Der 44-jährige Polizeibeamte, der am Sonntag Bürgermeister in Henstedt-Ulzburg werden will, besitzt mehr als 3000 CDs, hört gern Heavy Metal – und glaubt man seiner Frau, dann kann er drei Dinge auf einmal machen

Wie sieht es im Wohnzimmer eines Polizeibeamten aus? 13CDs der Band Dire Straits stehen zwischen den CDs der Doors und Dexys Midnight Runners. Gemerkt? Alles schön nach dem Alphabet geordnet. Mit System also. Aber in den Wohnzimmerregalen lagert nur gut die Hälfte seiner 3000 CDs umfassenden Sammlung. Die Hammersachen stehen im Keller. „Heavy Metal höre ich, wenn meine Familie außer Haus ist, oder wenn ich unten alleine bin, aber auch nur, wenn ich die richtige Stimmung dafür habe“, sagt der 44 Jahre alte Polizeioberrat, der als unabhängiger Bürgermeisterkandidat zwar Einzelkämpfer ist, aber längst nicht mehr alleine da steht: Viele Freunde und Bekannte haben sich um den gebürtigen Hamburger gescharrt, um seine Kandidatur zu unterstützen. Die Zahl der Unterstützer hat zugenommen. „Das hat eine gewisse Eigendynamik entwickelt“, sagt er.

Stefan Bauer macht insgesamt einen sehr gelassenen Eindruck

Die vielen CDs fallen also sofort ins Auge. Sie sind im Wohnzimmer deponiert, weil die Musik im Leben von Stefan Bauer eine wichtige Rolle spielt. Während seiner siebenjährigen Internatszeit ist die Musik ein fester Begleiter geworden. Sie gab Trost und Halt, aber auch Mut und Motivation. Die Begeisterung ist bis heute geblieben. Zusammen mit seiner Frau Marita besucht er häufig Konzerte. Pink zum Beispiel fanden beide großartig, Robbie Williams, Depeche Mode, gerne auch mal deftigere Sachen.

Alle in Hamburg aufgeführten Musicals kennen die Bauers, die manchmal auch in andere Städte fahren, um sich Aufführungen anzusehen. Nach Bochum zum Beispiel. „Starlight Express“. Aber auch bei den Jazz Lips im Bürgerhaus waren sie und schwärmen noch Tage später davon.

Diese Seite von Stefan Bauer ist den Besuchern der Bürgermeister-Vorstellungsrunden verborgen geblieben. Während der letzten Veranstaltung im Bürgerhaus hat er sein Temperament mal kurz aufblitzen lassen, weil er sich von der CDU angegriffen fühlte, aber ansonsten bleibt er ruhig und sachlich – auch im persönlichen Gespräch: Er wägt ab, denkt nach. Erst dann beginnt er zu sprechen. Er beobachtet sein Gegenüber, bleibt dabei immer freundlich, macht insgesamt einen gelassenen Eindruck.

Seine Frau wirft während des Gesprächs kurz ein, dass sie einen Ehemann hat, der durchaus „multitaskingfähig“ ist. „Sie sollten ihn mal sehen, wenn er mit unseren Hund unterwegs ist: Er geht, liest dabei ein Buch und passt auf den Hund auf.“ Das muss man erst mal hinbekommen. Hund Sammy, 6, ein kurzhaariger ungarischer Vorsteherhund der Rasse Magyar Vizsla, wirkt so freundlich und stressfrei wie sein Herrchen: Der Hund liegt entspannt neben dem Besucher und lässt sich ausgiebig kraulen. Der wirkst so, als wenn es ihn wenig stört, wenn sein Herrchen unterwegs liest.

Seit neun Jahren wohnen die Bauers am Hasselbusch in einem Einfamilienhaus, vorher lebten sie im Kammerlohgebiet in einem Reihenhaus und davor in einer Wohnung am Norderkamp. An den Ortsrand sind sie unter anderem deshalb gezogen, weil die Tochter, 17, gerne reitet und mehrere Reitställe in unmittelbarer Umgebung liegen. „Wir haben es uns hier so angenehm wie möglich gemacht“, sagt Stefan Bauer. Denn das Familienleben im und am Haus ist ihm, seiner Frau, der Tochter und dem Sohn, 23, der gerade mal wieder vorübergehend zu Hause eingezogen ist, wichtig. Gemeinsame Lese- oder Filmabende gehören zum festen Repertoire. Stefan Bauer entfernt sich beim Lesen nicht weit von seinem Beruf: Er mag skandinavische Krimis.

Direkt neben dem eigentlichen Grundstück wurde ein weiteres hinzugepachtet, auf dem der Hund herumtoben kann. Zur Familie gehört auch die ehemalige Pflegetochter, die inzwischen 30 Jahre alt ist, in Henstedt-Ulzburg lebt und selbst ein Kind hat. Sie sollte eigentlich nur für sechs Wochen bleiben, wohnte aber sechs Jahre im Hause der Bauers. „Meine Tochter“, sagt Stefan Bauer. Ihr Kind ist das Enkelkind.

Mit den Politikern würde der 44-Jährige sich auf feste Spielregeln verständigen

Ohne parteipolitischen Hofstaat muss Stefan Bauer selbst sehen, wie er an die nötigen Informationen über Verwaltung und Politik herankommt. Die Ausschusssitzungen sind ihm dabei eine große Hilfe, Impulse geben ihm aber auch die vielen persönlichen Gespräche mit Bürgern. „Die Leute erleben mich persönlich, live und in Farbe“, sagt er. „Ich beantworte vieles mit Bauch und Herz.“ Den Anspruch, falls er Bürgermeister wird, die Parteien zu vereinen, hat er nicht. Das wäre ihm zu vermessen. Aber er hat sich vorgenommen, die Verwaltung vor den parteipolitischen Auseinandersetzungen zu schützen. „Ich möchte im Falle meiner Wahl mit den Gemeindevertretern in Klausur gehen, um die Spielregeln festzusetzen.“ Er kann sich vorstellen, dass es klappt: „Ich bin ein integrativer Mensch mit der Fähigkeit zu vermitteln.“ Und er ist ein selbstkritischer Mensch: „Ich werde geraume Zeit brauchen, um als Bürgermeister sattelfest zu werden.“

Vielleicht schafft es der 1,98-Meter-Mann, der sich in der örtlichen Fun Arena fit hält, wo er viel für die Ausdauer, für den Rücken und den Bauch trainiert, in diesem Jahr sogar noch einen „kleinen Ausflug“ zu machen – auch wenn er Bürgermeister werden sollte: Mit dem Motorrad und einigen Freunden quer durch Europa. Motto: Der Weg ist das Ziel. Solche Touren macht er einmal im Jahr. Zuletzt ging es nach Schottland, in diesem Jahr steht Korsika auf dem Reiseplan.

Informationen unter www.stefan-bauer-hu.de im Internet.

In der morgigen Ausgabe stellen wir Ihnen die Bürgermeisterkandatin Susanne Bendfeldt vor.