Diskothekenbesucher sollen sicher nach Hause kommen – auch wenn sie ihr Geld im Joy oder Remix gelassen haben

Henstedt-Ulzburg. Das Taxiunternehmen 1411 bietet ab sofort ein Gutscheinsystem für Taxifahrten am Wochenende an. So soll sichergestellt werden, dass die größtenteils jugendlichen Partygäste in Henstedt-Ulzburg die Möglichkeit haben, mit dem Taxi sicher nach Hause zu kommen – selbst wenn sie ihr letztes Geld am Tresen der Diskothek gelassen haben sollten. „Dass mal kein Geld mehr da ist, kann jedem passieren“, sagt der Betreiber von Taxi 1411, Yavuz Kaya. „Mit den Gutscheinen ist der Heimweg aber gesichert.“

In der Vergangenheit kam es wiederholt zu schweren Gewaltausbrüchen im Umfeld der beiden Henstedt-Ulzburger Diskotheken Joy und Remix. Zuletzt sorgte ein Angriff vor der Diskothek Joy für großes Aufsehen. Vier Männer prügelten ohne Grund auf Christian S. ein. Der musste tagelang um sein Augenlicht bangen, inzwischen geht es ihm aber besser. Besonders die Zeit ab 5 Uhr morgens ist gefährlich. Dann beginnen die Diskotheken zu schließen, und die Gäste machen sich auf den Heimweg. Im Falle des Joys führt der Weg zum AKN-Bahnhof durch ein dunkles Gewerbegebiet.

Die Gutscheine können bei Taxi 1411 in Henstedt-Ulzburg jederzeit vor Ort erworben werden, die Höhe der Gutschrift ist flexibel. Auch Eltern können die Gutscheine für ihre Kinder erwerben. „Auf Wunsch sprechen wir dann auch spezielle Regeln für den Einsatz der Gutscheine ab“, sagt Kaya. Die Eltern könnten sich sicher sein, dass die Gutscheine nur für den Weg nach Hause eingesetzt werden. Abgeholt würden die Jugendlichen aber an allen vorher abgesprochenen Orten. „Das kann zum Beispiel auch der Bahnhof sein.“

Vor Ort muss der Gutschein in Form eines DIN-A4-Blattes vorgezeigt werden. Anschließend vergewissern sich die Taxifahrer in der Zentrale, dass ein ausreichendes Guthaben auf dem Gutschein vorhanden ist. Am Ende der Fahrt wird der neue Guthabenstand in der Zentrale notiert.

Unterstützt wird die Aktion von einem breiten Bündnis aus Polizei und Politik. Dörte Zeeb, Sprecherin des Rats für Kriminalitätsverhütung, begrüßt das Engagement Kayas. „Ich habe selbst Kinder, die allerdings erst noch in das Alter, in dem sie feiern gehen, kommen. Wir Ehrenamtler tun alles, um das Projekt zu begleiten.“ Derzeit such der Rat für Kriminalitätsverhütung zusammen mit Maurice Bornhorst, dem Vorsitzenden von HU-Bewegt, nach Personen, die das Projekt in die Hand nehmen. Langfristiges Ziel soll eine Jugendkarte sein, die zum Bezahlen von Taxifahrten genutzt werden kann. Durch Rabatte für Inhaber der Karte soll sie zudem für junge Menschen attraktiv gemacht werden.

Henstedt-Ulzburgs Polizeichef Jens Rossow hatte zuletzt zu einer Gesprächsrunde in die Wache eingeladen. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, mit denen der Nachhauseweg der Partygäste sicherer gemacht werden könnte. Auf eine große Lösung wollte Yavuz Kaya aber nicht warten, er will mit den Gutscheinen schnell und einfach Abhilfe schaffen. „Einige Personen stehen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und sind dann extrem gewaltbereit“, sagt der 43-Jährige. Mehrmals wurden auch er und seine Fahrer in Schlägereien verwickelt.

Zwei ehemalige Mitarbeiterinnen arbeiten inzwischen nicht mehr für Taxi 1411, ihnen machte die nächtliche Gewalt zu sehr zu schaffen. „Wir müssen jedes Wochenende bangen, dass die Nachtschicht ohne Gewalt verläuft“, sagt Handan Kaya, Inhaberin des Unternehmens. Zuletzt beschossen Unbekannte zwei Taxis mit einer Paintball-Waffe. Die Schüsse wurden aus einem fahrenden Mercedes ohne Kennzeichen abgegeben. Henstedt Ulzburgs Polizeichef Rossow bestätigt den Vorfall. Die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden. „Da haben sich ein paar Verrückte etwas vorgenommen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass es sich um einen gezielten Anschlag gehandelt hat“, sagt Rossow.

Den Eindruck Kayas, dass die Gewalt immer mehr zunehme, kann die Polizei nicht bestätigen. Die Lage rund um die beiden Diskotheken sei in den vergangenen Wochen ruhig gewesen. Lediglich vereinzelt sei es zu Körperverletzungen gekommen. Trotzdem kündigte Polizeidirektor Frank Matthiesen verstärkte Präsenz rund um die Diskotheken an. Die Polizei werde an ausgewählten Wochenendtagen mit extra abgestellten Beamten für Ordnung sorgen.

Die ersten Interessenten für die Gutscheine gibt es unterdessen schon. Vergangene Woche habe bereits ein Vater drei Taxigutscheine für den Nachhauseweg seiner Tochter vom Joy gekauft, sagt Kaya. Eine Mutter wolle ihrer Tochter die Gutscheine zum Geburtstag schenken. Kaya schränkt ein: „Auch die Gutscheine sind kein Allheilmittel. Aber es ist unser Beitrag zur Sicherheit in Henstedt-Ulzburg.“