Tanks Theater spielt das Lustspiel „Un baven wahnen Engel“ aus dem Jahr 1963 im Festsaal am Falkenberg

Norderstedt. Im Zimmer steht ein Kohleofen, und die schwarzen Eierbriketts müssen mit der Kiepe in die Dachstube geschleppt werden. Fahrstuhl Fehlanzeige. Es zieht durch die Fenster, vom Fernseher keine Spur, auch vom Telefon nicht, und die zwei Bewohnerinnen sind noch Jungfern. Was für eine rare Spezies! Nur die Türglocke bimmelt bei den Schwestern Helene und Elvira Engel und das andauernd. Fix was los unterm Dach.

Das Stück heißt denn auch „Un baven wahnen Engel“. Tanks Theater brachte es jetzt im Festsaal am Falkenberg zur Premiere. Der Schwank ist diesmal keiner von Theatergründer Norbert Tank. Jens Exler schrieb die Komödie. Sie wurde bereits am 25.April 1963 uraufgeführt und hat reichlich Patina angesetzt.

Spaß bringt die Komödie immer noch, vor allem Nostalgikern, die schrullige Jungfrauen lieben, Schwule immer noch für bunte Paradiesvögel halten und auch vor Sprüchen wie „Arbeit’ du man, de Freid kümmt vun sülvens“ nicht zurückschrecken. Regisseurin Marion Hartrampf hätte dem Stück gut eine umfassende Renovierung mit Vermeidung von Wiederholungen und ihrem Schauspiel-Team mehr Schwung und Witz verordnen können. Aber das stellt sich vielleicht bei den nächsten Aufführungen noch ebenso ein wie Textsicherheit und ein schlüssiges Zusammenspiel. Souffleuse Britta Böttcher, die besser auf der Bühne als Schauspielerin aufgehoben wäre, hatte viel zu tun, zumal sich die Spieler gern direkt vor ihrem Kasten trafen.

Erfreulich ist der Zuwachs, den Tanks Theater verzeichnen kann. Mit Sabrina Bredehorst als Karen Schlüter und Nils Knöpke als Neffe Klaus kommen zwei junge Erwachsene auf die Bühne. Beide sprechen gut Plattdeutsch. Sabrina Bredehorst gibt ihrer Rolle eine frische, natürliche Note, trat in der Premiere allerdings noch etwas gehemmt auf, was auch manchmal die Anmutung humorloser Besserwisserei zur Folge hatte. Nils Knöpke kommt dagegen locker und mit viel Selbstverständnis auf die Bühne, bleibt in Mimik und Bewegungen natürlich, abgesehen von ein paar noch linkischen Momenten. Als bunter Homo-Vogel in schrillen Klamotten mit merkwürdig eingefärbten Haaren schickt die Regisseurin Christian Hartrampf ins Spiel. Der spielt die Schwulen-Chose mit Bravour und Witz und bremst stets haarscharf vor der peinlichen Klamotte ab. Trotzdem gehört die Nummer ins Reich der Antiquitäten.

Hartrampf wählten die Mitglieder von Tanks Theater auch als neuen Vorsitzenden des Theatervereins und damit zum Nachfolger von Theatergründer Norbert Tank. Norderstedts Erzkomödiant feiert im April seinen 70. Geburtstag, musste den Vorsitz aber aufgrund seiner schweren Krankheit weitergeben. Hartrampf spielt seit der Vereinsgründung 1993 mit. „Natürlich ehren wir Norbert Tank, wie es sich für Vereine gehört, mit dem Ehrenvorsitz“, sagte Hartrampf. Wie Norbert Tank möchte auch er, dass das Publikum „bei Tanks“ zwei Mal im Jahr den Alltag vergessen kann.

Zu den Gründerinnen gehören Renate Lüdecke und Sabine Owzareck, die als jungferliche Schwestern Engel ihr Unwesen im Mietshaus treiben. Vor allem Owzareck macht das mit dem ihr eigenen Witz und ihrem untrüglichen Gefühl für Situationskomik. Lüdecke kehrt als ältere Schwester Helene das Biest hervor, zeigt manchmal aber auch eine sehr zurückhaltende Bühnenpräsenz. Thomas Wichern legt seine Rolle als Pümpel schwingender Hauswirt Babbel mit entsprechender Grobheit an, doch auch die feineren Regungen gelingen ihm. Rolf Briola gibt den Nachbarn Schlüter, eine Rolle, die er sich mit Günter Lüdemann teilt.

Aufführungen: Sonntag, 23. März, 16 Uhr. Donnerstag und Freitag, 27. und 28. März, 20 Uhr, Sonnabend, 29. März, 16 und 20 Uhr, und Sonntag, 30.März, 16 Uhr. Festsaal am Falkenberg, Langenharmer Weg 90. Karten zu acht, ermäßigt sieben Euro, donnerstags sechs Euro, gibt es im Vorverkauf, unter Telefon 040/30852753, per E-Mail unter karten@tankstheater.de und an der Abendkasse.