Die Bürgermeisterkandidatin ist nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen – es sei denn, die „Frogs“ verlieren

Das Wohnzimmer hat eine Bauphase hinter sich. Renovierung. Ganz eingeräumt ist es noch nicht wieder. „Aber es ist schon fast wieder Mittelpunkt des Hauses“, sagt Doris Baum. In der Essecke ist es gemütlich. Hier sitzt die Bürgermeisterkandidatin ganz entspannt, das PC-Tablet liegen dort und die Zeitung. Das Hamburger Abendblatt. Doris Baum lacht, als sie darauf aufmerksam gemacht wird. „Das ist reiner Zufall“, sagt sie. „ Es hat nichts mit diesem Termin zu tun.“

Beim Lokaltermin mit dem Abendblatt-Reporter macht sich das natürlich besonders gut. Aber nein, sie will sich auf diese Weise sicher nicht anbiedern. Das wäre nicht die Art dieser Frau: Doris Baum ist freundlich, lacht während des Gesprächs häufig, aber sie wägt auch sehr genau ab, was sie sagt. Dazu passt auch diese Aussage: „Ich entscheide auf Faktenbasis, ungern aus dem hohlen Bauch; ich mag keine bloßen Behauptungen in den Raum stellen.“

Als Oberamtsrätin kennt sie sich aus mit der Arbeit in einer Verwaltung

Auf diese Idee käme auch niemand, der Doris Baum während der drei Bürgermeister-Vorstellungsrunden beobachtet hat. Sie bleibt stets sachlich, analysiert die Dinge und äußert schließlich eine Meinung, die auf einem breit aufgestellten Verwaltungswissen beruht. Denn davon versteht die Kandidatin wirklich etwas: Als Oberamtsrätin in der Segeberger Kreisverwaltung kennt sie sich aus im Amtsgeschäft.

Die Tatsache, dass sie die Favoritin von WHU und SPD ist, hat sie während der öffentlichen Veranstaltungen gerne kleingehalten, wenngleich sie natürlich dazu steht. Aber immer wieder gab sie auch zu verstehen, dass sie sich niemandem verpflichtet fühlt. Immerhin gehört sie ja weder einer Partei noch einer Wählervereinigung an.

Wer ihr persönlich gegenüber sitzt, stellt schnell fest, dass Doris Baum auf dem offiziellen Foto des Wahlplakats rein optisch wenig mit Doris Baum in natura zu tun hat. So künstlich ist sie nicht. Ganz im Gegenteil: Sie wirkt natürlich bis in die Haarspitzen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Eine gestylte Frisur wie auf dem Plakat – das ist eigentlich nicht ihr Ding. Die Haare fallen so, wie sie nun einmal fallen. Anders vermag man sie sich nicht vorzustellen.

Doris Baum, so scheint es, ruht in sich, wirkt weder verkrampft noch verspannt oder von Selbstzweifeln zerrissen. Es ist alles so, wie es ist, und wenn etwas nicht so ist, wie es soll, wird es zurecht gerückt. Und zwar, ohne viel Aufhebens davon zu machen.

Ihre Mitarbeiter in der Kreisverwaltung kennen und schätzen diese Gabe der allgegenwärtigen Unaufgeregtheit, die allerdings nicht darüber hinweg täuscht, dass sie auch hart durchgreifen kann. Sollte sie die Spitze der Henstedt-Ulzburger Verwaltung übernehmen, müsste Doris Baum ihre Gabe einsetzen, um Risse zu kitten. Vor allem politische. „Ich würde an der Sache arbeiten, aber nicht an Befindlichkeiten.“

Als Bürgermeisterin stünde sie im Fokus der Öffentlichkeit. Das macht ihr keine Angst, damit könnte sie gut leben: „In meinen Einkaufswagen kann jeder gucken.“ Einen guten Teil ihres Privatlebens müsste sie aufgeben, aber sie hat als langjährige ehrenamtliche Politikerin gelernt, mit Abendterminen umzugehen. „Da wird es wahrscheinlich keinen großen Unterschied geben.“

Doris Baum mag die Musik von BAP, und sie versteht sogar die Texte

Ihre frühere Tätigkeit als Gemeindepolitikerin hat dazu geführt, dass ihr Respekt vor dem politischen Ehrenamt groß ist. In den vergangenen Wochen war sie häufig Beobachterin von Ausschusssitzungen – nicht nur, um sich sachkundig zu machen, sondern auch, um die politische Stimmung auszuloten. Sollte sie ins Amt gewählt werden, soll es für den Ort eine ganzheitliche Planung geben.

„Wo will die Gemeinde hin, wo soll gebaut werden? Wenn das nicht feststeht, könnte man später von vielen Dingen überrascht werden.“ Die Verwaltung mochte sie kundenorientierter aufstellen, aus den Mitarbeitern möchte sie das Beste herausholen.

Zwei Fünftel ihres Lebens hat Doris Baum in Henstedt-Ulzburg verbracht. Das ist, verteilt auf 52 Jahre, noch nicht besonders viel. Aber es reicht, um den Wohnort einschätzen zu können, um nicht nur die Fassade, sondern auch das Dahinter kennenzulernen. Viele Blicke hinter die Fassade konnte sie als Kommunalpolitikerin gewinnen. Das urbane Leben im Ort hat sie als Mutter von drei Kindern kennengelernt und genießt es heute noch als sehr aktive Großmutter einer elfjährigen Enkelin, die sie mindestens einmal in der Woche bei sich hat. Und dann ist da noch der 23-jährige Sohn, der im Haus lebt. Die Gemeinsamkeit wird in der Patchworkfamilie Baum/Schulz groß geschrieben.

Mit Ehemann Wolfgang Schulz, 60, ist Doris Baum Dauergast bei den Handballern der Henstedt-Ulzburger Frogs, was in Zeiten des Wahlkampfs als Werbegag ausgelegt werden könnte. So ist es aber nicht: Die Dauerkarten haben beide bereits seit anderthalb Jahren. Und tatsächlich verstehen sie sehr viel vom Handball.

In Hamburger Programmkinos sieht sich das Ehepaar gern anspruchsvolle Filme an, als Lektüre werden skandinavische Kriminalromane gelesen. Und Musik? Im Wohnzimmer gibt es keinen Hinweis auf irgendwelche musikalischen Vorlieben. Doris Baum muss auch einen Moment darüber nachdenken, dann geht ein etwas verschämtes Lächeln über ihr Gesicht. „Also, ich mag die Musik von BAP besonders gern.“ Der normale Norddeutsche mag vielleicht die rockig-zupackende Musik dieser Band, doch Wolfgang Niedeckens Texte versteht hier wohl kaum jemand. Doris Baum schon – was kein Wunder ist, weil sie im Raum Köln/Bonn aufgewachsen ist.

Weitere Informationen unter www.buergermeisterin-fuer-hu.de im Internet.