Was rund um den See-, Feld- und Waldpark kreucht und fleucht, überrascht selbst die Experten des Naturschutzbundes

Norderstedt. Als die Bauarbeiten für den neuen Stadtpark Norderstedt begannen, waren Horst Bollmann und Joachim Haase skeptisch. Für die Zukunft der Tiere im Habitat um den Baggersee des Potenbergwerks sahen sie schwarz. „Die Eingriffe schienen so stark, dass wir annehmen mussten, dass viele Tiere für immer vertrieben worden waren“, sagt Johannes Haase. Doch die beiden lagen falsch. Zum Glück.

Am Montag stehen Haase und Bollmann, die beiden Aktiven der Ortsgruppe Norderstedt des Naturschutzbundes (Nabu), auf dem Weg über dem Stadtparksee. Haase schaut durch die Linsen seines Feldstechers und entdeckt einen Rothalsraucher auf der Wasseroberfläche des Stadtparksees. „Den hatten wir hier noch nie, das ist eine Überraschung, den müsste man melden“, sagt Horst Bollmann und meint jene Verzeichnisse im Internet, auf denen Ornithologen in aller Welt das Auftauchen von Vogelarten dokumentieren. Dort finden sich immer mehr Meldungen aus dem Norderstedter Stadtpark.

Denn, aller Eingriffe, der Wasserskianlage und dem hohen Publikumsverkehr zum Trotz, haben sich die Tiere den Stadtpark zum Lebensraum gemacht. Die beiden Experten des Nabu bezeichnen die Norderstedter Stadtpark sogar als ein besonders gelungenes Miteinander von Natur und Nutzung durch den Menschen.

„Eine Kartierung der Tiere im Stadtpark hat ergeben, dass hier heute genauso viele Arten vorkommen wie vor der Umgestaltung“, sagt Bollmann. Und es kommen stetig neue hinzu. Über 50 Vogelarten sind in den Sommermonaten im Stadtpark zu beobachten, sagt Joachim Haase. In den Rückzugsgebieten des Sees, etwa im Schilfgürtel hinter der Seebrücke, ziehen etliche Wasservögel ihre Brut groß. „Wir haben hier vier Haubentaucher-Pärchen, aber auch Graugänse oder den Schilfrohrsänger“, sagt Bollmann. Gerade die Haubentaucher hätten sich mit der Situation auf dem Stadtparksee mehr als gut abgefunden. Bollmann hat sie schon oft auf dem Stadtparksee beobachtet, wie sie Huckepack mit den Kleinen im Gefieder an den Wasserski-Fahrern vorbeipaddelten.

Die Stege der Wasserski-Anlage werden von Kormoranen auf der Fischjagd genutzt. Am Strand des Arriba-Bades hat Horst Bollmann Austernfischer beobachtet. Und auch die Graureiher zählen zu den regelmäßigen Gästen am Stadtparksee.

Mit der Stadtpark GmbH pflegt der Nabu eine lebendige Partnerschaft. Nicht wie früher, als man sich im Streit um die Veränderungen im Park kritisch gegenüber stand. „Es wird im Park sehr auf die Wahrung der Lebensräume für die Tiere geachtet. Erik Voß, der technische Leiter der Stadtpark GmbH, hat ein waches Auge“, sagt Horst Bollmann. Außerdem sei das ehrenamtliche Engagement des Nabu im Park sehr willkommen. So sorgen die Naturschützer für ausreichend Nistkästen für verschiedene Vogelarten im Park. Gerade wurde neue Kästen für Stare aufgehängt. Die auf Initiative des Nabu in der Wand des Kulturwerkes eingelassenen Nisthöhlen werden von Mauerseglern und Spatzen genutzt. Demnächst sollen weitere Mauersegler mit dem Ruf der Tiere vom Tonband angelockt werden. Und nahe des Bauerhofes im Feldpark werden die Aktiven des Nabu demnächst ein Insektenhotel bauen.

Der Nabu sieht es als seine Aufgabe an, die Besucher des Parks zunehmend für die Fauna zu sensibilisieren. Horst Bollmann: „Wir wollen keine Natur-Puritaner mit erhobenem Zeigefinger sein. Wir wollen den Menschen den Naturgenuss näher bringen.“

Und dazu bietet der Nabu ausgiebig Gelegenheit. Insgesamt sechs Führungen unter dem Motto „Was singt denn da?“ wird es in diesem Jahr geben. Bei den vogelkundlichen Spaziergängen mit Kurt Benitz, Joachim Haase und Grit Lory können Teilnehmer den Naturlebensraum Stadtpark erkunden und erleben. Die erfahrenen Nabu-Ornithologen wissen, was kreucht und fleucht. „Die Mönchsgrasmücke und den Zilpzalp kann man jetzt wieder zwitschern hören“, sagt Haase.

Vorkenntnisse sind für die Führungen nicht gefordert. „Allerdings sollte festes Schuhwerk und Regenkleidung nicht fehlen“, sagt Haase. Und ein Fernglas hilft dabei, die heimischen Vögel noch besser beobachten zu können. Hunde müssen aber zu Hause bleiben. Die Teilnahme ist kostenlos, es wird um Spenden gebeten

In Norderstedt gibt es Führungen am 29. März, 8. und 23. April, 3., 11. und 15. Mai, jeweils um 9 Uhr. Treffpunkt ist der Haupteingang des Stadtparks. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.