Mit einer Gasproduktion aus regenerativen Rohstoffen könnte Henstedt-Ulzburg viel Geld sparen

Henstedt-Ulzburg. Abriss und Neubau oder Sanierung und ein eigenes Kraftwerk? Das Alstergymnasium Henstedt-Ulzburg, mit rund 1300 Schülern eines der größten Gymnasien in Schleswig-Holstein, ist in die Diskussion geraten, weil es aufwendig saniert werden muss. Der ortsansässige Landwirt Dirk Rohlfing legt nun einen Plan vor, der die Energiekosten erheblich minimieren könnte: Er will ein Holzhackschnitzelkraftwerk auf eigene Kosten bauen, um das Gymnasium damit zu beheizen und von Gaslieferanten unabhängig zu machen. Eine solche Konstruktion wäre einmalig in Schleswig-Holstein.

Dirk Rohling, der auf einem über 200 Jahre alten Bauernhof an der Norderstedter Straße im Ortsteil Rhen lebt und gegenüber eine große Kompostanlage betreibt, weiß, wovon er redet. Für die damaligen Hamburger Gaswerke Hein Gas hatte er bereits ein Holzhackschnitzelkraftwerk betrieben. Mit der erzeugten Wärme wurden die Realschule, das Vereinsheim des SV Henstedt-Rhen sowie 40 Einfamilienhäuser beliefert. 2009 hat der Energieversorger E.on, der unter anderem aus Hein Gas hervorgegangen ist, den Betrieb eingestellt. „Die Anlage vergammelt jetzt“, sagt Dirk Rohlfing, 54. Aber die Idee ist in seinem Kopf geblieben: Eine Holzhackschnitzelheizung für das Gymnasium an der Maurepasstraße könnte nach Ansicht des Landwirts und Kompostieranlagenbetreibers für die Gemeinde bares Geld wert sein.

Rund 450.000 Euro würde der Bau einer Anlage mit allem Drum und Dran kosten – die Kosten würde Dirk Rohlfing tragen. 1500 Tonnen Holzhackschnitzel wären nötig, um die erforderlichen 2000 Megawattstunden pro Jahr zu erzeugen, einmal pro Woche müsste das kleine Kraftwerk in der Nähe des Alstergymnasiums beliefert werden. Genügend Holz ist vorhanden: Auf der Kompostanlage an der Norderstedter Straße liegen ganze Wagenladungen davon, es müssten keine Extrarodungen erfolgen. „Wir würden nur Holz von Bäumen verwenden, die gefällt werden dürfen“, sagt Rohlfing, der darauf hinweist, dass sein Holz auch jetzt schon Abnehmer hat: 1500 Tonnen liefert er pro Jahr an ein Kraftwerk in Brunsbüttel im Kreis Dithmarschen – exakt die Menge also, die für das Betreiben der Heizanlage nötig wäre. Der überwiegende Teil stammt aus der Knickpflege. Den eventuellen Vorwurf von unnützer Holzvernichtung weist der Landwirt schon einmal vorsorglich zurück: „In Deutschland wachsen pro Jahr 1,1 Millionen Festmeter Holz nach, 900.000 Festmeter werden verbraucht.“

Dirk Rohlfing kennt den Haken seines Angebotes. E.on hat vor Jahren alle Heizanlagen in öffentlichen Gebäuden von der Gemeinde gekauft. Die Verträge laufen über 20 Jahre, aber es gibt auch eine Ausstiegsklausel: Wenn die Gemeinde nachweisen kann, dass regenerative Energie – in diesem Falle also Holz – eingesetzt werden kann, könnte die Gemeinde den Vertrag mit dem Energieversorger kündigen. Für 2000 Megawattstunden bezahlt die Gemeinde zurzeit 168.000 Euro an E.on, Dirk Rohlfing würde das auf Holzbasis produzierte Gas 15 Prozent günstiger liefern. Den Preis würde er für fünf Jahre festschreiben, wenn die Gemeinde bereit wäre, einen Vertrag über die Gesamtlaufzeit von 20 Jahren zu akzeptieren. Rohlfing weiß, dass er keine Hirngespinste unterbreitet: „Das ist absolut machbar.“ Und er lockt mit einem weiteren Vorteil: 330 Tonnen Kohlenstoffdioxid-Ersparnis im Jahr.

Der Landwirt ist in Henstedt-Ulzburg kein Unbekannter: Als Angebot der Gemeinde können heimische Gartenbesitzer auf seiner Kompostanlage im Herbst und Frühjahr ihren Gartenmüll kostenlos abladen. Außerdem ist Rohlfing selbst Gemeindepolitiker. Er sitzt als Mitglied der Wählergemeinschaft Bürger für Bürger (BfB) im Umwelt- und Planungsausschuss. Dort hat er seinen Vorschlag auch unterbreitet.

Der Energiebeauftragte der Gemeinde, Uwe Husfeld, findet Rohlfings Vorschlag „im Prinzip“ sehr gut. „Der Einsatz von erneuerbaren Rohstoffen wäre gut, weil dadurch die Abhängigkeit von russischem Erdgas umgangen wird“, sagt er. Der Vorschlag werde ernst genommen, möglicherweise könne eine solche Anlage auch in die Schule integriert werden.

In die Diskussion ist das Alstergymnasium gekommen, weil Energiebeauftragter Husfeld eine Rechnung aufgemacht hatte, die von den Gemeindepolitikern mit Sorge betrachtet wird: Für rund acht Millionen Euro müsste das Gymnasium wärmegedämmt werden, um 80.000 Euro Energiekosten im Jahr zu sparen. Die rein hypothetischen Berechnungen riefen Protest hervor, der in einem Vorschlag der FDP gipfelte, das komplette Gebäude abzureißen und das Gymnasium für 20 Millionen wieder aufzubauen.