Susanne Bendfeldt reist gern, auch beruflich ist sie schon viel rumgekommen. Am kommenden Sonntag will die 53-Jährige Bürgermeisterin von Henstedt-Ulzburg werden

Susanne Bendfeldt nippt an ihrem Cappuccino und blickt sich um. „Es ist nett hier, aber tatsächlich fehlt in Henstedt-Ulzburg ein richtiges Café.“ An der Wilstedter Straße gibt es gleich zwei kleine Café-Ecken in Konditoreien, die einander direkt gegenüberliegen, die Bürgermeisterkandidatin hat sich für das Gespräch zum Bäcker Nitt begeben. Während am Verkaufstresen bedient wird, sitzen die Kaffeetrinker gleich daneben, die allgemeinen Verkaufsgeräusche sind aber so erträglich, dass die Unterhaltung nicht gestört wird.

Seitdem die 53 Jahre alte Hamburgerin die offizielle Bürgermeisterkandidatin von CDU und BfB ist, hält sie sich fast täglich im Ort auf, ist mit ihren politischen Förderern unterwegs oder besucht auf eigene Faust Veranstaltungen und Sitzungen. Sie fühlt sich beachtet. „Ich habe gute Erfahrungen gemacht und werde eigentlich überall mit offenen Armen empfangen.“ Durch ihre täglichen Trips ist ihr zwar bewusst geworden, wie schnell sie doch von ihrem Hamburger Wohnsitz nach Henstedt-Ulzburg gelangen kann, aber auf Dauer will sie keine Pendlerin bleiben. „Das möchte ich mir nicht antun.“ Sollte sie am 16. März zur Bürgermeisterin der größten Gemeinde Schleswig-Holsteins gewählt werden, würde sie mit ihrem Mann also so schnell wie möglich hierher ziehen – und sich natürlich auch im Supermarkt in die Schlange vor der Kasse einreihen. Denn Berührungsangst kennt sie nicht. „Es ist doch positiv, wenn die Menschen den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin kennen und eventuell auch ansprechen.“

Die Hamburgerin reitet gern und ist eine begeisterte Walkerin

Schöne Ecken hat sie bei ihren Spaziergängen durch den Ort reichlich entdeckt, als Wohnort für sie und ihren Mann kämen also etliche Objekte in Frage. Wo sie eventuell hinziehen würde, sagt sie indessen noch nicht. Aber als begeisterte Walkerin und passionierte Reiterin mit einer Reitbeteiligung erscheint ihr Henstedt-Ulzburg mit den vielen Wanderwegen und zahlreichen Reitställen im Ort und in der Umgebung ideal auch für die Freizeitgestaltung.

Dieses Thema ist aber noch weit weg. Viel näher liegt die aktuelle politische Arbeit, die sich Susanne Bendfeldt aus nächster Nähe angesehen hat. Als Ortsfremde, die mit den politischen Gewohnheiten noch nicht so vertraut ist, wundert sie sich. „Die Vorkenntnisse der Ausschussmitglieder scheinen mir manchmal sehr unterschiedlich zu sein.“ Und daraus folgert sie: „Die Beschlussvorlagen müssten von der Verwaltung so gut vorbereitet werden, dass sie während der Sitzung genehmigungsfähig sind.“ Als Bürgermeisterin würde sie dafür sorgen, eine langfristige Strategie zu entwickeln, um nicht zu kleinteilige Entscheidungen fällen zu müssen. Sie hält sich zugute, dass sie als Nicht-Henstedt-Ulzburgerin ohne Betriebsblindheit zu Werke gehen kann.

Fragen beantwortet Susanne Bendfeldt, ohne lange nachzudenken. Auf den Plakaten, die überall im Ort stehen, wirkt sie leicht angespannt und unnahbar, das angedeutete Lächeln wirkt etwas gequält. Der Fotograf hatte es offenbar nicht geschafft, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Aber im persönlichen Gespräch bestätigt sich der Eindruck nicht: Sie wirkt locker, lacht häufig – und das wirkt nicht aufgesetzt. Sie ist gut vorbereitet auf das Gespräch und gibt auch auf Detailfragen schnelle Antworten. Der Cappuccino gerät bei dem Gespräch etwas in Vergessenheit, ist vermutlich auch schon längst kalt geworden. Das Wahlkampfgetöse und die immer heftiger werdenden politischen Auseinandersetzungen im Zuge der Bürgermeisterwahl berühren sie nicht – jedenfalls nicht hier im Café.

Wie hat sie es geschafft, sich so schnell in die „Materie Henstedt-Ulzburg“ einzuarbeiten? „20 Jahre Berufserfahrung bringen es mit sich, dass man schnell wesentliche Dinge von unwesentlichen unterscheiden kann“, sagt sie. „In Leitungsfunktionen habe ich gelernt, in kurzer Zeit orientiert arbeiten zu können.“ Zusammengefasst packt die Bürgermeisterkandidatin alles in die Schublade „Lebenserfahrung“, die es ihr ermöglicht, sich überall schnell zurechtzufinden. Mag sein, dass auch ihre bevorzugte Lektüre dazu beiträgt, die Dinge nüchtern zu betrachten: Susanne Bendfeldt liest gerne zeitgeschichtliche Sachbücher und Biografien. Gerne abends und nachts. Zwei Bücher liegen immer griffbereit auf ihrem Nachtschrank, darunter kaum Romane. Denn Belletristik gehört nicht zur bevorzugten Lektüre der gelernten Bankkauffrau und langjährigen Rechtsanwältin aus Hamburg. Den neuen Stromberg-Film hat sie mit ihrem Mann zwar genossen und auch herzhaft gelacht, aber lieber geht sie ins Theater: Das Ehepaar Susanne Bendfeldt und Jens-Uwe Newig besitzt einen Theaterpass für die Hamburger Bühnen.

Als Rucksacktouristin war Susanne Bendfeldt in Kambodscha unterwegs

Das klingt nach einem Leben, in dem wenig dem Zufall überlassen wird. Aber Susanne Bendfeldt kann auch anders. Vor einem Jahr zum Beispiel spielte der Zufall tatsächlich eine Rolle in ihrem Leben: Als Rucksacktouristin im Königreich Kambodscha ohne Netz und doppelten Boden, mit Spontanübernachtungen und jeder Menge Enthusiasmus. Diese Erfahrung kann ihr niemand nehmen. Auch Südafrika und die USA waren schon Urlaubsziele. So schätzt sie sich selbst ein: „Ich bin unternehmungs- und abenteuerlustig.“ Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für den Bürgermeisterposten in Henstedt-Ulzburg also.

Weitere Informationen über Susanne Bendfeldt gibt auf ihrer Homepage unter www.Susanne-Bendfeldt.de im Internet.

In der Freitag-Ausgabe stellen wir Ihnen die dritte Bürgermeisterkandidatin, Doris Baum, vor.