Der Bramstedter Klaus Kuegler berichtet über sein Abenteuerleben in West Papua und Nepal, das auch verfilmt wurde

Vor zwei Jahren blickten ihm Millionen Kinobesucher in die Augen. Klaus Kuegler selbst saß mit gemischten Gefühlen im Kinosaal. Denn das, was er dort auf der Leinwand sah, war ein Teil seines Lebens. „Dschungelkind“ war ein Film, der den Geschmack des Publikums traf und ein großer Erfolg wurde. Ein Abenteuerfilm, der auf wahren Erlebnissen basierte. Der nette ältere Herr mit den weißen Haaren und der Strickjacke hat all das, was im Kino zu sehen war, wirklich erlebt: 30 Jahre im Dschungel von West Papua, abgeschieden von der Welt, mitten im kleinen Dorf der Fayus, die ohne Kontakt zur Außenwelt lebten.

Das Leben des Bramstedters und seiner Familie hat Millionen Menschen auf der ganzen Welt berührt. Klaus Kuegler ist ein bekannter Mann geworden, der einige Teile der Welt gesehen hat, die andere Menschen niemals betreten werden. Pauschalreisen zu den Fayus gibt es nicht.

Wirklich bekannt ist Klaus Kuegler als Person natürlich nicht. Niemand spricht ihn auf der Straße an. Denn im Film „Dschungelkind“ ist er nicht selbst zu sehen. Auf die Familie Kuegler sind die Filmproduzenten aufmerksam geworden, weil Sabine Kuegler 2005 das Buch „Dschungelkind“ veröffentlichte, das sich zu einem millionenfach verkauften Bestseller entwickelte und in 32 Sprachen übersetzt wurde. Darin schildert die Tochter von Doris und Klaus Kuegler ihre Kindheit im Dschungel von West Papua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea. Vor Beginn der Dreharbeiten zu dem Film „Dschungelkind“ besuchte Schauspieler Thomas Kretschmann, der Klaus Kuegler im Film spielt, den Missionar in Bad Bramstedt. Mit dem Film selbst ist Klaus Kuegler einverstanden: „Die Atmosphäre ist gut eingefangen.“

Klaus Kuegler ist Sprachenforscher und vor allem Missionar

Vater Klaus, das Familienoberhaupt, wird in dem Buch vor allem als Sprachwissenschaftler beschrieben. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit: In Wirklichkeit waren die Kueglers im Auftrage einer internationalen Missionsgesellschaft drei Jahrzehnte als Missionare und Sprachenforscher in diesem abgeschiedenen Teil der Welt tätig. Deutlicher wird diese Aufgabe in einem Buch, das Doris Kuegler vor zwei Jahren veröffentlichte: In „Dschungeljahre“ schildert sie die Zeit bei den Fayus aus Sicht der Mutter und Ehefrau. Der kindlichen Unbekümmertheit von Tochter Sabine stellt sie die oft beschwerliche Aufgabe der Eltern gegenüber.

Die Hauptperson selbst hat sich bisher nur in der christlichen Öffentlichkeit zu Wort gemeldet: Klaus Kuegler berichtet in Kirchengemeinden über sein Wirken in anderen Teilen der Welt. Bücher hat er bisher nicht geschrieben, das haben schließlich andere Familienmitglieder erledigt. Würde er ein Buch schreiben, so stünde mit Sicherheit der christliche Aspekt seiner Arbeit im Vordergrund. Denn der Glaube hat sein Leben geprägt, sein Handeln beeinflusst und sein Wirken auf Menschen bestimmt.

Eigentlich hatte Klaus Kuegler begonnen, einen ganz anderen Lebensweg einzuschlagen: Er war in Köln in der Finanzabteilung der Lufthansa tätig, als er eingeladen wurde, an einer Missionsreise in das Amazonas-Quellgebiet in Peru teilzunehmen. Als bekennender Christ war er so berührt von den Erlebnissen, dass er beschloss, ebenfalls Missionar zu werden. Er besuchte in England ein Seminar für Sprachmethodik am Summer Institute of Linguistics und ging mit seine Frau 1972 als Missionar nach Nepal. Dort lebte er mit dem Volk der Rai, einer Bevölkerungsgruppe, die bis dahin keine Schriftsprache hatte.

Tochter Sabine verließ den Dschungel im Alter von 17 Jahren

Klaus Kuegler übersetzte Teile der Bibel und gründete christliche Gemeinden. 1976 wurde die Familie Kuegler aus dem Land gewiesen, aber im vergangenen Jahr konnte der inzwischen 72 Jahre alte Bramstedter erleben, was aus seiner damaligen Arbeit geworden ist: 60 neue christliche Gemeinden wurden dort seitdem gegründet. „Der Same, den ich damals gesät habe, ist aufgegangen“, sagt der Sprach- und Religionswissenschaftler. Tatsächlich aber spielt das Christentum in dem hinduistisch geprägten Land keine große Rolle: Die 1,4 Prozent Christen in Nepal sind aufgrund ihrer Religion manchmal Benachteiligungen ausgesetzt.

1978 erlebten die Kueglers dann die ganz große Herausforderung: Es ging in den Dschungel von West Papua. Sie waren die ersten Weißen, die das kleine Volk der Fayus jemals zu Gesicht bekam. Sabine Kuegler und ihre Geschwister Judith und Christian verlebten dort ihre Kindheit. Sabine verließ den Dschungel 1989 im Alter von 17 Jahren schweren Herzens, um in der Schweiz ein Internat zu besuchen, ihre Eltern aber blieben fast drei Jahrzehnte dort, lebten gleichberechtigt mit den Fayus – keine leichte Zeit.

„Wir waren völlig von der Welt abgeschnitten“, sagt Klaus Kuegler. „Manchmal, wenn es mir schlecht ging, bin ich zum Fluss gegangen und habe ganz laut geschrien, weil ich so einsam war.“ Aber die Kueglers waren als Autoritäten anerkannt, haben auch hier das Christentum gelehrt und Teile der Bibel übersetzt.

Immerhin ist es ihnen gelungen, das Prinzip der Blutrache zu durchbrechen und die Menschen friedfertiger zu machen. Im vergangenen Jahr war Klaus Kuegler wieder zu Gast bei den Fayus. In einem Film ist zu sehen, wie sehr „Klausu“ von den Menschen dort immer noch geliebt und verehrt wird.

Wer Klaus Kuegler persönlich erleben möchte, hat dazu am heutigen Freitag Gelegenheit: Auf Einladung der Christlichen Volkshochschule berichtet er im Gemeindesaal der St-Petrus-Kirche in Henstedt-Rhen, Norderstedter Straße 22, über seine Erlebnisse und Erfahrungen bei der Übersetzung der Bibel in unerforschte Sprachen mit Schwerpunkt Nepal. Beginn um 19 Uhr.