrchef. Zu den Vorwürfen habe er sich nicht geäußert.