Die Straße zwischen Wakendorf II und Nahe ist stark reparaturbedürftig. Das Land setzt allerdings andere Prioritäten

Wakendorf II/Nahe. Bisher war die Landesstraße 75 (L75) eine willkommene Abkürzung: Wer von Norderstedt, Tangstedt oder Henstedt-Ulzburg mit dem Auto in Richtung Bad Segeberg fahren und sich die gerade zu Stoßzeiten stark frequentierte Bundesstraße 432 wenigstens etwas ersparen wollte, der wählte gerne den Weg über Wakendorf II und Nahe. Rund sechs Kilometer, wenig Verkehr, höchstens einmal etwas Gedrängel hinter einem Trecker oder Mähdrescher.

Zum Ärger der anliegenden Gemeinden hat sich die Lage jedoch gravierend verschlechtert. Zunächst entschied sich der zuständige Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) Ende 2013, eine Tempo-50-Zone einzurichten. Warum, wurde per Beschilderung mitgeteilt: „Straßenschäden“.

Das ist nichts Neues, sondern ein Problem, das seit Jahren besteht. Die Straße ist an den Seiten abschüssig, die Fahrspuren sind eng und wurden erst nachträglich zumindest markiert, die Schlaglöcher sind gerade im mittleren Teilstück beträchtlich. Kein Wunder, dass der LBV hier regelmäßig kontrolliert – Bürger haben beobachtet, dass dies mehrmals pro Woche geschieht und dass im Zweifelsfall provisorisch mit Kaltasphalt ausgebessert wird.

Ein Dauerzustand kann das nicht sein. Daher wuchs die Hoffnung etwa bei Hans-Hermann Schütt, Bürgermeister von Wakendorf II, dass die Reduzierung auf Tempo 50 gleichbedeutend sei mit einer baldigen, grundlegenden Sanierung.

Über das Amt Kisdorf ging eine schriftliche Anfrage an den LBV, der allerdings beschied: „Infolge der beschlossenen Haushaltskonsolidierung des Landes und der damit verbundenen, begrenzten finanziellen Möglichkeiten ist die erforderliche Maßnahme aus heutiger Sicht in absehbarer Zeit nicht finanzierbar, zumal die L75 in der landesweiten Dringlichkeitsreihung nicht zu den prioritären Projekten gehört.“ Die unerfreuliche Nachricht: Schäden werden daher weiterhin wie bisher je nach Auftreten behoben, während die Beschränkung auf Tempo 50 fortbesteht.

Für Bürgermeister Schütt ist dies eine herbe Enttäuschung. „Als Tempo50 eingerichtet wurde, dachten wir, dass die Sanierung Priorität hat. Aber für mich ist das Schreiben eine klare Absage. Ich finde das unmöglich, das Verfahren ist sehr intransparent.“

Der Verdruss wächst, zumal mittlerweile auch die Polizei mehrfach mit einem mobilen Blitzgerät im Einsatz war, um Geschwindigkeitsüberschreitungen zu erfassen. Aus der Abkürzung sei nun notgedrungen eine Schleichstrecke geworden, so Hans-Hermann Schütt, der von „dauerhaftem Schneckentempo“ spricht.

Er und sein Naher Bürgermeisterkollege Holger Fischer haben nun die CDU-Landtagsabgeordneten Katja Rathje-Hoffmann, Axel Bernstein und Volker Dornquast eingeschaltet, die unter anderem bei Wirtschaftsminister Reinhard Meyer um Verständnis für die Situation entlang der L75 werben sollen. Rathje-Hoffmann: „Ich hatte ein Gespräch mit Minister Meyer. Er war allein schon über den Ton des Schreibens erstaunt.“ Die Sachlage werde nun erneut geprüft.

Denn ein separates Vorhaben könnte die Probleme verschärfen. Vermutlich soll noch in diesem Sommer das Teilstück der L75 innerhalb der Ortsgrenzen von Nahe saniert werden. „Dann wird voll gesperrt“, so Holger Fischer. Sprich: Es wäre sowieso nicht mehr möglich, von Wakendorf II kommend die B432 zu erreichen.

Und das, obwohl nach letzter Zählung täglich 5000 Fahrzeuge die L75 nutzen. Daher sagen Fischer und Schütt, dass möglichst der Abschnitt in Nahe als auch die Strecke zwischen beiden Gemeinden in einem Zuge saniert werden müsse. Aber ob das Land diese Auffassung teilt und seine Prioritäten nachträglich ändert, lässt sich derzeit nicht abschätzen.