Joscheba liebt den Groove, den Blues, den Jazz. Und sie hat die Stimme dafür. Und die Band, die ihr mit Klavier, Bass, Gitarre und Schlagzeug ein sicheres Fundament für ihre Songs hinlegt.

Norderstedt. In der Norderstedter Vicelin-Kirche begeisterte sie mit ihrem eigenwilligen, herben und auch wieder verletzlichen Ausdruck das Publikum. Und dankte mit einer Zugabe, die zum Höhepunkt geriet.

Mit dem Song „The Windmills Of Your Mind“, den Michel Legrand 1968 komponierte, ging Joscheba Schnetter eine ganz eigene, sehr intensive Liason ein. Die Sängerin mit der klaren und doch so weich gezeichneten Stimme und dem sanften Timbre deutete den Song nach den traditionellen ersten Takten modern, in einigen Sequenzen fast atonal, immer aber voll innerer Faszination, die gerade durch gewollte Disharmonien entsteht. Trotzdem blieb ein Rest Romantik gepaart mit tiefer Melancholie.

Ihre Band reduzierte den Song teilweise auf den Rhythmus, setzte neue Tempi, verzerrte. Johannes Wennrich setzte den Hall auf seine Gitarrenklänge, harte Riffs wurden durch die Gegensätzlichkeit melodischer Klänge vom Klavier verstärkt. Joscheba hauchte die letzten Texte, bevor Buggy Braune am Flügel diese unvergessliche Interpretation mit einem krachenden Akkord beendete.

Mit „Both Sides Now“ eröffnete Joscheba das Konzert und gleich zog sie ihr Publikum mit ihrem Groove in den Bann. Die Sängerin setzt sowohl in Coversongs als auch in eigenen Liedern auf die Melancholie des Lebens. Sie scheint die Musik immer wieder ergründen zu wollen, oft staunend wie ein Kind, das neue Töne entdeckt.

Beispielsweise ihr Song Memories. „Ich habe den Song geschrieben, als ich nach einer Beziehung seine Sachen in Kartons räumte und mir einfiel, dass ich auch im Kopf viele Sachen habe, die ich in Kartons packen möchte“, sagte Joscheba und ließ einen tiefen Blues folgen, in dem sie Gitarrist Wennrich Raum für ein formidables Solo gab.

„Die Band macht, dass es mir gut geht“, kündigte sie den Song „You Taught My Heart To Sing“ an, ein Lied, in dem sie sich als Meisterin der Vocalismen erwies.

Aus Indien brachte sie eine selbst komponierte und geschriebene Hymne auf ein neunjähriges behindertes Mädchen mit, das gerade seine Mutter verloren hatte, aber sich mutig dem Leben stellte. „Never Said – Chans Song“ atmet in jeder Note „I Will“. Indische Klangfarben, schneller Rhythmus und teils jaulende Effekte von Drummer Konrad Ullrich erzählen eindringlich vom Schicksal des Mädchens.