Demokratie ist oft etwas umständlich. Es bereitet leider sehr viel Mühe, diverse Meinungen auszuloten, Überzeugungsarbeit zu leisten, Abstimmungen durchzuführen und auszuwerten.

Und Geld kostet so ein Wahlverfahren auch. Steuergeld. Also nicht das Geld von Uli Hoeneß und Alice Schwarzer, aber die sind ja auch nicht in Henstedt-Ulzburg wahlberechtigt.

Was sind wir also froh, dass es jetzt – zumindest für die anstehende Bürgermeisterwahl in besagter Gemeinde – eine preiswerte Alternative gibt. Bereits Wochen vor dem eigentlichen Wahltermin konnte das erstaunte Wahlvolk das Abstimmungsergebnis auf der offiziellen Homepage ihrer Gemeinde lesen – mit Kandidatennamen, Parteibezeichnung und Prozentzahlen bis aufs letzte Zehntel. Wie schön, dass uns jemand diese anstrengende Entscheidungsarbeit abnimmt, mag so mancher erleichtert gedacht und flugs für den 16. März (Wahltag!) einen Ausflug geplant haben. Doch dann stellte sich heraus: Es handelte sich lediglich um einen Testlauf. Rein fiktiv. Abgesehen von den Klarnamen der Kandidaten. Na sowas. Schon erstaunlich, dass man die Darstellung einiger schnöder Diagramme und Tabellen auf einer Website wochenlang vorher öffentlich testen muss, obwohl man die gleichen Dinge natürlich auch schon bei früheren Anlässen angewendet hat. Bei der Kommunalwahl 2013 zum Beispiel, auch mit vorherigem Testlauf. Bei dem gewann damals dieselbe Partei wie diesmal – die CDU. Na sowas.

Verantwortlich dafür ist die Henstedt-Ulzburger Software- und Administrationsfirma „RightVision“. Deren Geschäftsführer Frank Bueschler gehört zum Vorstand des CDU-Ortsverbandes Henstedt-Ulzburg. Ach so. Auf ihrer Homepage behauptet Bueschlers Firma, man sei flexibel und ginge gern neue Wege. Wie wäre es denn konsequenterweise mal damit, nicht bloß testweise ein Wahlergebnis zu erfinden, sondern auch die Kandidatennamen und Parteibezeichnungen zu verändern? Daraus ließe sich sogar ein Geschäftchen machen: Für eine Summe X wird Elfriede Mustermann zur Testlauf-Bürgermeisterin. Wäre doch ein prima Geburtstagsgeschenk. Man könnte für die Testlauf-Kandidaten auch wundervolle Gaga-Parteien erfinden. Ein Restrisiko bliebe allerdings: Am Ende würde Elfriede Mustermann, Gaga-Partei, vielleicht tatsächlich zur Bürgermeisterin gewählt.

Aber das nähmen wir billigend in Kauf.