Erneut großer Andrang bei der letzten Veranstaltung mit den drei Bürgermeisterkandidaten in Henstedt-Ulzburg

Henstedt-Ulzburg. Ein restlos überfüllter Saal im Bürgerhaus, Besucher, die sich in jede Ecke drängten und eine überhitzte Atmosphäre: Die letzte von insgesamt drei Vorstellungsrunden der Bürgermeisterkandidaten war die interessanteste. Emotionen, Überreaktionen, Beschimpfungen – es war alles drin an diesem Abend. Ob es einen Punktsieger gab, müssen die Henstedt-Ulzburger Besucher entscheiden, auffällig aber war, dass sich zwei der drei Kandidaten anders verhielten als bei den vorherigen Veranstaltungen in der Gemeinschaftsschule Rhen und in der Lütten School.

Am auffälligsten war die Veränderung beim unabhängigen Kandidaten Stefan Bauer, der bisher sehr zurückhaltend und defensiv agiert hatte. In seiner Vorstellungsrede griff er, ohne den Namen zu nennen, die CDU an, die in ihrer überall in der Gemeinde verteilten Broschüre „CDU aktuell“ in Form eines anonymen Leserbriefes die Kandidaten Doris Baum und Stefan Bauer verunglimpft.

„Durch den Abdruck dieses Briefes werde ich ausgegrenzt“, sagte Bauer und wurde deutlicher: „Dort wird behauptet, ich hätte nichts mit diesem Ort zu tun, außer hier zu wohnen.“ Die Frage, wo er den all die Jahre gewesen sei und erst jetzt in der Öffentlichkeit auftauche, fasst er als „Kompliment“auf. „Mein ganzes Leben war bisher auf den Polizeiberuf ausgerichtet.“ In den vergangenen zwei Jahren habe er aber einen Verfall der Gemeinde festgestellt. „Deshalb bin ich jetzt da, auch wenn ich vor zwei Jahren nicht präsent war.“

Bauer erhielt für seine Rede mehrfach starken Beifall. Was die Besucher nicht mitbekamen: Bürgervorsteher Uwe Schmidt erteilte der CDU/BfB-Kandidatin Susanne Bendfeldt während Bauers Rede einen Platzverweis. Obwohl sie sich eigentlich in einem Nebenraum hätte aufhalten sollen, hatte sie sich in die Nähe des Saaleinganges gestellt, um ihrem Kontrahenten zuzuhören. Uwe Schmidt, der in der ersten Reihe saß, sah es, ging aus dem Saal und schickte sie weg.

Die Kandidatin von CDU und BfB gab sich in ihrer Vorstellungsrede wesentlich lockerer als zuvor, berichtete von ihren Erlebnissen und Gesprächen während des Wahlkampfes im Ort. Und sie äußerte auch Persönliches: „Ich bin nicht so abgezockt, wie ich in der Presse erscheine.“ Insgesamt hatte sie an diesem Abend keinen leichten Stand, da die Stimmung, nicht zuletzt aufgrund von Presseberichten über ihre berufliche und politische Vergangenheit, vor allem aber wegen der Werbekampagne der CDU mit dem angeblich anonymen Leserbrief und dem vorab veröffentlichten fiktiven Wahlergebnis, zunächst gegen sie war.

Ob sie das Bürgermeisteramt auch nur als „Projekt“ betrachte, wollte ein Besucher in Anlehnung an ihren Lebenslauf und die vielfach projektbezogene Arbeit von Susanne Bendfeldt wissen. Die Kandidatin wies das von sich. Nein, sie habe sich die Kandidatur sehr gut überlegt, sehe hier eine Chance und Perspektive für die Zukunft. Im Übrigen sei sie entsetzt darüber, dass viele Details aus dem Bewerbungsgespräch mit der Findungskommission in der Presse aufgetaucht seien.

Gewohnt sachlich präsentierte sich Doris Baum, die Bürgermeisterkandidatin von SPD und WHU. Sie gab sich lösungsorientiert und souverän, sorgte jedoch immer dann für Protest, wenn ihre Ausführungen zu verwaltungstechnisch und damit zu trocken waren. Sie nahm es mit Humor und ließ sich auch durch gelegentliche kollektive Unmutsäußerungen nicht aus dem Konzept bringen. Beifall erhielt sie für ihre Äußerung, dass sie die Verwaltung mehr als Dienstleister für die Bürger in den Vordergrund rücken wolle. Im Übrigen betonte sie, dass sie sich keiner Partei oder Wählergemeinschaft verpflichtet fühle.

Gewählt wird am kommenden Sonntag, 16. März.