Henning Ramcke war Torwart in der 1. Bundesliga – beim Tischfußball. Der 35-Jährige hat die neue HSV-Abteilung an der Ulzburger Straße aufgebaut

Norderstedt. Wie bei vielen heutigen Cracks begann auch die Tischfußballkarriere von Henning Ramcke auf der Reeperbahn. Die Erlebnismeile, insbesondere der Hamburger Berg mit seinen zahlreichen kleinen Bars und Clubs, ist an jedem Wochenende ein Treffpunkt für Hobbyzocker und Spezialisten gleichermaßen. „Ich bin damals nach Hamburg in eine WG gezogen. Wir sind dann eben oft zum Feiern auf den Kiez gegangen. Eigentlich hat ja jeder irgendwann einmal Tischfußball gespielt – unter Freunden, Nachbarn, beim Zivildienst oder im Jugendzentrum.“

Ramcke, 35, wohnt in Halstenbek und ist gelernter IT-Fachinformatiker, entschloss sich aber später für ein Geschichtsstudium an der Universität Hamburg – derzeit schreibt er an seiner Abschlussarbeit. Tatsächlich wurde der Tischfußball seinerzeit als Hochschulsport angeboten – Henning Ramcke versuchte sein Glück, entwickelte Ehrgeiz und kaufte sich einen eigenen Tisch. „Aber erst nur zum Spaß.“ Zumal er selbst noch aktiver Fußballer beim VfL Pinneberg, bei Halstenbek-Rellingen und dem FC Winterhude war.

Zwar gab Ramcke parallel Kurse an der Uni, größer aber war der Reiz, eine neue Sparte in einem der Hamburger Traditionsvereine aufzubauen. Beim Hamburger SV fand er anfangs keinen Anklang, wohl aber beim FC St. Pauli. Die Braun-Weißen sind heute dem HSV im Kickern weit voraus – insgesamt, schätzt Ramcke, gibt es in der Hansestadt wohl 800 Aktive, die den Sport leistungsorientiert betreiben. Er selbst schaffte es sogar bis in die 1. Bundesliga – als Torwart. Wobei er die Offensivtricks ebenso beherrscht. „Es ist ein Unterschied, ob du nur an der Stange drehst oder bewusst spielst.“ Die Könner wissen: Jede Stange, jede Figur hat einen begrenzten Radius. Das heißt, es gibt bestimmte Positionen, von denen aus die Trefferwahrscheinlichkeit am höchsten ist. „Schusskanäle“ nennt es Ramcke.

Er selbst rollte den Ball 2013 von St. Pauli zum HSV – der ungewöhnliche Wechsel klappte auch, weil Ramcke nun Gehör fand bei Oliver Scheel, dem Vorstand für Mitgliederbelange und erklärter Förderer des Amateursports.

Warum gerade Norderstedt prädestiniert ist für das neue Leistungszentrum? „Der HSV hat hier doch eine große Tradition. Man sieht es an den vielen Flaggen, wenn man durch die Stadt fährt. Norderstedt ist blau-weiß-schwarz“, sagt Ramcke.

Blieb die Suche nach einer Location. Ramcke stieß bei einem Rundgang über die Paul-Hauenschild-Anlage eher zufällig auf den leer stehenden Lindenhof. Dieser war, gerade als noch die Bundesligafußballer in den glorreichen 70er- und 80er-Jahren nebenan trainierten, Treffpunkt von Stars, Fans, Clubgrößen und Medien. Ein ge- schichtsträchtiger Bau. Und perfekt geeignet für die Tischfußballer. Ein knappes halbes Jahr benötigten sie, um die Räume nach ihren Vorstellungen einzurichten. Zwei Mannschaften traten sofort geschlossen ein, insgesamt sind es bereits 40 Mitglieder und zehn Teams.

„Wir wollen auch große Ranglistenturniere ausrichten. Aber genauso werden wir auch Anfängern die Möglichkeit bieten, unsere Sportart kennenzulernen“, sagt Henning Ramcke.

Wer auf Dauer dabei sein möchte, muss HSV-Mitglied sein. Die Tischfußballsparte kostet einen monatlichen Beitrag von 9 Euro (ermäßigt: 6 Euro). Wichtig für HSV-Fans: Wer bisher bei den Supporters ist und die Abteilung wechseln möchte, verliert seine Privilegien nicht – das hat Henning Ramcke mit den Förderern so abgesprochen.

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