Eine Bande könnte für eine Serie von bewaffneten Raubüberfällen in Norderstedt und Umgebung verantwortlich sein

Norderstedt. Die Täter kommen immer kurz vor Ladenschluss. Sie sind bewaffnet und sorgen in den Supermärkten für Angst und Schrecken. Eine Bande hat in den vergangenen Wochen mehrfach in Norderstedt und im Hamburger Stadtteil Langenhorn zugeschlagen und mehrere 1000 Euro erbeutet. Am Dienstagabend überfielen die Männer zum zweiten Mal den Penny-Markt im Stadtteil Glashütte.

Es ist 21.55 Uhr, als drei Männer in den Discounter stürmen. Sie sind dunkel gekleidet und maskiert. Zwei gehen zur Kassiererin, bedrohen sie mit einem Messer und einem Elektroschockgerät. Sie fordern Bargeld. Die Kollegin der Frau muss hilflos zusehen, wie die Kassiererin unter Schock den Anweisungen der Täter folgt. Die letzten Kunden haben längst den Supermarkt verlassen.

Die Täter erbeuten mehrere 100 Euro, dann flüchten sie in Richtung Hamburg. Möglicherweise waren sie mit einem Auto unterwegs. Die beiden Frauen stehen unter Schock, als die Männer verschwunden sind. Die Polizei fahndet mit zahlreichen Streifenwagen aus Schleswig-Holstein und Hamburg nach dem Trio, jedoch ohne Erfolg.

Dieselben Männer haben den Penny-Markt offenbar schon einmal überfallen. Drei mit dunklen Sturmhauben maskierte Männer drangen am 18. Februar gegen 22 Uhr in die Filiale ein, bedrohten die Kassiererinnen mit Messern und raubten Bargeld. Außerdem ließen sie mehrere Tabakdosen mitgehen und flüchteten ins Wohngebiet an der Tangstedter Landstraße.

Ein weiterer Überfall an der Segeberger Chaussee könnte ebenfalls auf das Konto der Bande gehen. Tatzeit war erneut der späte Abend. Am 7. Februar überfielen zwei maskierte Täter den Netto-Markt an der Segeberger Chaussee. Auch die hatten Messer dabei und zwangen die Angestellten, die Kasse zu öffnen. Die Männer sollen deutsch und türkisch gesprochen haben.

1000 Euro raubten zwei maskierte Männer im Markant-Supermarkt am Käkenflur in Hamburg-Langenhorn. Sie lauerten am 17. Januar einem 20-jährigen Angestellten auf, der Leergut in einen Lagerraum bringen wollte. Die Täter riefen „Überfall!“, zückten Messer und eine Schusswaffe und zwangen den 20-Jährigen sowie einen weiteren Angestellten, den Tresor zu öffnen.

Die Polizei hält sich bislang mit Informationen zu den Überfällen zurück und berichtet von einigen Taten erst mit zwei Tagen Verspätung. Dort will man nicht einmal von einer Serie sprechen.

Am Donnerstag ist unter den Kunden am Glashütter Markt der erneute Überfall auf den Penny-Markt das Gesprächsthema. „Kein Wunder, dass die Täter sich immer wieder den Markt aussuchen. Gegen 22 Uhr ist am Glashütter Markt Totentanz“, sagt ein Anwohner. Warum der Markt bis um 22 Uhr geöffnet haben muss, versteht die Postbotin des Einkaufsquartiers nicht: „Wer geht denn um die Zeit noch einkaufen. Das braucht doch kaum jemand.“

Im Markt selbst arbeiten am Donnerstag nur zwei Mitarbeiter. „Die beim Überfall dabei waren, sind heute alle nicht da“, sagt eine Kassiererin. Der stellvertretende Marktleiter verweist an die Unternehmensleitung und schweigt. Doch die Anspannung ist den Penny-Mitarbeitern nach zwei Überfällen in vier Wochen deutlich anzumerken.

In einer Gaststätte in der Nachbarschaft des Supermarktes hat die Wirtin eigentlich einen guten Blick auf den Penny-Discounter. „Wir haben hier an dem Abend irgendwann die Polizei laufen sehen. Mehr bekommen wir nicht mit.“ Der Penny habe die Fensterfronten zum Markt komplett mit Werbefolien abgeklebt. „Wenn da einer mit dem Messer an der Kasse steht, dann sieht den von außen keiner. Die können sich da ganz sicher fühlen, so abgeschottet ist der Markt.“

Eine Kundin, die den Penny-Markt verlässt, fühlt mit den Kassiererinnen des Discounters. „Da sitzen bis spät abends nur zwei Frauen an der Kasse in dem riesigen leeren Laden. Da hätte ich auch Angst.“

So lange die Polizei die Täter nicht geschnappt hat, dürfte sich die Unsicherheit an den Supermarkt-Kassen der Stadt breit machen. Die Familie Hayunga betreibt in Norderstedt gleich drei Edeka-Märkte. „Natürlich ist das kein gutes Gefühl für unser Personal an den Kassen“, sagt Geschäftsführer Jan Hayunga. „Dennoch halte ich die Wahrscheinlichkeit eines Überfalls bei uns für relativ gering.“ Denn Hayunga hat nur bis 20 Uhr geöffnet. Und er verfüge über deutlich mehr Personal als die Discounter. „Bei uns sind immer noch Leute an den Frischetheken oder bei den Getränken.“

Die Polizei bittet eventuelle Zeugen, sich unter Telefon 040/52 80 60 zu melden.