In Kaltenkirchen sollen begabte Schüler besonders gefördert werden. Viele Unternehmen haben bereits gespendet

Kaltenkirchen . Eine Schülerin lernt Isländisch, ein Junge arbeitet an einem eigenen Hörspiel. Nebenan geht es um neue Gadgets fürs iPhone und die Frage, warum ein Flugzeug eigentlich fliegt. Die Themen stehen nicht auf dem Lehrplan, gehören für einige Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Kaltenkirchen jedoch zu ihrem wöchentlichen Programm. Die Jungen und Mädchen sind besonders begabt und arbeiten an eigenen Projekten, während ihre Klassenkameraden noch Themen büffeln, die sie selbst schon locker drauf haben. Fachleute sprechen vom Drehtürmodell.

Die Kaltenkirchener Gymnasiasten haben fast alles, was sie für ihre Arbeit benötigen: Intelligenz, die Unterstützung der Schule und die Freiheit, sich ausführlich und kreativ mit anspruchsvollen Fragen zu beschäftigen. Nur eines fehlt ihnen: ein eigener Raum. Und Geld von Sponsoren.

Im Sommer dieses Jahres sollen im Gymnasium nun die Bauarbeiten für die Lernwerkstatt beginnen, in der besonders begabte Schüler an ihren Projekten arbeiten können. In einen bislang ungenutzten Lichthof über der Cafeteria der Schule ziehen Bauarbeiter eine Decke ein und werden einen neuen Raum schaffen. Ungewöhnlich ist die Finanzierung: 20.000 Euro hat die Stadt Kaltenkirchen bereitgestellt. Den Rest der noch fehlenden 95.000 Euro bringen – so jedenfalls der Plan – Sponsoren auf.

Etwa 8000 Euro werden auf die Ausstattung des neuen Raumes entfallen, der Rest sind Baukosten. Ausgestattet wird der neue Raum mit Einzel- und Gruppenarbeitsplätzen, Computern, Fachliteratur und Fachzeitschriften, Spiel- und Lernmaterialien sowie Präsentationsmedien wie Flipchart und Beamer.

Das Unternehmen Dodenhof hat bereits 10.000 Euro überwiesen. Auch andere namhafte Kaltenkirchener Unternehmen wie beispielsweise Jungheinrich, Interturbine, Wiska und die Sparkasse Südholstein sowie der Rotary Club haben Geld für die Lernwerkstatt zur Verfügung gestellt. Noch fehlen die letzten 20.000 Euro, doch Orientierungsstufenleiter Malte Schulz ist zuversichtlich, das fehlende Geld zusammenzubekommen. „Irgendwie werden wir die Lücke schon schließen können“, sagt er.

Trotz mehrerer Anbauten in den vergangenen Jahren fehlen im Gymnasium immer noch Räume. 1250 Schüler besuchen die Schule mit ihren 50 Klassen. Schulz spricht von Raumnot. Umso erfreuter ist er, dass sich für die Lernwerkstatt eine Lösung gefunden hat. Das Projekt wird unterstützt von der Stadt und dem Förderverein des Gymnasiums.

Das Drehtürmodell, an dem 70 bis 80 Kinder teilnehmen, steht den Begabten ab der zweiten Hälfte der Klasse fünf bis zum zwölften Jahrgang offen. Die Schüler werden jahrgangsübergreifend in drei Gruppen aufgeteilt, die sich in der Lernwerkstatt treffen werden. „Die Themen werden nicht vorgegeben“, sagt er und betont die Bedeutung der Teamarbeit. Benotet wird die Arbeit nicht; die Schüler müssen den versäumten Stoff im regulären Unterricht nachholen. „Das ist für diese Kinder ein Leichtes“, sagt er.

Das Gymnasium ist seit 2011/2012 eine „Schule inklusive Begabtenförderung“

Schulz hält die Begabtenförderung für einen Beitrag zur Inklusion, da sie für die Integration der Begabten sorge. „Wo soll das stattfinden, wenn nicht am Gymnasium?“, sagt er. Diese Form der Inklusion sei erforderlich, da die besondere Begabung allein kein Garant für eine gute Schullaufbahn sei. Das Gymnasium gehört seit dem Schuljahr 2011/12 zu den Schulen in Schleswig-Holstein, die am sogenannten SHiB-Projekt („Schule inklusive Begabtenförderung“) des Landes teilnehmen. Das Drehtürmodell wird in Kaltenkirchen bereits seit 2010 praktiziert.

Sponsoren sollten sich im Rathaus im Büro von Bürgermeister Hanno Krause (Telefon 04191/939112) oder im Gymnasium unter 04191/3001 melden.