Am zweiten Verhandlungstag im Fall Thormählen blieben viele Fragen unbeantwortet

Norderstedt. Wurde eine Beraterfirma zur Geldwäsche genutzt? Was wusste die Stadt Norderstedt von der Nebeneinkunftskonstruktion ihres ehemaligen Stadtrats? Welche Rolle spielt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote? Das sind die entscheidenden Fragen, die sich nach zwei Prozesstagen im „Fall Thormählen“ herauskristallisiert haben. Deutlich wurde während des zweiten Prozesstages vor dem Norderstedter Amtsgericht, dass im Henstedt-Ulzburger Rathaus niemand von einem Beratervertrag zwischen Bürgermeister Torsten Thormählen und der Firma Innova 2000 wusste.

Während sich Torsten Thormählen nach dem ersten Verhandlungstag am vergangenen Montag noch als Punktsieger sehen konnte, wurde die Rolle des früheren Ellerauer Bürgermeisters, späteren Norderstedter Stadtrats und Henstedt-Ulzburger Bürgermeisters undurchsichtiger. Thormählens Verteidiger Michael Gubitz hätte gerne auf weitere Zeugenaussagen verzichtet, weil der Sachverhalt seiner Ansicht nach eindeutig ist. Richter Jan-Wilhelm Buchert machte aber deutlich, dass weitere Zeugenaussagen benötigt würden, „um das Bild rund zu machen“ und das Umfeld zu beleuchten. Staatsanwalt Bijan Nowrousian stellte fest, dass am ersten Prozesstag nur Zeugen im Sinne der Verteidigung ausgesagt hätten.

Torsten Thormählen hat neben seiner Tätigkeit als Norderstedter Stadtrat und in den ersten Monaten als Bürgermeister von Henstedt-Ulzburg erheblich nebenbei verdient. Als Vorstand der Ellerauer Kommunalbetriebe (KBE) kassierte er eine monatliche Aufwandsentschädigung von 400 Euro sowie eine Kostenpauschale von ebenfalls 400 Euro. Dieses Geld durfte er als Beamter hinzuverdienen.

Weitere 1500 Euro kassierte Thormählen monatlich für eine freiberufliche Tätigkeit bei der Beraterfirma Innova 2000. Dieses Geld hätte er als Bürgermeister und Stadtrat offiziell nur verdienen dürfen, wenn er es angegeben hätte. Dann aber wäre fast alles einkassiert worden, weil er als Beamter tatsächlich nur 5500 Euro im Jahr hinzuverdienen darf. Innova 2000 ist ein 1999 gegründetes Unternehmen des früheren KBE-Prokuristen Klaus Lange, der am Freitag ebenfalls vor Gericht aussagte.

Nach Langes Aussagen soll Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote zu dieser Konstruktion geraten haben. Ähnliches hatte am ersten Verhandlungstag auch der frühere Personalleiter des Norderstedter Rathauses ausgesagt. Ob Grote diese Aussage stützt, klärt sich am Montag, 17. März. Dann nämlich wird er vor Gericht als Zeuge gehört.

In Henstedt-Ulzburg war bekannt, dass der Bürgermeister für 400 Euro Aufwandsentschädigung als Vorstand der KBE tätig war. Weil man einen Interessenkonflikt sah und darüber hinaus vom Bürgermeister erwartete, dass er sich beruflich voll für seine Gemeinde einsetzt, wurde Thormählen aufgefordert, die Tätigkeit in Ellerau einzustellen. Das sagten am Freitag übereinstimmend Hauptausschussvorsitzende Karin Honerlah, WHU, und Hauptausschussmitglied Klaus-Peter Eberhard, FDP, aus. „Dass er über einen Beratervertrag weitere 1500 Euro kassierte, habe ich erst durch die Staatsanwaltschaft erfahren“, sagte Karin Honerlah.

Weil der Gemeinde Henstedt-Ulzburg durch die nicht angegebenen Nebeneinkünfte ein Schaden von 13.600 Euro entstanden ist, wurde mit Torsten Thormählen eine Rückzahlung in drei Raten à 4600 Euro vereinbart.

Der Prozess wird am Montag um 9Uhr fortgesetzt.