Im früheren HSV-Restaurant Lindenhof treffen sich jetzt die Tischfußballspieler. Am Sonnabend wurde das „Leistungszentrum“ mit einem offenen Turnier eröffnet

Norderstedt . Peer Junge blickt konzentriert auf die kleine Kugel, die zwischen den Spielern auf dem Tisch scheinbar planlos hin- und herrollt. Aber eben nur scheinbar. Eine kurze Drehbewegung mit dem Handgelenk, und die Kugel ist im Tor verschwunden. Der Laie wundert sich, der Fachmann nickt anerkennend mit dem Kopf: Eine Lehrstunde in Sachen Tischfußball. Peer Junge ist 32 Jahre alt, lebt in Berlin und hat das Tischfußballspiel zu seinem Hobby Nummer eins erkoren. Seit acht Jahren ist er dabei, inzwischen ist er ein Meisterspieler, der für einen bayerischen Verein in der zweiten Bundesliga spielt. Zur Eröffnung des Leistungszentrums der Tischfußball-Sparte des HSV im früheren Restaurant Lindenhof auf dem HSV-Gelände an der Ulzburger Straße ist Peer Junge am Sonnabend gekommen, weil er gerade seine Eltern in Norderstedt besucht.

Wie so viele Tischfußballspieler hat auch er als Kneipensportler begonnen. Irgendwann dachte er, dass er bereits ein guter Spieler sei, aber da hatte er sich schwer getäuscht. „Da waren dann eines Tages ein paar Jungs, die haben mich komplett vom Tisch geschossen.“ Der Kriminalbeamte entwickelte Ehrgeiz und begann, bessere Spieler auszufragen, fing an zu trainieren, ging sogar in ein Trainingscenter und spielte fortan mindestens dreimal in der Woche.

Was zeichnet einen guten Tischfußballspieler aus? „Mentale Stärke, gute Technik, Grundschnelligkeit, ein gutes Auge und eine gute Koordination der Hände“, sagt Peer Junge. Auch Kraft? Er schüttelt den Kopf: keine Kraft, aber eine gehörige Portion Ehrgeiz und keine Angst vor stupiden Trainingsstunden. „Das ständige Wiederholen von Situationen und das monotone Einüben von Techniken sindehr wichtig.“

Das Tischfußballspielen ist Peer Junges Leidenschaft – und sie hat ihm auch zum privaten Glück verholfen. Seine Freundin Steffi Kirschke ist ebenfalls eine begeisterte Tischfußballerin. Beide haben sich beim Sport kennengelernt und betreiben dieses Hobby jetzt weitgehend gemeinsam. Klar: „Tischfußball spielt eine große Rolle in unserem Leben“, sagt die 28 Jahre alte Erzieherin, die ebenso wie ihr Freund dreimal in der Woche trainiert und dazu am Wochenende einen Tag dieser Sportart widmet. Freund Peer ist besser, gibt sie neidlos zu, spielt ihre Vorzüge aber nicht herunter: „Im Tor bin ich eine gute Spielerin.“

Das Leistungszentrum auf dem HSV-Gelände finden die beiden Berliner ausgezeichnet: Sehr gute Atmosphäre, gute Beleuchtung, gute Ausstattung. Der Wandschmuck mit den vielen HSV-Fahnen und -Emblemen an den Wänden ist für sie als Berliner zwar gewöhnungsbedürftig, letztlich aber doch okay. Immerhin steht das Leistungszentrum auf dem ehrwürdigen HSV-Gelände, und mit Uwe Seeler wohnt eine deutsche Fußball-Legende nur wenige Schritte entfernt. Sie sind zufrieden und freuen sich über den netten Tag in Norderstedt. Die Verpflegung holen sie sich aus dem direkt nebenan liegenden HSV-Restaurant „1887“.

Zufrieden sind auch Henning Ramcke, der Abteilungsleiter der HSV-Tischfußballsparte, und sein Stellvertreter Jene Halabi. Am Eröffnungstag ist es zwar nicht gerade brechend voll in den Räumen der früheren HSV-Gaststätte Lindenhof, aber das hatten sie auch nicht erwartet. Denn parallel findet in Hamburg ein größeres Tischfußballturnier statt. Der Besuch reicht, um ein interessantes offenes Turnier über die Bühne zu bringen. Gelegentlich schauen auch mal neugierige Menschen herein, die sich einfach nur mal umsehen wollen, ohne gleich in das Spielgeschehen einzugreifen. Der eine oder andere versprach, eines Tages wiederzukommen.