Norderstedter Musiktalente überzeugen in dem Musical Hairspray mit viel Tempo und Witz. Weitere Aufführungen am Freitag und am Wochenende

Norderstedt. Das hat Tempo. Das hat Rhythmus. Das hat auch ein Anliegen, nämlich, dass Rassentrennung nicht akzeptabel ist. Die Jugend-Musiktheater-Akademie Norderstedt legt mit „Hairspray“ erneut ein Musical auf die Bretter der Bühne im großen Saal des Norderstedter Kulturwerks, das zeigt, welchen Spaß am Spiel, aber auch, welche Lust am Einmischen Jugendliche in dieser Stadt haben und auch äußern wollen.

Nicht umsonst haben sich die jungen Schauspiel-, Tanz- und Gesangstalente um Regisseurin Silke Ahrens-Rapude, Dirigent Frank Engelke, Choreografin Silke Ollenburg und Chorleiter Martin Ziemsky nicht nur ein fröhliches Musical, das auf dem 1988 entstandenen Film „Hairspray“ von John Waters beruht, ausgesucht, sondern auch eines, das ein ernstes Thema transportiert: die Rassen-Diskriminierung. Das Musical spielt 1962 in Baltimore.

„Die Jugendlichen wollten ein Stück mit Tempo und Witz spielen, in dem sie sich beweisen können, aber auch eines, das eben nicht nur Komödie ist, sondern auch einen sinnvollen und zeitkritischen Inhalt hat“, sagt Ahrens-Rapude, die die Rollen wieder passgenau besetzt hat.

Mit einer ungeheuren Spielfreude brachten die fast 40 Jugendlichen das Musical bei der Vorpremiere über die Rampe, laut, zu laut, begleitet von der Band mit elf Musikerinnen und Musikern. Die bestens besetzte Band verlor teilweise aus technischen Gründen die Kontrolle über Lautstärke, Einsätze und Tempi.

Das wiederum wirft die Frage auf, ob weniger Technik nicht einfach mehr wäre. Das Aufeinanderhören wird durch Kopfhörer auf den Ohren der Musiker nicht gerade gefördert. „Wir bekommen das in den Griff“, versprach Dirigent Frank Engelke unermüdlich. Die Lautstärke geht zu Lasten der Text-Verständlichkeit. Und: Sie ist ein altes Thema bei Aufführungen der Jugend-Musiktheater-Akademie, denn schon vor einem Jahr gab die Band bei „Fame“ zu viel Wumm. Oder die Technik. Der Effekt ist derselbe.

Und wie bei „Fame“ so gab es auch bei „Hairspray“ ein Wiedersehen und Wiederhören mit Antonia Bellwon, Rouven Billert, Maurice Stenner und vielen anderen.

Star des Musicals ist Tracy. Antonia Bellwon spielt dieses Mädchen, das nicht gerade den gängigen Schönheitsidealen auf der Highschool in Baltimore entspricht, authentisch, mit viel Gefühl, Esprit und Gespür für Situationskomik. Spürbar hat sie sich in das Mädchen Tracy, dem jedes Unrecht ein Gräuel ist, hineinversetzt und setzt deren Charakter mitreißend um. Das rührt ans Herz.

Ihr zur Seite zwei Kracher, Rouven Billert als Tracys Big Mama Edna und Emre Toka als ihr liberaler, aber erfolgloser Vater Wilbur. Bringt Rouven die Mutter komödiantisch über die Rampe, so ist Emre Toka ein leise, aber eindringlich spielender Wilbur. Sehr poesievoll mit leiser Selbstironie gestalten sie ihr Duett „Zeitlos für mich“.

Tracy verliebt sich in Link, für den der schlaksige Milos Milovanovic eine hervorragende Besetzung ist. Er tariert seine Rolle zwischen Karrieresucht und Aufmüpfigkeit gegen die rassistische Stage-Compagnie glaubwürdig aus und fühlt sich offensichtlich in der Rolle als Comedian-Tänzer wohl.

Als Wirbelwind tanzt Helena Frangedakis als Tracys Freundin Penny über die Bühne, eine kleine Augenweide mit gummiartigen Tanzbeinen und damit die ideale Partnerin für Maurice Stenner als Seaweed. Er ist der Anführer der farbigen Tanzgruppe, die von den Weißen auf dem College ausgeschlossen wird. Der mehrfache Preisträger von Bundeswettbewerben Jugend musiziert ist wie Maxi Kaulbars, die als Shelley tanzt, Stipendiat der Kulturstiftung Norderstedt. Maurice sucht immer wieder die Herausforderung und spielte bei den Stücken der Jugend-Musiktheater-Akademie schon die unterschiedlichsten Rollen, beispielsweise den masochistischen Zahnarzt in „The Little Shop of Horrors“, Gustav mit der Hupe in „Emil und die Detektive“ und den Egomanen Joe Vegas in „Fame“.

Als zweite Big Mama kommt Sina Bremer als Seaweeds Mutter, die beeindruckende Soli singt und eine elegante Note in die knallbunte Musical-Riege bringt. Bestens in einer Nebenrolle begeistert Kristin Scholz als Polizistin. Besonders ihr kollerndes, gutturales, fieses Lachen ist hörenswert. Köstlich auch das Lispeln von Carina Ahrens als Mrs Spitzler.

Fazit: „Hairspray“ – aufrüschen und hingehen.

Aufführungen von Freitag bis Sonntag, 7. bis 9.März, jeweils 20 Uhr, Sonntag um 16 Uhr. Karten zu zwölf, neun und sechs Euro gibt es im Vorverkauf, unter kartenbestellung@norderstedt.de per E-Mail und an der Abendkasse.